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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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links zu der zweieinhalb Meter breiten schwarzen Leere hin, über die sie in etwa drei Minuten springen müßten, falls Padillos Plan klappte.
    Zweieinhalb Meter sind eine sehr große Entfernung, wenn man etwas füllig und außer Form ist wie der König oder über fünfzig mit nachlassenden Reflexen wie Emory Scales oder ein seßhaftes träges Wesen wie ich, dessen Vorstellung von schwindelnder Höhe ein Barhocker von einszwanzig entsprach.
    Es war ein typischer Padillo-Plan, ohne Firlefanz, beeindruckend in seiner Schlichtheit und vorbildlich durch seine Raffinesse, aber niemand schien geneigt zu sein, viel über seine Risiken zu reden; auch das war verständlich. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Gefahren gerecht verteilt waren. Kassim, Scales und ich mußten gewisse, bis dahin unerschlossene und wahrscheinlich nicht vorhandene Reserven an Nervenstärke und physischer Kraft mobilisieren, um eine Kluft zu überspringen, die selbst bei einer Gemse Bedenken ausgelöst hätte. Padillo brauchte nur auf sich schießen zu lassen.
    Auf dem Bürgersteig unten waren nur vereinzelte Fußgänger zu sehen, und der Verkehr auf der Avenue A war dünn. Der Park auf der anderen Straßenseite sah düster und abschreckend aus, so wie die meisten städtischen Parks, sobald die Sonne untergegangen ist.
    Ein hellblauer, zweitüriger Wagen des Typs, den man Klubcoupé nennt, rollte langsam von links her die Avenue A herunter. Es war einer dieser Wagen mit großen Motoren, irgendwo zwischen sechs und sieben Litern Hubraum, die den Namen irgendeines Reptils oder Fischs tragen und für den dichten Stadtverkehr genau das richtige sind, falls man zur Beruhigung einen Tachometer braucht, der 250 Stundenkilometer anzeigt.
    Der Wagen kam langsam die Avenue hinunter, als ob der Fahrer nach einem Platz zum Parken oder einem Mädchen zum Aufgabeln Ausschau hielte. Es war eine Frage der zeitlichen Abstimmung und des Glücks. »Wenn der Fahrer nüchtern ist«, hatte Padillo gesagt, »wenn er normale Reaktionen hat und nicht mit offenen Augen träumt, müßte es eigentlich klappen.«
    »Das läßt nicht viel Platz zum Improvisieren«, hatte ich erwidert.
    »Keineswegs«, hatte Padillo gesagt.
    Der Wagen war etwa noch zwanzig Schritte vom Eingang des Apartmenthauses entfernt, und ich schätzte seine Geschwindigkeit auf ungefähr dreißig Kilometer. Eine dunkle Gestalt, die sich beinahe zu schnell bewegte, um noch ein Mensch zu sein, schoß ins gelbe Licht der Straßenlaterne hinaus, war kaum eine Sekunde sichtbar und befand sich dann auf der Straße unmittelbar im Weg des näher kommenden Wagens. Der Fahrer war wach. Er trat auf die Bremse, die Reifen faßten auf dem rauhen Asphalt, und der Kühler des Wagens senkte sich, bis die schwere, verchromte Stoßstange fast auf gleicher Höhe mit den Knöcheln des Mannes war.
    Einen Augenblick wurde der Mann von den Scheinwerfern des Wagens erfaßt, unfähig sich zu bewegen, bis er sicher war, daß der Wagen anhalten würde, ohne ihn zu berühren. Es muß weniger als eine Sekunde gewesen sein, aber für den, der im Park auf der anderen Straßenseite war, dauerte es lange genug, um zwei Schüsse abzugeben, doch inzwischen bewegte Padillo sich wieder, duckte sich tief, während er zur rechten Tür des Wagens sprang und am Griff zerrte. Die Tür war abgeschlossen, und der Fahrer fuhr langsam wieder an, hatte offensichtlich nicht ganz durchschaut, was sich abspielte, wußte nur, daß er nichts damit zu tun haben wollte. Padillo schlug mit seiner Pistole das rechte Seitenfenster ein, und ich konnte sehen, wie der Fahrer die rechte Hand ausstreckte und die Türsperre öffnete. Dann war Padillo eingestiegen, und die Hinterräder des Wagens drehten kreischend durch, als ich mich umdrehte und Kassim und Scales befahl: »Jetzt los!«
    Ich hörte zwei weitere Schüsse, offensichtlich aus dem Park, aber ich sah nicht mehr hin. Statt dessen ging ich sechs Meter zurück, blieb stehen und begann mit meinem Anlauf. Die zweieinhalb Meter breite Schwärze, welche die beiden Gebäude voneinander trennte, nahm olympische Proportionen an, und ich versuchte daran zu denken, daß ich mit dem rechten Fuß abspringen mußte, doch als ich die Kante erreichte, war es zu spät, und ich mußte den linken nehmen, dann hing ich etwa einige Stunden in der Luft, bis ich schließlich mit gut und gern anderthalb Meter Spielraum auf dem grobkörnigen Dach landete.
    Ich drehte mich um und eilte an die Kante zurück, bereit, Kassim oder Scales

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