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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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in den man sich gekränkt zurückziehen konnte, wenn die Brillanten in dem neuen Armband nicht groß genug waren oder wenn der monatliche Scheck mit zwei Tagen Verspätung eintraf. Der Wohnraum mochte zwar in Chintz und Ahorn schwelgen, das Schlafzimmer war durch und durch Sex und Sünde, mit vielen Spiegeln und einem großen runden Bett mit einer Felldecke, die wie Seehund aussah, aber auch Zobel sein konnte, und einer sorgfältigen Beleuchtung und einer Chaiselongue, die Platz für zwei bot, falls es im Bett zu langweilig werden sollte. Es hätte das Schlafzimmer eines Callgirls mit Spitzenpreisen sein können, aber auch das einer alten Jungfer, die sich danach sehnte, eins zu sein. So oder so tat sie mir leid.
    Als ich aus dem Schlafzimmer kam, fiel mein Blick als erstes auf den König, der jetzt vor seinem Sessel kniete, die Hände gefaltet, den Kopf erhoben, die Augen geschlossen, während sich seine Lippen stumm und vermutlich betend bewegten. Scales beobachtete ihn mit einem Ausdruck, den ich für wohlwollende Billigung hielt, während Padillo, auf seine Weise ein gescheiterter Katholik, die Funktion seiner Pistole überprüfte und dabei aussah, als ob er nicht mal zu ihr großes Vertrauen hätte.
    Ich blieb eine Weile in der Türöffnung des Schlafzimmers stehen und verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, bis der König mit seinem Gebet fertig war. Er signalisierte das Ende, in dem er laut mit klingender, inbrünstiger Stimme »Amen« sagte, worauf Padillo aufblickte und mich fragte: »Hast du etwas mitgebracht, womit man schießen kann?«
    »Den Achtunddeißiger aus dem Büro«, antwortete ich, und fragte mich, ob ich erklären sollte, daß ich vergessen hatte, auch Patronen einzustecken. Entweder konnte er meine Gedanken lesen, oder er hatte sich schon mit meiner Gedankenlosigkeit abgefunden, denn er griff in seine Jackentasche und warf mir eine Schachtel .38er Patronen zu. »Für den Fall, daß dir die Munition knapp wird«, sagte er, und ich fand, daß er für sein Taktgefühl einen Preis verdiente.
    Ich nahm den Revolver aus dem Aktenkoffer, lud ihn und ließ ihn in die rechte Tasche meiner Jacke sinken, deren Sitz er bestimmt verdarb. Padillo erhob sich von seinem Platz, trat ans Fenster und spähte durch einen Spalt in den fröhlich gemusterten Vorhängen hinaus. Nach einem Augenblick drehte er sich um, ging ans Telefon und wählte eine Nummer.
    »Hier Padillo«, meldete er sich und hörte dann beinahe eine Minute lang zu, wobei er sich den Nasenrücken massierte.
    Als er sagte: »Ich war in Washington wirklich furchtbar eingespannt«, wußte ich, daß er mit einer Frau sprach, denn in Washington erzählte er Frauen dasselbe – mit dem Unterschied, daß er dann immer in New York eingespannt war.
    »Ein paar Freunde von mir sind hier in der Stadt und brauchen für zwei Tage eine Unterkunft«, sagte er. »Nein«, fügte er hinzu, »alles Männer.« Wieder eine Pause. »Nein, ich will nicht, daß du dir all diese Umstände machst … Ja, ich weiß, daß du sie dafür bezahlst.« Er sah auf seine Uhr und sagte: »Wir sollten innerhalb einer Stunde bei dir sein … Also gut … Vielen Dank.«
    Er legte den Hörer zurück und sah uns dann einen nach dem anderen an, als versuche er zu entscheiden, ob wir das persönliche Opfer, das er für uns machen mußte, auch wert seien. »Es ist ein Haus mit Eigentumswohnungen in den Sixtieth, unmittelbar an der Fifth Avenue«, sagte er. »Alles, was wir zu tun haben, ist, dort hinzukommen.«
    »Ich will nicht rumnörgeln, Mr. Padillo«, sagte Scales, »aber sind wir in einer anderen Wohnung nicht ebenso schutzlos wie hier?«
    »Man kann es eigentlich nicht als Wohnung bezeichnen«, sagte Padillo. »Es ist das ganze Stockwerk eines Gebäudes, und die Person, der es gehört, besitzt etwas, das selbst den Secret Service veranlassen würde, die Wohnung hinsichtlich ihrer Sicherheit in die Spitzenklasse einzureihen.«
    »Und was besitzt diese Person?« fragte Kassim.
    »Den besten Schutz, den es gibt«, sagte Padillo. »Etwa achtzig Millionen Dollar.«

12
    Auf dem Dach des Apartmenthauses war es dunkel, aber sieben Stockwerke tiefer, unten auf der Straße, warf eine Straßenlaterne eine gelbe Lichtpfütze, die einen kränklichen, gelbsüchtigen Schimmer hatte, auf den Hauseingang. Ich spähte über die einen Meter hohe Mauer an der Vorderseite des Gebäudes. Der König und Emory Scales knieten neben mir, schauten aber nicht nach unten. Sie schauten nach

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