McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
Hubschrauber getrappelt und lugte hinein. »Er fliegt nämlich nicht gern, müssen Sie wissen«, fügte Johnny hinzu. »Kumpel, reingucken ändert auch nichts.«
Nanook verkroch sich unter die zweite Passagierreihe, preßte die Rute fest an den Leib und legte den Kopf auf die Pfoten. Er war das Inbild geduldiger Fügung ins eigene Schicksal.
»Schön, der wäre versorgt. Und jetzt alles an Bord.« Johnny wies Bunny und Diego an, über Nanook Platz zu nehmen, während Yana den anderen Vordersitz nahm. Dann verteilte Johnny Kopfhörer, damit sie sich auf dem langen Flug nach Süden unterhalten konnten.
Sie wußten, daß irgend etwas nicht stimmte, als Loncie an der Tür erschien.
»Luzon?« fragte Johnny nur und bekam einen Schwall andiner Schimpfwörter zur Antwort, die alle sehr farbig und einfallsreich waren, aber nur daraufhin hinausliefen, daß dieser ›Sohn einer räudigen Tarantel‹ La Pobrecita entführt hatte. Gezielte Erkundigungen des gesamten Ondelacy/Ghompas-Clans hatten die Information zutage gefördert, daß dieser Eiterauswurf von einem exkrementefressenden, seit Urzeiten ausgestorbenen Reptil, das selbst seine eigene Mutter ohne Scham oder ernsthaftes Zögern zerfleischen würde, sich des einzigen Schnokels in ganz Sierra Padre, Lhasa oder überhaupt auf dieser Seite von Bogota bemächtigt hatte – was, wie Juanita ja wisse, eine furchtbar lange Reise sei, besonders zu dieser Jahreszeit.
»Wann ist das alles passiert?« warf Johnny hastig ein.
»Am Tag, nachdem du gegangen bist, Juanito. Und ich habe geglaubt, sie wäre in Sicherheit, wenn sie mit meinen eigenen ninos spielt! Was war ich doch für eine Närrin! Was für eine Närrin!«
Johnny war zu wütend, um etwas zu erwidern. Vor allem war er wütend auf sich selbst. Er hätte wissen müssen, daß Luzon vor nichts zurückschrecken würde. Wenigstens hatte der Mann bei der Entführung weder Loncie noch einem anderen Mitglied ihrer Familie ein Leid zugefügt – nicht, daß sie jemals würden beweisen können, daß es sich um eine echte Entführung gehandelt hatte. Fast hätte Johnny die beiden Tage bereut, die er sich genommen hatte, um seine eigenen Verfügungen zu treffen. Eins war jedenfalls sicher: Sie mußten handeln, und zwar schnell, wenn sie das Mädchen zurückhaben wollten. Diesmal würde er sie ganz bestimmt nicht in Luzons Klauen zurücklassen.
»Hat sie denn nicht geschrien? Oder… oder sonstwas?« fragte Bunny und trat hinter Johnny hervor.
»Soweit meine Kinder das mitbekommen haben, ist sie freiwillig mitgegangen«, erwiderte Loncie. »Sie hatte Angst vor dem Mann, das konnte man sehen. Aber er war ja auch von jener Sorte, dem sie folgen würde. Einen solchen Mann zu mögen, hat man ihr beigebracht. Deshalb erlaubt sie es ihm, sie zurückzubringen.«
»Akzeptiert hat sie es aber nicht, oder?« fragte Bunny, nicht nur an Loncie, sondern an alle Erwachsenen und an Diego gewandt.
»Schließlich ist sie ja weggelaufen, nicht? Wir müssen ihr helfen!«
Yana legte dem Mädchen beruhigend den Arm auf die Schulter.
»Dafür sind wir doch hier, Rourke. Die Dama sagt doch nur, daß das arme Kind einer so gründlichen Gehirnwäsche unterzogen wurde, daß es sein Glück aufgegeben hat, weil es ihr so unvertraut vorkam, daß es ihr Angst machte.«
»Genau!« Lonciana nickte nachdrücklich. »Sie sagen es. Aber kommen Sie, treten Sie ein. Das Abendessen ist fertig. In der Dunkelheit kann man diesen geheimen, abgelegenen Ort, aus dem das Mädchen stammt, sowieso niemals finden.
Außerdem mußt du uns alles erzählen, was los ist, daß so ein Planetenbeschmutzer von einem kotlutschenden Blutegel wie Luzon auf unsere Welt kommt. Und außerdem müssen wir zusammen singen.«
»Da haben wir ja ein großartiges Timing, Kinder«, warf Yana in dem Versuch ein, die Moral der Truppe ein wenig zu heben. »Kann sein, daß wir zwei bis drei Lieder hätten, die wir selbst weitergeben möchten. Ist irgend jemand aus diesem Dorf in Bremport dabeigewesen?«
Plötzlich schossen Loncie Tränen in die Augen, und Yana verstand den Begriff ›Schmerzensreiche‹ wie noch nie zuvor. Loncies Dreifachkinn begann zu leben, und ihr Mund verzerrte sich in plötzlicher Trauer. Yana wollte sie schon am Arm berühren, doch Pablo kam ihr zuvor und stützte seine um einiges größere Frau wie ein Stahlgerüst. »Unser zweiter Sohn, Alejandro.«
Nach Yanas Zählung war dies der letzte Petaybeeaner, der bei dem Vorfall ums Leben gekommen war. Sie seufzte
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