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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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kühlen, höflichen Ton: »Kann ich etwas für Sie tun?«
    Sie trug einen großen grauen Hut mit einer breiten Krempe und einem schmalen weißen Band, in dem ein paar künstliche Blumen steckten. Ich glaube, es waren rosafarbene Rosen. Sie saß an einem alten, aber gewissenhaft polierten Schreibtisch, der mit etwas bedeckt war, das wie Korrekturfahnen aussah. In den Regalen an zwei Wänden des Raums standen Bände, die in goldener Tinte mit The Arbitrator und darunter einer Jahreszahl beschriftet waren. Der älteste Band stammte aus dem Jahre 1905.
    Ihre klaren blauen Augen blickten uns durch eine Goldrandbrille an. Ihr Haar war weiß, und sie hielt einen dicken schwarzen Redakteursstift in der rechten Hand. Neben ihr stand eine Schreibmaschine von L. C. Smith auf einem Untersatz. Auf dem Schreibtisch war ein schwarzes Telephon, und an der Wand zum Flur standen drei Wandschränke, gegen die die Tür geknallt war. Alles war makellos sauber.
    Sie fragte noch einmal, ob sie uns helfen könne. Padillo schob hastig die Pistole wieder in seinen Hosenbund und sagte: »Security, Ma’am. Wir wollten nur mal nachsehen.«
    »Seit neunzehnhundertdreiundsechzig hat dieses Gebäude keinen Wachmann mehr gesehen«, sagte sie. »Ich glaube, Sie nehmen es nicht so genau mit der Wahrheit, junger Mann.
    Andererseits sind Sie für Banditen zu gut angezogen, besonders die junge Lady. Ihr Kostüm gefällt mir, meine Liebe.«
    »Danke«, sagte Wanda.
    »Ich bin Miss Orumber, und dies ist meine letzte Nacht in diesem Büro. So sehr ich mich über Ihren Besuch freue, muß ich doch sagen, daß wohlerzogene Ladies und Gentlemen gewöhnlich anklopfen, bevor sie einen Raum betreten. Sie müssen ein Glas Wein mit mir trinken.«
    »Ich glaube nicht, daß wir –« Padillo hatte keine Chance, den Satz zu beenden.
    »Unsinn!« sagte sie, stand auf und ging zu einem Aktenschrank. »Es gab eine Zeit, da hätten wir Champagner getrunken, aber –« Sie ließ ihren Satz ausklingen, als sie eine Flasche Sherry hervorholte, stellte sie auf den Schreibtisch, ging zurück zu dem Aktenschrank und brachte vier langstielige Gläser zum Vorschein, die sie mit einem sauberen weißen Tuch polierte.
    »Sie, junger Mann«, sagte sie zu mir. »Sie sehen so aus, als hätten Sie sich auf Ihrem Lebensweg ein paar gesellschaftliche Umgangsformen angeeignet. Ihr Gesicht hat Charakter. Manche würden es vermutlich auf ein ausschweifendes Leben zurückführen, aber ich ziehe es vor, von Charakter zu sprechen. Sie können den Sherry einschenken.«
    Ich blickte Padillo an, der leicht mit den Achseln zuckte. Ich schenkte ein und reichte die Gläser herum.
    »Wir wollen nicht auf mein Wohl trinken«, sagte sie, »sondern auf den Arbitrator und auf seinen überfälligen Hingang. The Arbitrator.« Wir nippten an dem Sherry.
    »Neunzehnhunderteinundzwanzig schickte mir ein Mann einen Pierce-Arrow. Eine Limousine. Er knüpfte daran die einzige Bedingung, daß sein Name in jenem Jahrgang des Arbitrator erwähnt würde. Eine Limousine, können Sie sich das vorstellen? Kein Gentleman würde einer Lady eine Limousine schenken, ohne gleichzeitig einen Chauffeur zur Verfügung zu stellen. Der Mann war ein Stoffel. Ich brauche nicht zu betonen, daß sein Name nicht erwähnt wurde.«
    Sie hatte ein runzliges, stolzes Gesicht mit einer schmalen Nase und einem immer noch festen Kinn. Vor fünfzig bis sechzig Jahren konnte sie eine Schönheit gewesen sein, eine dieser hochgewachsenen gebieterischen Frauen, wie Gibson sie gezeichnet hat.
    »Was ist der Arbitrator ?« fragte Padillo. »Das Verzeichnis der gehobenen Gesellschaft von San Francisco?« Ich glaube, er versuchte höflich zu sein.
    »Er ist es nicht, junger Mann, er war es. Er bestimmte seit annähernd vierzig Jahren die Gesellschaft von San Francisco. Ich war die alleinige Herausgeberin. Jetzt gibt es in San Francisco keine Gesellschaft und nach dieser Ausgabe auch keinen Arbitrator mehr.«
    Sie leerte ihr Glas mit schnellen, kleinen Schlucken. »Ich möchte Sie nicht länger aufhalten«, sagte sie, ging um ihren Schreibtisch herum und ließ sich auf den Stuhl nieder. »Vielen Dank für Ihren Besuch.«
    Wir wandten uns der Tür zu, aber sie sagte: »Wissen Sie was? Heute ist mein Geburtstag. Ich hatte es ganz vergessen. Ich bin fünfundachtzig.«
    »Unsere besten Glückwünsche«, sagte ich.
    »Ich habe den Arbitrator seit neunzehnhundertneun herausgegeben. Dies ist die letzte Ausgabe, aber das sagte ich wohl schon, nicht wahr?

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