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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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nichtssagenden Ausdruck wieder an. Es war ein Ausdruck, den er ohne weiteres bei einem Begräbnis oder einer Taufe hätte zeigen können. Aber Schoolcraft konnte den Hohn in seiner Stimme nicht unterdrücken. Ich glaube, das hätte ich auch nicht gekonnt.
    »Ich scheine Sie heute morgen mit nichts überraschen zu können«, sagte er. »Aber da Sie anscheinend so gut raten können, erraten Sie vielleicht auch, was Miss Gothar von mir wollte.«
    »Sie wollte, daß Sie mir eine Nachricht übermitteln«, sagte Padillo.
    Schoolcraft nickte mehrmals hintereinander, ohne daß sein Blick von Padillos Gesicht wich. »Wissen Sie was?« sagte er. »Sie erinnerte mich an Sie. Sie beide ähneln sich nicht im geringsten, aber irgendwie erinnerte sie mich an Sie. Ihr Bruder war gerade ermordet worden und so, es gab ein paar Fragen, die ich gern gestellt hätte, solange sie noch unter Schock stand, verstehen Sie – zum Beispiel, wo sie gewesen war und ob sie eine Ahnung hatte, wer den Tod ihres Bruders gewünscht haben könnte. Fragen dieser Art. Aber noch bevor ich den Mund aufmachen konnte, gab sie mir eine Nachricht, die ich Ihnen übermitteln sollte.«
    »So ist Wanda«, sagte Padillo. »Sie hat sich unter Druck immer gut gehalten.«
    »Nun, da ich keine Anweisung hatte, auch sie besonders höflich zu behandeln, stellte ich ihr eben meine Fragen.« Schoolcraft verfiel für einige Augenblicke in Schweigen. »Wissen Sie, wie lange ich schon Fragen stelle? Ich meine beruflich.«
    »Wie lange?« fragte ich.
    »Siebzehn Jahre. Ich habe alle möglichen Leute befragt: Motherfuckers und Leichenschänder und Kindesmißhandler und erstklassige Trickbetrüger und solche, die andere nur deshalb aufschlitzen, weil es ihnen Spaß macht. Führen Sie an, was Sie wollen, und ich habe Leute deswegen befragt. Aber ich habe noch nie jemand wie sie befragt.«
    »Sie ist wirklich etwas Besonderes«, sagte Padillo.
    Schoolcraft nickte und wirkte dadurch noch unglücklicher als vorher. »Sie stand nicht unter Schock«, sagte er, »nicht im geringsten.«
    »Das würde sie nicht zeigen«, sagte Padillo.
    »Keine Träne, kein Zittern der Stimme, nichts. Sie weigerte sich glatt, die Leiche zu identifizieren, ihren eigenen Bruder. Also, bei jedem anderen hätte ich gesagt, daß er den Anblick nicht ertragen könnte, verstehen Sie. Aber bei ihr –« Schoolcraft brach seinen Satz ab und schwieg wieder, als ob er entscheiden müsse, wie er Wanda Gothars Haltung beschreiben wolle. »Sie hat sich einfach einen Dreck darum geschert«, sagte er schließlich.
    »Das stimmt«, sagte Padillo.
    Wachsamkeit leuchtete in Schoolcrafts dunklen Augen auf, und er zog ein paarmal die Nase kraus, als ob er etwas wittere, was ihm zusagte. »Meinen Sie, daß sie ihren Bruder gehaßt hat – ihren Zwillingsbruder?«
    Padillo schüttelte leicht den Kopf. »Sie standen sich nahe, sehr nahe.«
    »Warum schert sie sich dann einen Dreck darum, daß er tot ist?«
    »Deshalb.«
    »Wieso?«
    »Wenn jemand erst mal tot ist, kann man nichts mehr dagegen machen, oder? Wanda ist das, was man eine absolute Realistin nennen könnte. Für sie ist tot tot.«
    Schoolcraft bewegte den Kopf mehrmals langsam von einer Seite zur anderen. »Das ist nicht natürlich.« Er richtete die Augen zur Decke, als ob er über das nachdächte, was er gerade gesagt hatte. »Vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruck. Normal. Es ist nicht normal.«
    »Für sie ist es das«, sagte Padillo.
    »Als ich sie fragte, wo sie in der vergangenen Nacht gewesen war – die ganze Nacht –, wissen Sie, was sie mir darauf antwortete?«
    Als keiner von uns beiden etwas sagte, machte Schoolcraft ein zufriedenes Gesicht. »Sie antwortete: ›Aus.‹ Das war alles. Nur dieses eine Wort. ›Aus.‹«
    »Sie haben ihr ziemlich hart zugesetzt, nehme ich an«, sagte Padillo.
    Schoolcraft nickte. »Hart genug, annähernd eine Stunde lang. Aber alles, was ich aus ihr herausbekam, war dieses eine Wort. ›Aus.‹ Keine Erklärung, keine Ausflüchte, nicht mal eine Entschuldigung. Nur dieses eine Wort.« Er machte eine Pause, um verwundert über all das den Kopf zu schütteln. »Was meinen Sie, was sie gesagt hat, als ich sie fragte, ob sie eine Ahnung hätte, wer ihren Bruder hätte umbringen wollen?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Padillo.
    »Sie sagte nein. Wieder nur dieses eine Wort, nein. Sie hat es vierzehnmal hintereinander gesagt, denn ich habe angefangen, mitzuzählen.«
    »Und bei vierzehn haben Sie aufgegeben?« fragte

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