McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
erzählt hatte, zusammen und gelangten zu einem ziemlich genauen Schluß, wo sich das Tal der Tränen befinden mochte. Johnny vermutete, daß es sich um ein Tal irgendwo in der Nähe der Mündung des Lacrima in der Sierra Padre handeln dürfte. Bei gutem Wetter sollte es eigentlich keine Schwierigkeit sein, dorthin zu fliegen. Und falls sie auf Luzon trafen, würden mindestens zwei von ihnen den Kerl im Schneewelpen verfolgen können, einem Schnokel für zwei Personen, das Johnny praktischerweise im Gepäcknetz untergebracht hatte.
12. KAPITEL
Dr. Whittaker Fiske hatte die kodierten Nachrichten Johnny Greenes mit Sorge und beträchtlicher Bestürzung empfangen – vor allem die zweite, die Johnny ihm nach seiner ersten Rückkehr in den Norden übersandte. Er hatte den Plan des Piloten sofort gebilligt und ihm alle Unterstützung gewährt. Indem er einige Gefallen einforderte, die man Johnny schuldete, und der Sergeantin der Materialausgabe einen Urlaub auf einem tropischen Planeten ihrer Wahl zusagte, hatte Fiske dafür gesorgt, daß die gesamten Petraseal-Bestände des Raumhafens mit höchster Dringlichkeitsstufe von verschiedenen Stellen angefordert wurden. Auf Johnnys Vorschlag hatte man die Petraseal-Kanister in einen einzigen Tank gefüllt und unverzüglich abtransportiert, worauf die leeren Behälter mit der Aufschrift
›Petraseal‹ die letzten Vorräte an weißer Farbe aufnahmen, die man auf Petaybee nur selten und allenfalls zu Tarnungszwecken benutzte.
Doch die Umsetzung von Johnnys Plan und seine eigene Arbeit im Raumhafen hatten Fiske keine Zeit gelassen, zu Clodagh zurückzukehren und sie hinsichtlich der ernsten Konsequenzen dessen zu warnen, was in McGees Paß vorgefallen war.
Er machte sich Sorgen, wie Clodagh es aufnehmen würde. Sie war eine erstaunliche Frau, von unkonventioneller Schönheit, intelligent, klug und gütig. Doch alles, was Petaybee widerfuhr, betrachtete sie sehr persönlich. Vielleicht gäbe es überhaupt kein Problem, wenn es alle so hielten. Doch selbst nach seinem Erlebnis in der Höhle blieb Fiske eine gewisse Distanz, die ihn daran hinderte, diese Art von Verbindung zu etwas einzugehen, das er einst für ein Werk seiner Familie gehalten hatte. Dafür empfand er aber Verbindlichkeit gegenüber Clodagh – eine sehr viel engere, als er sie seit langer Zeit gegenüber irgendeinem Menschen empfunden hatte, seinen Sohn möglicherweise (vielleicht auch ausdrücklich) eingeschlossen.
Am Morgen nach Greenes zweitem Funkspruch begab Fiske sich zu Fuß nach Kilcoole. Der Wasserspiegel des Flusses hatte sich ein wenig gesenkt, nachdem die ersten getauten Schneemassen abgeflossen waren, doch er führte immer noch Hochwasser.
Whit Fiske wußte, daß Clodagh nicht zu Hause war, noch bevor er an die Tür geklopft hatte. Keine Katzen in den Fenstern oder auf dem Dach oder auf den verschiedenen Gegenständen auf dem Hof. Er spähte durch die geöffnete Tür in das ordentliche, leere Haus und ließ den Blick über Kilcooles einzige, schlammige Straße schweifen. Der Ort wirkte noch verlassener als früher. Er rief ein paarmal nach Clodagh. Als er keine Antwort erhielt, schlenderte er zu Yana Maddocks Behausung hinüber. Dort saß wenigstens ihr Kater Marduk vor der Tür und sprang auf, als hätte er auf Whit gewartet. Na ja, bei diesen Katzen war alles möglich.
In diesem Augenblick öffnete ich die Tür des Hauses gegenüber, und Frank Metaxos steckte seinen vorzeitig ergrauten Schädel aus der Öffnung. Der Mann sprach immer noch ein wenig schleppend, hatte aber keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Wrack, das er noch wenige Wochen zuvor gewesen war.
»Wie läuft es, Frank?« fragte Whit.
»Ich finde es furchtbar, hier festzusitzen«, erwiderte Frank. »Haben Sie etwas von meinem Jungen gehört?«
»Ja, habe ich tatsächlich«, erwiderte Whit liebenswürdig. »Es geht ihm gut. Ist allen eine große Hilfe gewesen. Sagen Sie mal, haben Sie zufällig Clodagh gesehen?«
»Ich glaube, die ist bei den Quellen. Marduk«, mit einem Nicken wies Frank auf den Kater, »kennt den Weg. Allerdings werden Sie wohl zu Fuß gehen müssen. Die Lockenfelle sind alle unterwegs mit den Leuten, die ihre Nachbarn besuchen.«
›Die Nachbarn besuchen‹ war der Ausdruck, den die Bewohner von Kilcoole verwendeten, um ihre Aufklärungsreise in die Nachbardörfer zu umschreiben. Whit war nicht sonderlich überrascht. Schließlich stammten diese Leute zur Hälfte von jenen Iren ab, die einst ihren eigenen,
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