McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
Zimmer im Hay-Adams in Washington. Ich gelangte zu der Überzeugung, daß sie bei den Zimmermädchen großen Erfolg hatte.
»Sie werden natürlich einen Drink wollen«, sagte sie.
»Falls es keine Umstände macht«, erwiderte ich und trat ans Fenster, um nachzusehen, ob die Suite so was wie eine Aussicht hatte. Es ging auf den Platz hinaus, und sie konnte nach Herzenslust auf den See von Rhododendren hinab schauen. Die Blumen sahen aus einer Höhe von sieben Stockwerken sogar noch knalliger aus, aber es war eine fröhliche Art von Farbenpracht, gegen die wirklich niemand was haben konnte.
»Padillo erwähnte, daß Sie in New York Ärger hatten«, sagte sie, als sie mit zwei Drinks in den Wohnraum zurückkam. Sie reichte mir einen. »Er sagte, Sie könnten mir darüber berichten.«
Ich nippte an meinem Drink. Es war Scotch mit Wasser. »Sie haben es zweimal versucht«, sagte ich. »Beim zweiten Mal hätten sie es beinahe geschafft. Gitner hat die Frau getötet, in deren Wohnung wir uns aufhielten. Sie war eine gute Freundin von Padillo.«
»Ist er bestürzt? Ach, ich meine nicht bestürzt. Er würde es nicht zeigen, wenn er bestürzt wäre. Er wüsste nicht, wie. Ich wollte fragen, ob er die Sache jetzt persönlich nimmt?«
»Er ist bestürzt, und er nimmt es persönlich«, sagte ich.
Sie nickte und setzte sich auf die Kante eines Diwans, der grün-weiß gestreift war. Sie bewegte sich wie immer mit Anmut und Sicherheit, aber mit einem Zögern, das mir zuvor nicht aufgefallen war, als lausche sie auf unhörbare Regieanweisungen. Vielleicht von ihrem Bruder.
»Er hat es natürlich auf Gitner abgesehen.«
»So sieht es aus.«
»Und er wird versuchen, den König als Köder zu benutzen.«
»Er wird benutzen, was zur Hand ist«, sagte ich.
»Ja. Den König. Oder Sie. Oder mich.«
»Er hat sehr an ihr gehangen.«
»An dieser Frau in New York?«
»Ja.«
Sie nickte und nippte an ihrem Glas. »Ich weiß, was das bedeuten kann.«
Ich hätte auf diese Bemerkung eingehen können, beschloß aber, darauf zu verzichten. »Padillo wüßte gern, wo und wann wir sie abliefern sollen.«
Sie stellte das Glas auf den Tisch, nahm eine Zigarette zur Hand und zündete sie an, bevor ich meinen Platz am Fenster verlassen konnte. Ich setzte mich in einen der weichen Klubsessel. Wanda Gothar rauchte eine Weile schweigend.
»Padillo behält sie vermutlich scharf im Auge.«
»Ja.«
»Sie möchten nicht gern, daß etwas schief geht.«
»Sie?«
»Die Ölgesellschaften.«
»Welche?«
Sie sagte es mir, und ich hätte vor Überraschung fast einen Pfiff ausgestoßen. Doch ich beschränkte mich darauf, einen Schluck von meinem Drink zu nehmen. Wenn die Menschen etwas von Ölstädten hören, denken sie fast immer an Dallas, Houston, Tulsa und vielleicht noch an Los Angeles. Aus irgendeinem Grund wird San Francisco nie für eine Ölstadt gehalten. Dennoch stehen am Mechanics Square zwei Gebäude, eins mit zweiundzwanzig Stockwerken, das andere mit neunundzwanzig, in denen zwei der größten Ölgesellschaften der Welt untergebracht sind. Eine von ihnen wurde von einem dünnen alten Mann gegründet, der fast hundert Jahre alt wurde und dessen Erben zu den reichsten Menschen der Welt gehören. Die andere Ölgesellschaft, die fast genauso groß ist, wurde von einer europäischen Bankiersfamilie ins Leben gerufen, deren überschüssiges Bargeld mehr als einmal benutzt worden war, um wacklige Regierungen zu unterstützen. Bei der letzten Zählung hatte die von dem dünnen alten Mann gegründete Gesellschaft ausländische Niederlassungen in siebzig Staaten. Ihr anderer Anspruch auf Unsterblichkeit rührte daher, daß sie 1907 in Seattle die erste Tankstelle der Welt gebaut hatte. Die Gesellschaft, die von der europäischen Bankiersfamilie kontrolliert wurde, operierte in fast genauso vielen Ländern, und ich dachte mir, daß der König sich mit seiner Forderung nach fünf Millionen Dollar Handgeld ernstlich unterbewertet hatte, wenn es unter dem Sand von Llaquah genug Öl gab, um für diese beiden Firmen ein Gemeinschaftsprojekt attraktiv zu machen. Fünf Millionen waren für sie vermutlich die Einnahmen einer halben Stunde an einem langsamen Tag.
»Welche Firma spielt den Gastgeber?« fragte ich.
»Die auf der Nordseite der Bush Street«, sagte sie. »Darum ging es bei dem Treffen in Dallas. Sie haben sich um die Ehre gerissen.«
»Was haben sie denn gesagt, als Sie ihnen erklärten, daß der König es vielleicht nicht schaffen
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