McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
bedarf meines Zeugnisses?« fragte der Hirte.
Ziegendung hätte eigentlich erwartet, daß dieser Vorschlag ihn erfreuen würde. In seinem Lehrgebäude stellte die Firma schließlich die große Macht dar, die ihrer aller Leben eine Wende gegeben und sie dem Unheil und der Willkür des Großen Ungeheuers ausgeliefert hatte. Er schien seine Worte genau abzuwägen, als er antwortete:
»Darüber muß ich erst gründlich nachdenken. Ich werde heute abend einen Lehrvortrag halten. Sie dürfen daran teilnehmen. Aber da ist noch eine andere Sache zwischen uns. Dieses Mädchen…«
»Sie hat mir von Ihren Lehren berichtet, Hirte. Sie hat mich sehr beeindruckt, und ich würde sie gern als Forschungsassistentin behalten.«
»Das ist unmöglich. Wir sind vermählt. Heute soll unsere verschobene Hochzeitsnacht stattfinden. Nach der Unterweisung wird es eine Feier geben, und danach soll sie mir dienen, wie schon ihre Mutter es tat.«
Mit einem geheuchelten Ausdruck freudiger Überraschung wandte Matthew sich Ziegendung zu. »Ziegendung! Da kann man ja nur gratulieren!«
Sie ließ den Kopf hängen.
Ascencion trat vor, nahm sie in ihre Obhut und führte sie zu dem improvisierten Zeltschuppen hinüber, der frisch errichteten Hochzeitshütte, während ihr selbsternannter Erretter ihre Flehen ignorierte, um statt dessen jenem zu gefallen, der ihr schlimmster Quälgeist war. Doch als sie hinter Ascension herschlurfte, hörte sie noch, wie der Hirte zu Matthew sagte: »Nach der Hochzeit wird sie nicht mehr Ziegendung heißen. Ab dann muß jeder sie, wie es sich für meine Frau gehört, mit ihrem neuen Namen anreden. Dolores.«
Dolores: die Schmerzensreiche. Was hätte besser auf sie zutreffen können? überlegte Ziegendung. Nein, sie würde sich selbst insgeheim stets nur als Cita bezeichnen.
Sie ließ es zu, daß man ihr das rituelle »Brautkleid« überstreifte, jenes mantelähnliche Kleid, das alle auserwählten Frauen trugen, wenn der Hirte sie zur Ehefrau nahm. Nachdem sie angekleidet war, ließ man sie allein, um bar aller Hoffnung die Hochzeit zu erwarten –
doch plötzlich ertönten am anderen Ende des Tals Rufe, und in ihrem Geist vernahm sie Coaxtls Stimme:
Es kommt ein anderer! Fürchte ihn nicht, sondern behandle ihn gut und sorge für seine Wunden. Von seiner Sicherheit hängt deine eigene und die meine ab, wie auch die aller Menschen. Denn diesen kennt das Heim sehr gut!
11. KAPITEL
Yana, Diego und Bunny erholten sich gerade von ihrem gefahrvollem, äußerst tückischen Aufstieg zum Höhleneingang von Harrisons Fjord. Ardis erzählte ihnen, daß sie Johnny Greenes Rückkehr verpaßt hätten, und so hatten sie zwei Tage in der Erwartung zugebracht, seinen Hubschrauber möglichst bald wieder landen zu sehen. Als er kam, liefen sie hinaus, um ihn unter den immer noch wirbelnden Rotorblättern zu begrüßen. Er sah müde aus, als hätte er tagelang nicht geschlafen.
Als der Lärm der Rotoren verstummt war, sagte er: »Ich weiß ja, daß ich spät dran bin, aber ich mußte ganz schnell noch etwas regeln.
Und Neuigkeiten habe ich auch mitgebracht.« Er zerrte seinen Rucksack unter dem Pilotensitz hervor. »Aber gönnt mir erst mal ein heißes Bad und acht Stunden Schlaf.«
»Und eine vernünftige Mahlzeit hast du nicht eingeplant?« fragte Ardis stirnrunzelnd.
»Doch, beim Baden, Ardis, Liebstes. Und alles, was du mir vorsetzt, ist mir gut genug«, erwiderte er mit seinem charismatischen Lächeln. »Ihr seid ja schon früh zurück! Oder seid ihr noch gar nicht gegangen?« fragte er Yana, als sie sich mit Diego und Bunny in Richtung des Hauses der Souniks in Bewegung setzte. »Ach«, fügte er hinzu, als er die plötzlichen Tränen in Bunnys Augen erblickte; dann legte er ihr tröstend den Arm um die Schultern.
»Mein Vater«, sagte Bunny mit erstickter Stimme.
»Deckeneinsturz«, fügte Yana hinzu.
»Mein Beileid, Buneka«, sagte Johnny förmlich.
»Ist ja nicht so, als hätte ich ihn noch als Vater gekannt«, erwiderte Bunny mit leisem Achselzucken.
»Sean ist weitergegangen. Er hofft, eine Spur von Aoifa zu finden«, berichtete Yana.
Johnny grinste schalkhaft. »Marmion Algemeine hat ihre Leute und die fünf Assistenten, die Matthew – wie dumm von ihm! –
zurückgelassen hat, zu der Höhle gebracht, wo der Planet nach dem Vulkanausbruch zu uns gesprochen hat.«
»Was?«
Johnny freute sich grinsend über den Chor erstaunter Ausrufe.
»Ganz genau«, sagte er.
»Und dann?« wollte Diego
Weitere Kostenlose Bücher