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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Dollar 80 Wechselgeld auf den Tisch und kehrte zu seinen Stammkunden zurück. In unserem Lokal hätten die gleichen Getränke 1 Dollar 35 mehr gekostet, aber so geht es einem bei happigen Betriebskosten, die dafür sorgen, was manche unbedingt Atmosphäre nennen wollen.
    »Nun gut«, sagte Kragstein, während er sich prüfend umsah, »es ist zwar recht gemütlich hier, aber wäre es möglich, daß wir deutsch oder französisch sprechen?«
    »Das eine wie das andere«, sagte Padillo. »Allerdings kann McCorkle besser deutsch als französisch.«
    »Dann wollen wir deutsch sprechen«, sagte Kragstein auf deutsch, und es überraschte mich, daß er es mit amerikanischem Akzent sprach. Sein Englisch war geläufig, hatte aber gleichfalls einen leichten Akzent, wenn ich auch nicht erkennen konnte, welcher Provenienz.
    »Das mit Walter ist zu bedauerlich, nicht wahr?« sagte Kragstein, nachdem er einen Schluck von seinem Gin genommen hatte.
    »Schrecklich«, sagte Padillo.
    »Und es ist, wie ich glaube, in Ihrer Wohnung passiert, Mr. McCorkle.«
    »In meinem Wohnzimmer«, sagte ich.
    »Mit einer Garrotte?«
    »Einem an zwei Fahrradgriffen aus Plastik befestigten Stahldraht«, sagte Padillo und sah Gitner an. »Das soll in Südostasien ziemlich verbreitet sein. Sie haben sich kürzlich dort eine Zeitlang auf gehalten, Arnos, oder?«
    »Ein paar Monate«, sagte Gitner.
    »Kambodscha war es, nicht?«
    »Dort und in verschiedenen anderen Ländern.«
    »Selbständig oder mit einem Auftrag?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich habe gehört, es war ein Auftrag.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen, Padillo, solange es Ihnen Spaß macht.«
    Gitner war nicht groß, aber er bewegte sich gewandt. Ich hatte ihn nicht rauchen sehen, und da er nur Coca-Cola trank, mochten von seinen Zähnen ein paar plombiert sein, aber seiner Leber sollte eigentlich nichts fehlen. Er sah amerikanisch aus – so wie junge, ernste Amerikaner vor etwa zehn Jahren aussahen, bevor sie Dinge entdeckten, die wichtiger waren als eine glatte Rasur, saubere Fingernägel, ein ordentlicher Haarschnitt und Anzüge von J. Press. Er war eine Art Anachronismus, entschied ich, ein Überbleibsel aus den fünfziger Jahren mit seiner hellbraunen Bürstenfrisur, seiner unauffälligen Tweedjacke, seiner teuren grauen Flanellhose, dem weißen Button-down-Hemd, dem murmelgroßen Knoten seiner roten Seidenkrawatte und seinen polierten Halbschuhen aus Ziegenleder. Ich versuchte, herauszufinden, an wen er mich erinnerte, und war etwas bestürzt, als ich erkannte, daß Gitner eine blonde Version des Padillo war, den ich vor nicht ganz fünfzehn Jahren kennengelernt hatte, noch bevor er sich Koteletten bis zu den Ohrläppchen hatte stehen und den Schnurrbart hatte wachsen lassen, mit dem er meiner Ansicht nach aussah wie der dunkle Ritter von Iberia, der vielleicht ein wenig vom Pech verfolgt, aber gleichwohl zum Kämpfen oder Scherzen aufgelegt war. Aber das ist nicht anders zu erwarten, wenn man mit Tennyson aufgezogen worden ist.
    »Ich glaube, wir sollten einige Mißverständnisse aus dem Weg räumen, Michael«, sagte Kragstein mit einer weit ausholenden Handbewegung, als ob er damit demonstrieren wollte, was er meinte.
    »Nur zu«, sagte Padillo.
    »Soll ich die Situation so auffassen, daß du beabsichtigst, deine Talente Miss Gothar zur Verfügung zu stellen, nachdem ihr Bruder nun tot ist?«
    »Ich habe darüber nachgedacht.«
    »Doch gewiß nicht aus Sentimentalität?«
    »Nein.«
    Kragstein nickte, als fühle er sich durch Padillos Antwort bestätigt. »Gut«, sagte er und machte eine Pause, um wieder an seinem Gin zu nippen. »Wir interessieren uns, wie du wahrscheinlich schon vermutest, für einen gewissen Peter Paul Kassim.«
    »So etwas habe ich gehört.«
    »Und auch du interessierst dich für ihn.«
    »Nur für seinen Gesundheitszustand.«
    »Genau wie wir.«
    Padillo antwortete nicht darauf. Statt dessen lieh er sich eine Zigarette von mir, zündete sie mit seinen eigenen Streichhölzern an und blies Rauch in die Luft, blickte sich in der Kneipe um, als ob er abschätzen würde, was sie wohl kosten mochte.
    »Vielleicht sollte ich dir als erstes versichern, daß wir in keiner Weise für Walter Gothars Tod verantwortlich sind. Ich hoffe, daß du mir glaubst.«
    »Gewiß«, sagte Padillo. »Aber würde es etwas ändern, wenn ich es nicht täte?«
    »Nichts«, sagte Gitner. »Nicht das Geringste.«
    »Walter schien sich Ihretwegen etwas Sorge zu machen, Amos. Er meinte, er

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