McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
eine gottverdammte Schande, was man am Raumhafen mit den wehrlosen Kaffeebohnen anstellt.« Mit einem Nicken wies sie in eine Ecke ihrer überfüllten Arbeitsstelle. »Ich mahle sie selbst, wenn ich welche brauche, und bis dahin friere ich sie ein.«
»Ist das im Augenblick nicht ein wenig schwierig?« erkundigte sich Marmion dezent.
»Nö. Nicht mal das Tauwetter kann dem Permafrost-Stauraum etwas antun.«
»Ah, ja!« machte Marmion. »Ich habe natürlich davon gelesen, daß die Permafrost-Schicht so hart ist wie gefrorenes Gestein. Aber bis jetzt war ich noch nicht darauf gekommen, wie praktisch das auch sein kann.«
»Na ja, meistens benutzen wir sie im Sommer«, meinte Clodagh.
»Dann ist guter Kaffee für Sie also eine ebensolche Rarität und Delikatesse wie für uns«, sagte Marmion und nahm dankbar einen weiteren Schluck. Die Milch im Krug war ebenfalls frisch gewesen; obenauf trieb die Sahne. Die unterschiedlich geformten Klumpen wiesen darauf hin, daß auch das Süßmittel hausgemacht war.
»So ist es«, bestätigte Clodagh.
Marmion merkte, wie etwas gegen ihre Wade preßte und senkte eine Hand, um auf einen pelzigen Kopf zu treffen, den sie gehorsam kraulte.
»Ihre Katzen können in den extremen Temperaturen von Petaybee überleben?«
»Sind dafür gezüchtet. Natürlich waren sie auch vorher schon schlau. Außerdem nutzen sie ihren Instinkt.«
»Wie die meisten hier auf Petaybee, würde ich sagen«, bemerkte Marmion und peilte damit den eigentlichen Zweck ihres Besuchs an.
Clodagh verschränkte die Arme und sagte mit Nachdruck: »Wir haben gelernt, hier zu leben. Ich möchte nirgendwo anders sein.«
Eine der klügsten, scharfsinnigsten Frauen, der sie je begegnet war, entschied Marmion anerkennend.
»Ich möchte Sie auch nirgendwo anders sehen müssen als hier in Ihrem Zuhause, wo Sie jenen, die das Glück haben, hierherzufinden, Ihre hervorragende Gastlichkeit angedeihen lassen, Frau Senungatuk«, fuhr Marmion fort. »Es ist ja so selten geworden, daß man auf Menschen stößt, die zufrieden damit sind, was sie sind und wo sie leben.«
Clodagh musterte sie einen Augenblick, betrachtete Marmions praktische, aber elegante Kleidung und studierte ihr ausdrucksstarkes Gesicht.
»Wenn man nicht weiß, wer man ist oder wo man hingehört, kann das eine Menge Probleme geben. Dieser Planet ist kein Ort, an dem es sich leicht lebt. Aber wir sind nichts anderes gewöhnt und kommen gut zurecht.«
Unausgesprochen, aber deutlich vernehmbar blieben die Worte: solange man uns in Ruhe so leben läßt, wie wir es möchten.
»Hätten Sie vielleicht noch eine halbe Tasse Kaffee für mich, Frau Senungatuk?« fragte Marmion, die Finger um ihre Tasse geschlungen, damit es nicht so aussah, als würde sie diese Sonderportion geradezu erwarten.
Clodaghs Miene verlor ihre Angespanntheit, und die Züge weichten zu einem Lächeln auf. »Bitte nennen Sie mich Clodagh. Daran bin ich mehr gewöhnt.«
»Meine Freunde nennen mich Marmion. Selbst Marmie ist erlaubt.«
Und die außerordentlich reiche, außerordentlich kluge Dame Algemeine streckte ihre Tasse vor, so unprätentiös wie jede andere Bittstellerin auch.
»Sie auch, Faber Nike?« fragte Clodagh, nachdem sie Marmion etwas mehr als die Hälfte ihrer Tasse vollgeschenkt hatte.
»Hätte nichts dagegen… Clodagh.«
Clodagh goß auch ihm noch etwas Kaffee ein; dann reichte sie wieder die Brötchen herum.
»Ich hatte gehofft, noch mehr Leute in Kilcoole kennenzulernen, Clodagh«, fuhr Marmion in etwas forscherem Tonfall fort. »Ich bin hier, wie Whit Ihnen wahrscheinlich schon mitgeteilt haben dürfte, um die ungewöhnlichen Ereignisse zu untersuchen, für die man dem Planeten augenscheinlich die Schuld gibt.«
»Den Planeten trifft keine Schuld, Marmion«, erwiderte Clodagh mit einem Grinsen und einer abwinkenden Handbewegung. »Der Planet tut nur, was erforderlich ist – den Leuten zeigen, was er haben will und was man ihm nicht antun soll. Sie hätte es ja auch nicht gern, wenn man einen Haufen Löcher in Ihren Vorderhof gräbt oder Stücke aus Ihrem Garten heraussprengt. Whittaker hat das klar und deutlich begriffen, nur sein Sohn nicht. Und einige andere auch nicht – aber die, die es verstanden haben, haben dafür sehr gründlich verstanden.«
»Und Sie wissen, daß der Planet das aus eigener Erkenntnis heraus getan hat?« fragte Faber mit sanfter Stimme, wie er es immer zu tun pflegte, wenn er verhindern wollte, daß die Leute ihm vor Schreck mit
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