Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Geschirr aufzuräumen. „Ich muss drüber nachdenken!“ Damit ging sie zur Küchenzeile, um Gläser und Teller in die Lade zum Geschirrspüler zu stellen.
Rogers lächelte Mayra an, zwinkerte ihr zu und sagte leise: „Wenn du deine Mutter überzeugen kannst, weißt du ja, wie du mich erreichst.“
Mayra lachte. „In Ordnung!“ flüsterte sie zurück.
Kapitel 5
In dieser Nacht konnte Mayra nicht einschlafen. Die Reise nach Terrestra, das war ihre Chance! Es war wahrscheinlich ihre einzige Chance, wollte sie dem entkommen, dass ihre Mutter sie auf ihre Wahltournee mitnahm. Nachdem sie Stunden wach gelegen hatte, sich von einer auf die andere Seite gewälzt hatte, gab Mayra schließlich auf und sagte: „Licht!“ Sofort wurde es in ihrem Zimmer heller, wenn auch nur im etwas schummerigen Nachtmodus. Die Wände waren der Uhrzeit entsprechend in beruhigendes Dunkelblau gefärbt. Mayra setzte sich auf und ging hinüber zum Badezimmer.
Sie war nicht die Einzige, die nachts wach war. Durch die Scheiben der Fenster konnte sie die vielen Stehgleiter erkennen, mit denen Bürger auf den vorgesehenen Lichtbahnen durch die Häuserfluchten Unionias flitzten, fast genauso dicht hintereinander wie zu jeder anderen Zeiteinheit. Mayra fühlte sich besser, wenn sie ihren eigenen Schlafrhythmus an die Umdrehungen, an den Tag-Nacht-Wechsel Unionias anpasste, aber damit war sie eher die Ausnahme.
Im Bad, dessen Wände und Becken aus grünem, gummiartigen Material bestanden, an dem man sich nicht verletzten konnte, spritzte sie sich etwas Wasser ins Gesicht. Mayra schaute in den Spiegel und eine faszinierend schöne Frau blickte sie an. Mayra stöhnte auf. „Normalmodus!“ sagte sie laut und deutlich. Der Spiegel hatte von Anfang an eine Macke, verstand Sprache ausnehmend schlecht und zeigte statt des Abbilds des Betrachters meist das des Avatars der Wahl. Mayra hatte nie einen ausgewählt und so schaute sie erst auf die voreingestellte vollbusige Blondine Mitte 20, dann auf Störfelder, bis der Spiegel es schaffte, in die Spiegelfunktion zu gehen, und Mayra ihr eigenes, etwas ängstlich dreinschauendes Bild zu zeigen. Die rotbraunen Locken hingen ihr wirr ins Gesicht, was den im Bad integrierten Friseur veranlasste, einen Kamm auszufahren. Ohne wirklich hinzusehen, nahm Mayra ihn und legte ihn an das Waschbecken.
Mayra sah sich in die Augen. „Wie bekomme ich es hin, dass ich auf Terrestra in die Ferien darf? Na, Spiegelbild, was sagst du?“
„Du musst deine Mutter dazu bekommen, dass sie selbst will, dass du zu deinem Opa in den Urlaub fährst!“, sah sie sich selbst im Spiegel antworten.
„Was will meine Mutter mehr als alles andere?“, fragte sich Mayra.
„Dass ihre Tochter gesellschaftlichen Erfolg hat, dass sie auf sich aufmerksam macht!“
Mayra grinste. „Spiegelbild, ich habe eine Idee!“ Ihr Spiegelbild lachte vergnügt zurück.
Am nächsten Morgen war Cassiopeia schon so früh in ihr Büro geflogen, dass Mayra sie nicht mehr zu Hause erwischte. Daher rief sie eine Übertragung auf.
„Mayra, was ist denn? Ich habe nicht viel Zeit!“ Ihre Mutter war ganz die kompetente Senatorin.
Mayra fiel es schwer zu sagen, was sie wollte, und sie druckste rum: „Äh, weißt du …“
„Mayra, was?“, fragte Cassiopeia ungeduldig.
„Die Ferien, äh, das Schulprojekt. Ich muss doch nächstes Jahr ein Projekt für die Schule abliefern.“
„Ja, und?“ Ihre Mutter wandte sich um und sagte zu einer Person, die nicht zu sehen war: „Ich komme gleich!“
„Das Schulprojekt, ich will es über Terrestra machen. Das hat sonst niemand“, beeilte Mayra sich zu sagen.
Ihre Mutter hörte kaum zu. „Terrestra? Das glaube ich kaum! Mayra, ich muss jetzt los. Bis heute Abend!“ Damit verschwand die Übertragung.
Doch Mayra ließ sich davon nicht unterkriegen. „So leicht gebe ich nicht auf!“, sagte sie zu der Stelle, wo die Übertragung ihrer Mutter gerade noch gewesen war.
Kapitel 6
Was jetzt zu tun sei, wollte Mayra unbedingt mit Fredi besprechen. Sie hetzte zur Schule, rannte durch das Portal, wich schwungvoll Mitschülern aus, die sie fast anrempelte und die ihr hinterher schimpften, hetzte um die Ecke links in den Gang, der hoch zu Fredis Lernkammer führte, und krachte mit voller Wucht mit Kareel zusammen. Mayra verlor das Gleichgewicht, und wenn Kareel sie nicht am Arm gepackt und sie gestützt hätte, wäre sie hingefallen. Mayra sah hoch in Kareels dunkle Augen, die sie amüsiert anblickten. So nah
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