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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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nicht, daß er sehr königlich aussah, aber auch das ist ein Gebiet, auf dem meine Erfahrungen beschränkt sind. Er schüttelte mir die Hand, nachdem Padillo ihn als Mr. Kassim vorgestellt hatte, was ich als ein schönes Zeichen der Gleichberechtigung wertete. Er sagte: »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.« Dabei sprach er jedes Wort ohne Akzent aus, es sei denn mit dem, den man von einem englischen Privatlehrer aufschnappen würde. Es klang, als habe er die englische Sprache seit langem nicht benutzt und probiere sie jetzt wieder mit einer gewissen Beklommenheit an, wie den Sommeranzug vom letzten Jahr.
    Als nächstes wurde ich Emory Scales, dem ehemaligen Privatlehrer und jetzigen königlichen Ratgeber vorgestellt. Auch er schüttelte mir die Hand, als ob es das erste und letzte Mal wäre, aber auf diese Weise schütteln einem viele Engländer die Hand, und ich mache mir nicht sehr viel daraus.
    Scales war ein Ellenbogenmann, fast immer dicht an Kassims rechtem, hielt ihn beinahe daran fest, als er sich leicht vorneigte, sein langes, hageres Gesicht ständig hierhin oder dorthin drehte, je nachdem, wer gerade sprach, der König oder ein anderer. Scales bewegte die Lippen ein wenig mit, wenn der König sprach, wie ein Bauchredner, der seine Puppe auf den Knien hat. Ich gewann den Eindruck, daß er seine Pflichten als königlicher Ratgeber ernst nahm.
    Sie waren ein ungleiches Paar. Der König war klein, fett und mit einundzwanzig schon völlig kahl. Entweder das, oder das Kloster, wo er die letzten fünf Jahre verbracht hatte, stand auf rasierten Schädeln. Seine Blicke fuhren fast ununterbrochen umher, als ob er nach etwas suchte, das Trost und Sicherheit versprach, und es in den Gesichtern anderer selten fand. Er lächelte auch oft, aber das schob ich auf seine Nervosität, da er schlechte Zähne hatte, die keinen erfreulichen Anblick boten. Da er jetzt fast reich war, würde er sich vielleicht eine billige Überkronung oder wenigstens eine Zahnbürste leisten können.
    Scales überragte Kassim trotz seiner vorgeneigten Haltung. Wenn er sich gerade hinstellte, wäre er mindestens ebenso groß wie ich, nur sehr viel schlanker. Ich schätzte ihn auf etwa fünfzig, ein bißchen verwahrlost, ein bißchen erschöpft, sogar ein bißchen traurig. Es war vielleicht seine erste und letzte Chance, nach oben zu kommen, und er fürchtete, sie zu verpatzen. Aber ich habe immer die Neigung gehabt, in andere zuviel hineinzulesen.
    Nachdem wir uns die Hände geschüttelt hatten, wandte Scales sich an Padillo. »Haben Sie nicht gesagt, daß ein Mr. Plomondon sich uns anschließen würde?«
    »Er war verhindert, darum habe ich Mr. McCorkle überredet, den Auftrag anzunehmen.« Das konnte Padillo schon immer – er log bewundernswert.
    »Sie sind ein sehr großer Mann«, sagte Kassim zu mir und ließ mich wieder seine gräßlichen Zähne sehen.
    Ich fand keinen Grund, mich für meine Größe zu entschuldigen, und nur fünf Kilo von meinem Gewicht konnten meiner Unmäßigkeit zugeschrieben werden, deshalb begnügte ich mich mit einem Lächeln und einem Nicken als Antwort.
    »Je größer sie sind«, sagte der König bedachtsam, »desto tiefer fallen sie.« Er strahlte, als er alles richtig herausbekommen hatte, und wandte sich an Scales. »War das richtig so, Mr. Scales?«
    »Es ist idiomatisch die richtige Redensart, Majestät, aber der Gelegenheit kaum angemessen.«
    Der König nickte zum Zeichen, daß er verstanden hatte, und wandte sich wieder an mich. »Ich habe nicht beabsichtigt, Sie zu kränken, Mr. McCorkle. Nur habe ich seit vielen Jahren nicht mehr englisch gesprochen und versuche, mir alles ins Gedächtnis zurückzurufen. Haben Sie viel Erfahrung als Wacheleib?«
    »Leibwache«, korrigierte Scales fast automatisch, als ob er Kassim seit Tagen verbesserte.
    Der König schien nichts dagegen zu haben. »Ja, Leibwache«, sagte er.
    »Einige«, sagte ich. »Aber natürlich längst nicht soviel wie Mr. Padillo.«
    »Wir müssen von hier vielleicht früher weiter, als der Plan vorsieht«, sagte Padillo. »Mr. McCorkle ist auf dem Weg von Washington hierher auf Schwierigkeiten gestoßen. Es sieht so aus, als ob sie wüßten, daß wir hier sind.«
    »Waren es Kragstein und Gitner?« fragte Scales.
    »Nein. Dieses Paar habe ich noch nie gesehen. Ich glaubte, ich hätte sie auf dem Weg durch die Stadt abgeschüttelt, aber sie schienen zu wissen, wo ich hinwollte.«
    »Das bedeutet, sie haben Verstärkung«, sagte

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