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McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

Titel: McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Herz des Eisplaneten
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ebenso stolz wie verängstigt auf ihn war. »Aber ich habe ein Lied zu singen…«
    Bunny atmete insgeheim erleichtert auf. Diego lernte wirklich schnell dazu. Aus anerzogener Höflichkeit entkrampften sich alle Anwesenden in dem winzigen Haus gerade genug, um anzuzeigen, daß sie wohl für ein Lied empfänglich sein würden, nicht jedoch für weitere Worte, die sich gegen ihren Shanachie richteten. Unter all den angespannten Mienen bemerkte Bunny nur eine – die des hellhaarigen Jungen Krisuk –, die nicht denselben abwehrenden, halb verschreckten Ausdruck hatte. Sie hatte Krisuks Gesichtsausdruck zuerst mit Mißmut verwechselt, doch als Diego sprach, entspannte sich das Gesicht des Jungen, und Bunny erkannte, daß er sehr zornig war – und zwar nicht auf sie.
    Als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan und es nicht erst in den letzten Monaten gelernt, hob Diego nun den Kopf, die Augen halb geschlossen, und sang das Lied, das er für das Latchkay von Kilcoole komponiert hatte.
    Ich bin neu gekommen, im Sturm, hierher.
    Ein Sturm des Herzens und der Seele.
    Ich suchte und fand den Sturm mit Lavelle.
    Sie rettete mich, als der Schlitten stürzte.
    Mit der Hitze ihres Körpers rettete sie mich.
    Mit dem Witz ihres Geistes rettete sie auch meinen Vater.
    Rettet mich, die Höhle zu sehen, von der alle sagen, ich hätte sie nicht geschaut.
    Doch ich schaute die Höhlen und das Wasser und das Schnitzwerk von Wind und Regen.

    Ich schaute den glitzernden Schnee wie Geschmeide auf Tuch.
    Ich schaute die winkenden Zweige, das sprechende Wasser, die Antwort des Eises, das Lachen des Schnees.
    Ich schaute die Tiere des Wassers, der Erde, und auch diese sprachen zu mir.
    Sie waren gütig zu mir und gaben mir Antwort auf all meine Fragen, doch ich weiß nicht mehr, welche Fragen ich stellte.
    Ich weiß nicht mehr, welche Antwort ich hörte.
    Ich weiß nur die Höhle, die Äste, das sprechende Wasser, das lebende Eis und den lachenden Schnee.
    Ich weiß, daß ihr es auch wißt.
    So vernehmt denn mein Lied und glaubt mir.
    Denn ich schaute, was ihr geschaut habt.
    Und bin verwandelt.
    Hört meinen Gesang.
    Glaubt mir.
    »Diego ist kein Fremder auf Petaybee. Der Planet hat zu ihm gesprochen«, sagte Bunny ruhig in das respektvolle Schweigen, das jedem wahren Lied folgte. Denn sie konnte an ihrer Reaktion ermessen, daß die Connellys das Lied in seinem innersten Wesen erkannten.
    »Der Planet spricht nur zu wenigen«, meinte Iva nickend.
    »Aber hier«, versetzte Miuk mit rauher Stimme, »spricht der Planet zu Satok und zu niemandem sonst, und ihm müssen wir im Namen des Planeten gehorchen.«
    »Gut gesprochen, Miuk.« Erstauntes Keuchen, als Satok plötzlich den Kopf durch ein vorsichtig geöffnetes Fenster schob. »Gut gesungen, junger Reisender!«
    Iva erhob sich schnell und öffnete die Tür. Sie war puterrot vor Verlegenheit, daß der Shanachie eigens durchs Fenster hatte lauschen müssen, um etwas zu hören, was in ihrem Haus geschah.
    Bunny fiel sofort ein, daß dies möglicherweise erklärte, wieso er so viel von den Geschehnissen im Dorf wußte. Nachdem Satok eingetreten war, hielt er sofort auf das Bett zu, auf dem auch Bunny und Diego saßen. Doch Diego reagierte schnell und wechselte den Platz, so daß Satok neben ihm an Stelle von Bunny sitzen mußte, wie er es offensichtlich vorgehabt hatte.
    »So, junger Reisender, du meinst also, der Planet teilt dem einen Dorf dies mit, und dem anderen etwas anderes?« fragte Satok mit glitzernden Augen, den Mund spöttisch verzogen.
    »Dein Dorf liegt in der Nähe von Minen, Kilcoole hingegen nicht.«
    »Aber Lavelle hat doch gerade nach Minen gesucht, als eure Gruppe sich im Schneesturm verirrte, nicht wahr?«
    »Das haben wir, aber weit östlich von Kilcoole und sehr weit nördlich von hier«, erwiderte Diego gelassen. Bunny fand, daß er sehr viel klüger war als der Shanachie, der offensichtlich versuchte, Diego eines Widerspruchs zu überführen.
    »Was hat der Planet dir denn noch alles gesagt, daß du ein solches Lied verfaßt hast?«
    Diego blickte Satok direkt in das drohende Gesicht. »Der Planet hat mir Worte zum Singen gegeben, die ich nun gesungen habe. Jetzt ist mein Mund trocken, und wir sind weit gereist, um Iva Connelly zu besuchen und ihr für ihre Geschenke zu danken, wie auch wir Geschenke mitgebracht haben.«
    »Pah!« sagte Satok mit verächtlichem Blick auf die Keimlinge. »Es wird keine Zeit für den Anbau bleiben, wenn erst die Anweisung der

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