Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
zu Besonderes. Eine lebendige, verlorene Kolonie, das ist doch geradezu unglaublich. Da musst du mehr draus machen!“
Mayra seufzte tief und von Herzen auf. „Also was dann? Eigentlich kann es nur das Schulabschlussprojekt sein. Damit hätte ich zwar noch ein bisschen Zeit, aber ich könnte schon damit anfangen.“
Fredi hatte sein Glas mit beiden Händen umfasst, wärmte sich die Finger. „Du könntest es sogar abgeben. Keiner zwingt dich, mit der Abgabe eines exzellenten Projekts zu warten, bis du 20 bist.“
Mayras Augen wurden verträumt. „Die Geschichte Terrestras, die Geschichte einer verlorenen Kolonie von den Anfängen bis heute.“
Fredi nahm noch einen Schluck warmes Wasser. „So oder so ähnlich.“
Mayra grinste. „Das wird funktionieren. Das muss funktionieren!“
Kapitel 7
Am Nachmittag war Mayra mit ihrer Mutter im Bekleidungsviertel verabredet, selbstverständlich in der Straße mit den ganz besonders teuren Geschäften. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass Mayra sich ein neues Kleid für den Empfang der Bierbrauer besorgte. Mayra wartete schon eine Viertelstandardstunde, als ein Senatsgleiter neben ihr landete. Die Passagiertür ging auf. Ihre Mutter sagte zu dem Piloten noch: „Holen Sie mich bei Bayan um genau 17 Standard ab!“
Ohne die Antwort des Flugkapitäns abzuwarten, stieg sie aus und gab Mayra Küsschen links und rechts auf die Wange. Der Gleiter startete wieder. „Entschuldige, Kleines!“ Nun tätschelte Cassiopeia ihrer Tochter die Wange. Mayra drehte ihren Kopf weg. Sie hasste es, wenn ihre Mutter sie öffentlich tätschelte wie ein Kleinkind. Die tat so, als ob sie es nicht bemerkte, nahm Mayra am Ellbogen und steuerte sie zielbewusst zwei Boutiquen weiter zu Bayan. Dabei redete sie weiter. Mayra schien es, als ob sie nicht einmal Luft holte. „Sämtliche Oppositionspolitiker scheinen sich heute verabredet zu haben, ihre Redezeit bis auf die letzte Tausendstelsekunde auszunutzen. Es war unerträglich, Mayra, unerträglich. Und ich musste bleiben. Musste bleiben, denn für die Abstimmung zum Tarifabkommen für Kleingemüse zwischen Planeten der zweiten und dritten Föderationsklasse wurden alle unsere Stimmen gebraucht.“
Damit waren sie vor Bayan angekommen. Energischen Schritts betrat Cassiopeia den Laden. Mayra zögerte einen Augenblick. „War ja klar!“, dachte sie. Bayan war der angesagteste – und teuerste – Modedesigner der jüngeren Generation. Mayra war sich nicht sicher, ob sie mit egal welchem Kleid von ausgerechnet Bayan glücklich würde.
„Ich habe einen Termin!“, verkündete ihre Mutter im Geschäft. Ihr bestimmtes Auftreten und ihr Designerkleid hätten ihr die sofortige Aufmerksamkeit der drei Verkäuferinnen gesichert, selbst wenn sie keinen Termin gehabt hätte. Cassiopeia trug heute eine Kreation von Ururi, der großen Konkurrentin Bayans. Mayra hielt diese Kleidungswahl für keinen Zufall. So war Bayan gezwungen, Ururi zu übertreffen, und die beste Beratung für Mayra gesichert.
Auf die beste Beratung hätte Mayra gerne verzichtet, denn die Oberverkäuferin, eine Matrone mit leichtem Übergewicht, die versuchte, durch ausgefallene Schminke jünger zu wirken als sie war, befand die Angabe ihrer Kleidergröße als nicht ausreichend. Mayra wurde von ihr in eine Kammer geschubst, wo sie angewiesen wurde, sich auszuziehen, damit „der Apparatus“ ihre genauen Maße nehmen konnte. Widerwillig zog Mayra ihre Schuhe, die graue Jacke, den weißen Pulli und die ebenfalls graue Hose der Schuluniform aus. „Auch die Unterwäsche?“, fragte sie laut aus der Kammer heraus.
„Auch die Unterwäsche, Herzchen!“, flötete ihre Mutter zurück.
Mayra war das zu blöd. Sie behielt die Unterwäsche an.
„Der Apparatus“ brummte leise, gab ein Piepsen von sich und die Verkäuferin rief: „Sie können jetzt wieder herauskommen. Die Kleider liegen für sie bereit zum Anprobieren!“
Aus dem Lager waren nach Mayras Maßen Modelle bereits in den Verkaufsraum geliefert worden. Die Verkäuferin rümpfte die Nase, als das erste Kleid, das Mayra anprobierte, zu weit war. Während ihre Mutter mit Mayra schimpfte, korrigierte die Modeberaterin die Maße minus die Unterwäsche Mayras, und die Kleider landeten in der richtigen Größe erneut im Verkaufsraum.
Das erste Kleid war aus einem rot schimmernden Material in der Farbe ihrer Haare. Das fand Mayra zwar ganz hübsch. Aber es hatte eine Korsage, die ihr die Luft abschnürte. Das kam für Mayra
Weitere Kostenlose Bücher