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McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

Titel: McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Herz des Eisplaneten
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heißen, er hat sie genommen?« fragte Bunny.
    »Meinst du, er hat sie vergewaltigt?«
    »Jedenfalls nicht sofort. Am Anfang war er doch so ein wichtiger Mann, daß es sie entzückte, von ihm auserwählt worden zu sein. Sie war schließlich das hübscheste Mädchen im ganzen Dorf, dazu eine kluge, fleißige Arbeiterin. Als sie noch jünger war, hielt man es für möglich, daß sie eine Heilerin werden könnte, wie Clodagh. Sie hat immer gesungen und sehr freundlich mit allen und jedem gesprochen.
    Aber als sie eine Frau geworden war, wurde sie ein wenig seltsam. Ich glaube, wahrscheinlich haben die Leute zu viel davon geredet, wie hübsch sie war und was für eine gute Partie sie einmal machen würde.
    Und die Burschen hier im Dorf… na ja, in ihrem Alter gab es ohnehin nicht allzu viele, und keiner von denen war der Richtige. Als Satok kam, schmeichelte er ihr mit seiner Aufmerksamkeit. Nicht nur, weil sie hübsch war. Er setzte auch auf ihre Schamanenkräfte und auf ihre Beziehung zu Petaybee, die immer sehr eng gewesen ist. Wenn ich Satok nicht so sehr hassen würde, müßte ich wohl zugeben, daß er gar nicht schlecht aussieht. Er wirkt… größer… als die anderen Burschen hier. Meine Schwester war sehr aufgeregt. Sie glaubte, sie hätte den Richtigen gefunden. Meine Eltern glaubten, sie würde ihn heiraten, aber er hat sie einfach nur dort oben zu sich geholt. Nicht, daß es allzu großer Überredung bedurft hätte.«
    Jetzt marschierten sie langsam und um einiges vorsichtiger gegen den Wind, die Köpfe zusammengesteckt, während das Haar des einen den anderen ins Gesicht wehte. Sie wollte sich anhören, was Krisuk ihnen so dringend mitzuteilen hatte. Als sie den Höhleneingang erreichten und Krisuk den Strauch beiseiteschob, der vor dem Eingang wuchs, setzte der Wind plötzlich aus, als hätte jemand ihn ausgelöscht. Geduckt traten die drei ein.

7. KAPITEL
    »Coaxtl, wach auf. Ich glaube, sie haben mich entdeckt«, flüsterte Ziegendung der Katze ins fellbesetzte linke Ohr.
    Coaxtl setzte sich und gähnte. Wer hat uns gefunden, Junges?
    »Der Heulende Hirte und seine Herde. Sie kommen, um mich zurückzuholen.«
    Coaxtl wälzte sich herum und setzte sich auf die Hinterläufe, auf die Vorderpfoten gestützt, während sie den leisen Stimmen lauschten, deren Worte nicht ganz verständlich waren. Nachdem sie einen Augenblick zugehört hatte, legte die Katze sich wieder hin.
    Fürchte dich nicht, Kind. Das ist nur die Stimme des Heims.
    Der Heulende Hirte hatte von dem Großen Ungeheuer erzählt, bei dem es sich um dasselbe Wesen zu handeln schien, das die Katze Heim nannte, und davon, daß das Ungeheuer eine Stimme besaß, obwohl der Hirte sie stets als Knurren oder Brüllen oder Zähneknirschen oder Speien oder etwas ähnlich Bösartiges beschrieben hatte. Er hatte gesagt, daß das Große Ungeheuer in allen Legenden der Erde vorkäme; er hatte von der Unterwelt gesprochen, die vom Gebein der Toten bewacht wurde, und von schrecklichen gefräßigen Feuern und Qualen. Wenn er Ziegendung oder ein anderes Mitglied der Herde bestrafen ließ, pflegte er sie daran zu gemahnen, daß das Große Ungeheuer ihnen noch sehr viel Schlimmeres antun würde, sollten sie in Sünde und Irrtum sterben, ohne durch seine Lehre auf den rechten Weg zurückgeführt worden zu sein.
    Schreckliche Schlangen und Würmer und feuerspeiende Tiere würden das Große Ungeheuer bewachen oder wären Bestandteile von ihm, und die Unterwelt beherberge alle diese bösen Dinge, sagte der Hirte. Ziegendung fragte sich, ob sie die Unterwelt wohl auch zu Gesicht bekommen würde. Bisher war sie ja nur Coaxtl begegnet.
    Die Sorglosigkeit der Katze hätte sie eigentlich wieder in ihre erschöpfte Erholung von den Abenteuern der vergangenen beiden Tage lullen sollen. Doch sie machte die Feststellung, daß die Stimmen
    – und die Möglichkeit, zur Herde zurückkehren zu müssen – sie so sehr aufgeschreckt hatte, daß sie nun nicht mehr einschlafen konnte.
    »Hast du mal gehört«, fragte sie die Katze träge, »wie es in der alten Zeit auf der Erde war, bevor wir für unsere schrecklichen Frevel und Sünden an diesen kalten Ort verbannt und dem Großen Ungeheuer ausgeliefert wurden?«
    Ziegendung erwartete die Antwort der Katze in schläfriger Vorfreude, denn trotz allem, was sie am Leben im Tal der Tränen verabscheute, und trotz aller Furcht, die sie dem Heulenden Hirten entgegenbrachte, gefielen ihr die Geschichten, die er und alle anderen in der

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