McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
dessen ergriff er auch noch die andere. »Die Hündin? Ich habe ihr den gottverdammten Schädel eingeschlagen. Sie hätte eigentlich klug genug sein müssen, den Shanachie nicht zu verbellen. Die anderen Hunde haben es auch gelernt. Mach nur. Schrei ruhig. Ich warte bloß darauf, daß dein Freund zu deiner Rettung herbeieilt. Dann kann ich ihn dort hinschicken, wo auch seine Hündin gelandet ist.«
Bunny schrie tatsächlich. Sie trat aus und brüllte. Doch während sie das tat, schleppte er sie den Weg zu seinem Haus hinauf, wobei im dunklen Dorf unter ihnen keine Lampe aufflammte, keine Gesichter aus den Fenstern oder Türen spähten, um nachzusehen, was hier wohl los sein mochte. Weder bei den Connellys noch sonstwo.
Während er sie verschleppte, streifte Bunnys Hand immer noch warmes Fell. Es war klebrig; es konnte nur vom Blut der treuen Hündin stammen.
Aber die Jungen mußten sie doch gehört haben. Sie mußten einfach!
Einmal glaubte Bunny, das Schimmern kupferner Augen hinter den Felsen zu erblicken, die sie umgaben, doch davon abgesehen gab es keinen Zeugen ihrer Entführung.
Als sie sich ein gutes Stück oberhalb des Dorfs und des Höhleneingangs befanden und noch immer keine Hilfe erschienen war, beschloß Bunny, ihre Kräfte für später aufzusparen, und so leistete sie nur symbolischen Widerstand,: als der Mann sie zu seinem Haus brachte.
Zahlreiche Vorgebäude warfen ihre Schatten über die felsige Bergweide, wo das massive Steinhaus stand. Es war das prachtvollste Haus, das Bunny je gesehen hatte; nicht das winzigste Stück Schrottabfall war für den Bau verwendet worden. Dicke Steinmauern, ein Dach aus einem widerstandsfähigen Material, das Bunny von ihren Fahrten zum Raumhafen her kannte, weil es auch die derartigen Baracken bedeckte, und echte Fenster aus dickem Plastglas, schwer verhangen.
In einem Korral, der mit einem hohen Zaun eingefaßt war, standen zahlreiche Lockenfelle, darunter auch Diegos Cisco und Bunnys Darby. Draußen im Freien war, nur ein kleines Stück vom Haus entfernt, ein Hundegespann angebunden; die Tiere feuchten und knurrten und hatten trotz ihres roten Fells ungefähr soviel Ähnlichkeit mit den sanften, intelligenten Fuchshunden von Kilcoole wie mit einem Karibu. Bunny konnte selbst im eisigen Wind noch den Gestank ihres Kots riechen.
Satok mißdeutete das Nachlassen ihres Widerstands und den forschenden Blick, mit dem sie sein Anwesen begutachtete.
»Aha, du bist also beeindruckt, wie? Schön, Mädchen. All dieser behagliche Luxus steht dir zur Verfügung, wenn du nur nett bist und tust, was man dir sagt. Und jetzt komm rein, die Nacht ist noch jung.«
Sie versuchte sich wieder zu wehren, aber er war sehr viel stärker als sie und in der überlegeneren Position. Sie wußte zwar, daß ihre Fluchtchancen erheblich größer sein würden, wenn er sie erst einmal ins Haus geschafft hatte – allerdings auch die Gefahr, die ihr von ihm drohte –; aber sie dachte auch daran, daß das Geheimnis des Banns, den er auf diese Leute ausübte, die es nicht einmal wagten, einem schreienden Mädchen zu Hilfe zu eilen, möglicherweise im Innern dieses stolzen Hauses zu finden war.
Bunny staunte über sich selbst, darüber, wie kühl und berechnend sie doch war. Ihre Wut über das, was er Dinah angetan hatte, diesem Planeten und diesen Menschen, hatte sich in eine kalte Gelassenheit verwandelt, so kalt wie die tiefe Einsamkeit, die sie in der Höhle empfunden hatte. Hier war sie sogar noch einsamer, mit einem Mann, der verrückt sein mußte, auch nur den Versuch zu unternehmen, dem Planeten dies anzutun. Bunny wußte, daß sie bei klarem Verstand bleiben mußte, wenn sie in Erfahrung bringen wollte, was es zu ermitteln galt, und wenn sie verhindern wollte, daß er Diego und Krisuk ebenso skrupellos umbrachte, wie er Dinah ermordet hatte.
Er zerrte sie hinein. Sie streckte die Waffen nicht völlig, denn das könnte ihn mißtrauisch machen, und außerdem, hatte sie ohnehin ihre liebe Mühe damit, die Panik zu unterdrücken, die sie schon bei dem bloßen Gedanken daran überfiel, jetzt allein mit ihm in seinem Haus zu sein.
Es ist kaum verwunderlich, daß er sich hier eine Frau wünscht, war Bunnys erster Gedanke. Es war ein einziges Durcheinander. Der zweite Gedanke ging dahin, daß es ein interessantes Durcheinander war. Sie hatte gar nicht gewußt, daß es auf Petaybee außerhalb des Raumhafens (und möglicherweise Seans Labor) soviel technisches Gerät geben konnte.
Zwei
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