McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
ihn kommen, und er schien mir noch sehr weit entfernt zu sein, doch dann war er da, und wir stürzten uns hinein. Ich wandte mich nach den Drehkreuzen um. Gitner kam darauf zugerannt, und hielt seine Münze bereit. Von ihm war das zu erwarten. Er war hindurch und rannte zum Zug, als sich die Türen ganz langsam zu schließen begannen. Dann hatte er die Tür erreicht, aber inzwischen war sie zu, und wir standen einander gegenüber und starrten uns durch die Scheibe an, als der Zug sich in Bewegung setzte.
Keiner von uns beiden winkte zum Abschied.
Das Haus stand an der Sixty-fourth Street, etwas östlich der Fifth Avenue, etwa zwanzig Stockwerke dunkle Braunziegel, die ihren gerechten Anteil am Ruß und Schmutz der Stadt angesammelt hatten. Es unterschied sich nicht sonderlich von anderen New Yorker Apartmenthäusern, die in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren entstanden waren, falls man von den Stahlgittern absah, gewundenen und dunkel gestrichenen Gestängen, denen man den Anschein von Schmiedeeisen hatte geben wollen. Wahrscheinlich hätte kein Fassadenkletterer auf der Welt eine Chance gegen die Stangen gehabt, und allein aus dem Grund hatte die Hausverwaltung jedes Fenster bis zum vierten Stock mit ihnen absichern lassen.
Auch mit dem Türsteher hatte es seine Besonderheit, denn es waren im ganzen drei, und alle waren für ihre Posten viel zu jung, erst Mitte Zwanzig, und schienen alles als Team zu tun, sogar das Öffnen der Haustür. Einer von ihnen übernahm die eigentliche Arbeit, und die beiden anderen standen daneben, der eine beobachtete die Straße, und der zweite beobachtete, wer gerade ging oder kam. Die beiden Beobachter hielten dabei die Hände tief in den Taschen ihrer langen Uniformjacken, die so gut gearbeitet waren, daß man nur bei genauem Hinsehen auf die Vermutung kommen konnte, daß sie neben den Händen noch etwas in ihren Taschen hielten. Ich vermutete, daß es kleinkalibrige Pistolen waren, vielleicht .32er, aber ich mochte mich irren. Es konnten ebensogut .25er sein.
Es war das dritte Taxi, das wir genommen hatten, seit wir am Grand Central aus der U-Bahn gestiegen waren. Als es vor dem Apartmenthaus anhielt, öffnete Nummer eins die Tür für uns, beobachtete Nummer zwei die Straße, ob niemand auf uns schießen wollte, und Nummer drei stand einsatzbereit etwas abseits für den Fall, daß einer von uns auf komische Einfälle kommen sollte.
»Mr. McCorkle?« fragte der erste, der die Tür geöffnet hatte.
»Der bin ich«, sagte ich und neigte mich zu dem Taxifahrer, um zu bezahlen.
»Mr. Padillo erwartet Sie im Foyer.«
»Danke.«
Derselbe Mann hielt uns auch die Haustür auf, und der König trat als erster ein, dann Scales, und ich beinahe als letzter, aber nicht ganz, denn dicht hinter mir drängten sich die beiden anderen Türsteher und blieben mir auf den Fersen, bis sie sahen, daß Padillo zweimal nickte.
Er stand mitten im Raum, den man wohl ein Foyer nennen konnte, obwohl es keine Sessel oder Sofas oder andere Sitzgelegenheiten gab, nicht mal eine Topfpflanze. Dafür lagen Orientteppiche im Wert von etwa fünfundsiebzigtausend Dollar auf dem Boden, und an den Wänden hingen vier oder fünf Gemälde, die von Rechts wegen ins Metropolitan Museum gehörten, und außerdem gab es einen Schreibtisch. Es war ein gewöhnliches Nußbaummöbel in zeitgemäßem Stil und wies unter der polierten, aber völlig leeren Platte sechs kreisrunde Löcher auf, die reine Verzierung sein mochten, die aber, wie ich auch bemerkte, groß genug waren, um Tränengaspatronen durch sie abzuschießen. Ich machte mir nicht die Mühe, nach den verborgenen Fernsehkameras zu suchen.
Hinter dem Schreibtisch saßen zwei Männer, die sich halb erhoben, als wir hereinkamen, ihre Hände aber außer Sicht unterhalb der Tischplatte behielten, wahrscheinlich an irgendeiner Sorte Abzug, durch den sie uns alle in die Luft sprengen konnten. Ich hatte einmal Gelegenheit gehabt, einen Vizepräsidenten im Senatsflügel des Kapitols aufzusuchen, und dort waren auch zwei Männer gewesen, die sich in genau der gleichen Weise erhoben hatten – aufmerksam und höflich, aber so voll gespannter Erwartung, daß ich das Gefühl hatte, ich würde in der Luft zerfetzt werden, wenn ich auch nur eine Augenbraue auf die falsche Weise hochzog. Nach den Kennedys und King konnte ich es ihnen nicht verdenken.
Als die beiden Männer bemerkten, daß Padillo uns erkannte, ließen sie sich wieder auf ihre Plätze hinter
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