McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
eigenes Feuerholz mitzubringen, Junge, aber im Augenblick brauche ich nicht soviel davon.«
»Das soll seine Gitarre werden«, erklärte Bunny.
»Ach, wirklich?« fragte Clodagh, und ihre Augen weiteten sich ein Stück weit in leiser Neugier.
»Nur ein Teil davon«, warf Diego ein. Er war sechzehn Jahre alt, ein schüchterner, dunkler Junge mit schönen Augen und einer störrischen Welle im schwarzen Haar, die ihm immer wieder in die Stirn fiel. Als er nach Petaybee gekommen war, hatte er noch mit den Hautproblemen zu kämpfen gehabt, wie sie für junge Heranwachsende typisch waren, doch die trockene Luft des Planeten hatte dem ein Ende gesetzt. Seine Stimme war in einen wohltönenden Bariton übergegangen, und er entwickelte sich immer schneller zu einem prachtvollen Burschen. »Dieses Holz… Onkel Seamus sagte, es sei gut abgelagerte Zeder… ist wahrscheinlich prima für den Hals. Für den Resonanzkörper habe ich zwar noch nichts gefunden, aber…«
»Der Planet wird schon irgend etwas beibringen, mach dir da mal keine Sorgen«, teilte Clodagh ihm mit und gewährte ihm jenes breite, sonnige Lächeln, das, zusammen mit dem Wasserfall aus welligem schwarzem Haar, welches sie im Augenblick mit einem Band zusammengerafft hatte, ihre zweite große Schönheit darstellte. »Und jetzt komm, hilf mir mal.«
Eine weitere vertraute Stimme ertönte an der Tür. »Ich kann einiges davon für dich nach draußen tragen, Clodagh, wenn du bereit bist.«
Yana drehte sich um und erblickte den berühmten Dr. Whittaker Fiske – seines Zeichens Hauptanteilseigner und Mitglied im Aufsichtsrat der Firma –, in dem schweren Webgürtel, den er um die dunkelgraue Drillichhose trug, einen Hammer gesteckt. Clodaghs Knochenwebermedizin und die modernen Behandlungsmöglichkeiten, die der Firmenelite zur Verfügung standen, hatten seinen gebrochenen Arm und das verletzte Bein in den vergangenen sechs Wochen weitgehend auskuriert: Jetzt trug er nur noch einen leichten Stützverband und zog kaum noch merklich beim Gehen das Bein nach. Er trug einen marineblauen Strickpullover, dazu eine passende leichte Stoffmütze, die er ziemlich keck schräg über ein Ohr geschoben hatte. Er stand mit in die Hüften gestemmten Händen da, grinste breit und sah außerordentlich selbstzufrieden aus.
»Dr. Fiske!« rief Yana. »Wie sind Sie denn hierhergekommen?«
»Zu Fuß«, erwiderte er. »Großartige Therapie, Spaziergänge. Als ich auf der Erde stationiert war, bin ich die ganze Zeit durch die Berge um Trondheim gewandert. Macht einen um Jahre jünger.«
Sean warf Fiske einen schrägen Blick zu, obwohl das Lächeln dabei nicht von seinem Gesicht wich. Er kannte den Doktor gut genug, um zu wissen, daß er auf Petaybees Seite stand. Trotzdem war und blieb Whit Fiske ein Außenstehender im Dienst der Gegner. Wenn Clodagh keine Probleme mit ihm hatte, würde wohl niemand Einwände erheben, überlegte sich Yana. Doch nun lag eine Spannung in der Luft, die es vorher nicht gegeben hatte.
»Dr. Fiske«, sagte Yana und nahm ihn am Arm, »ich wußte gar nicht, daß Sie so handwerklich gesinnt sind.«
»Wir Weltenbauer sind eben vielseitige Menschen«, antwortete er.
»Es gibt da eine Kleinigkeit, die ich gern unter vier Augen mit Ihnen besprechen möchte«, sagte sie.
»Gut, nach der Versammlung also«, antwortete er zu ihrem Erstaunen. Er tätschelte ihr die Hand und löste ihren Arm. »Clodagh hat mich ausdrücklich gebeten zu bleiben. Wenn ich das Firmeninteresse an einer optimalen Ausnutzung Petaybees vertreten und zugleich die Integrität des Planeten und die Autonomie seiner Bewohner gewährleisten soll, muß ich schließlich auf allen Gebieten mit den Einheimischen zusammenarbeiten.«
»Na ja, wenn Clodagh es für eine gute Idee hält und Sie keinen Interessenkonflikt befürchten…«, meinte Yana. »Dann darf ich Sie wohl auch fragen, ob Sie uns dabei behilflich sein könnten, genügend Treibstoff zu beschaffen, um mit einem Flugzeug zum Südpol zu fliegen?«
»Ja, das könnte ich wohl«, erwiderte er und zwinkerte ihr über die Schulter gewandt zu, als er vortrat, um Clodagh beim Aufstehen behilflich zu sein.
Bunny und Diego schafften sämtliche Keimlinge beiseite. Bald trafen immer mehr Leute ein und drängten sich in Clodaghs winzigem Haus – zwanzig Personen auf einer Fläche, die höchstens einem Dutzend bequem Platz geboten hätte. Clodagh erklärte den Dorfbewohnern, was die Katzen ihr mitgeteilt hatten. Niemand äußerte Zweifel
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