McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
gefunden, Seans Sachen zusammenzupacken, damit Diego keine Fragen stellte, die sie ihm nicht hätte beantworten können. Der Junge war schon entsetzt genug von der Vorstellung, daß Sean Shongili ganz allein weitergegangen war.
»Der ist doch verrückt! Wie will er denn in einem arktischen Ozean überleben? Ich verstehe dich nicht, Bunny. Wie kannst du nur in aller Seelenruhe dasitzen und frühstücken, als wäre heute ein Tag wie jeder andere, wo doch dein eigener Onkel…«
»Mein eigener Onkel kennt Wege und Möglichkeiten, die uns nicht offenstehen«, erwiderte sie gelassen.
»Was will er denn tun? Einen Röhrenwal anhalten und sich mitnehmen lassen« fragte Diego sarkastisch.
Yana und Bunny tauschten Blicke.
»So etwas ähnliches«, antwortete Bunny schließlich und nagte am zähen Fleisch.
»Das habe ich selbst schon gesehen«, warf Yana ein, als sie Diegos wachsenden Zorn bemerkte. »Du weißt doch, daß er gut mit Tieren kann.«
»Ja, aber Nanook hat er zurückgelassen.«
Nanook warf Diego einen langen, abschätzigen Blick zu; dann stieß er tief aus der Kehle ein leises Geräusch hervor, halb Schnurren, halb Trost.
»Ich verstehe euch einfach nicht!« klagte Diego und hob resigniert die Hände.
»Jetzt kommst du der Sache schon näher«, meinte Bunny. Sie lächelte ihn an und tätschelte den Felsen neben sich. »Nun setz dich mal hin und iß. Wir haben heute noch eine lange Strecke vor uns. Und du mußt dein Lied fertigbekommen, bevor wir wieder in Harrisons Fjord sind.«
»Du mußt auch noch eins fertigkriegen!« brüllte er sie an.
»Diego!« rief Yana wütend zurück, wie sie es bei einem frechen Untergebenen getan hätte,
»Tut mir leid«, brummte er, nahm Platz und riß wütend an seinem Streifen Dörrfleisch.
Coaxtl ließ ihr Junges nicht völlig im Stich. Das Luftschiff hatte Ähnlichkeit mit anderen Maschinen, die sie schon öfter erfolgreich abgehängt hatte. Diese Fluggeräte hatten häufig Menschen befördert, die sich als Bedrohung für Coaxtl und ihre Artgenossen erwiesen. Sie verfolgte es auf flinken Pfoten und wagte sich in gefährliche Nähe einer menschlichen Siedlung, bis sie auf einer Hügelkuppe, die ihr einen guten Überblick gewährte, eine Stelle fand, wo sie und das Heim eins zu werden schienen. Von dort aus beobachtete sie abwartend. Sie sah zwar nicht, wohin das Junge ging, beobachtete jedoch, wie das Luftschiff wieder in den Himmel aufstieg, wobei es aber nur einen der Männer mitnahm.
So verging eine Nacht, ein Tag und eine weitere Nacht, und noch immer wartete Coaxtl ab. Sie erblickte eine Landmaschine, die sehr schnell laufen konnte, und die ihr ebensowenig gefiel wie das fliegende Gerät. So huschte sie dem Hort entgegen. Ein Mann stieg aus. Coaxtl erkannte den Weißschwänzigen mit der gefährlichen Witterung. Er ging zu einer Stelle, wo gerade verschiedene Junge spielten. Und dort – so still, daß nicht einmal Coaxtls forschender Blick es ausgemacht hatte – saß das Junge, so klein und ruhig wie der Baum, an dem es wartete, während die anderen Menschenjungen im Schnee umhertollten.
Nach einer Weile erhob sich das Junge und folgte dem Weißschwänzigen zu der Landmaschine, in der sich, wie Coaxtl bemerkte, noch ein weiterer Mann und viele Gegenstände befanden.
Die Maschine raste aus dem Dorf, an dem Hügel vorbei, auf dem Coaxtl beobachtete, und wieder hinaus auf die Ebene. Coaxtl wußte, ohne zu wissen woher, daß der Mann das Junge an den Ort zurückbrachte, von dem es geflohen war.
Das erschien Coaxtl töricht. Töricht von dem Weißschwanz, das Junge dorthin zurückzubringen, wohin es offensichtlich nicht wollte, und töricht von dem Mädchen, mitzukommen. Es ergab für Coaxtl keinen Sinn, daß das Mädchen an den schlimmen Ort zurückkehren wollte, von dem es doch geflohen war. Und weil es keinen Sinn ergab, konnte es auch nicht stimmen. Folglich wollte das Kind gar nicht zurückkehren. Folglich ging es den Männern auch nicht um das Wohl des Kindes – doch es war Coaxtls Aufgabe, über das Kind zu wachen.
Und so verfolgte sie das Fahrzeug, blieb in Deckung, wann immer sie konnte, und bewegte sich schneller und leiser durch das Gelände als die Wolkenschatten, denen sie glich.
Luzon hielt auf das Tal der Tränen zu, genau der aufsteigenden Sonne entgegen, deren Gleißen ihm trotz seiner Schneebrille das Fahren erschwerte.
Das Mädchen war ihm kaum eine Hilfe gewesen, da es nicht einmal eine Karte zu lesen verstand. Es hatte ihm nur die
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