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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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absetzen.«
    »Dann laß ihn zurückbeordern. Laß ihn nach Washington zurückbeordern. Gehorcht er, rechtfertigt das zumindest einen Aufschub. Weigert er sich, werfe ich das Handtuch.«
    Roth überdachte den Vorschlag.
    »Ich will es versuchen«, sagte er. »Als erstes fahr ich nach Alconbury. Falls sich Orlow weigert, den Namen des Fünften Mannes zu nennen, schicke ich dem DCI morgen nach meiner Rückkehr ein Telegramm; ich schreibe ihm nur, die Briten hätten neue Beweise vorgelegt, daß Orlow möglicherweise lügt, und bitte ihn, Bailey sofort nach Langley zurückzubeordern. Als Test. Ich denke, darauf wird sich der
    DCI wenigstens einlassen. Es würde einen Aufschub von mehreren Wochen bedeuten.«
    »Das würde uns reichen«, sagte McCready. »Sogar dicke. Bis dahin ist Keepsake rübergekommen, und dann können wir dem DCI alles sagen. Verlaß dich auf mich.«
    Roth war kurz nach Sonnenuntergang in Alconbury. Orlow lag in seinem Zimmer auf dem Bett und las und hörte Musik. Er hatte sich an Simon and Garfunkel sattgehört - laut Kroll kannten die Leibwächter inzwischen die zwanzig größten Hits fast Wort für Wort auswendig - und war zu den Seekers übergegangen. Er schaltete >Morningtown< ab, als Roth hereinkam, und sprang mit einem Grinsen vom Bett auf.
    »Fliegen wir zurück in die Staaten?« fragte er. »Ich langweile mich hier. Sogar die Ranch war noch besser, trotz der Risiken.«
    Er hatte zugenommen, weil er die ganze Zeit nur herumgelegen und keine Gelegenheit zum Trainieren gehabt hatte. Das mit der Ranch war ein Witz. Nach dem getürkten Mordversuch hatte Roth ihn noch eine Zeitlang in dem Glauben gelassen, es habe sich um eine Aktion des KGB gehandelt, und behauptet, Moskau müsse Einzelheiten über die Ranch von Urtschenko erfahren haben, der dort verhört worden war, bevor er törichterweise in den Schoß des KGB zurückgekehrt war. Dann hatte er jedoch zugegeben, daß es sich um eine Inszenierung der CIA gehandelt habe, mit der die Reaktion des Russen getestet werden sollte. Orlow war zunächst wütend gewesen - »Ihr Schweine, ich hab gedacht, ich muß sterben«, hatte er geschrien -, aber später hatte er über den Vorfall sogar lachen können.
    »Bald«, sagte Roth, »bald sind wir hier fertig.«
    Am Abend aß er mit Orlow und brachte die Rede vorsichtig auf den Gedenkraum in Moskau. Orlow nickte.
    »Sicher, ich war da mal drin. Alle endgültig in den KGB aufgenommenen Offiziere werden da hineingeführt. Um die Helden zu sehen und sie zu bewundern.«
    Roth lenkte das Gespräch auf die Porträts der Glorreichen Fünf. Orlow, der gerade an einem Bissen Steak kaute, schüttelte den Kopf.
    »Vier«, sagte er. »Es sind nur vier Bilder. Burgess, Philby, Maclean und Bunt. Die Glorreichen Vier.«
    »Aber angeblich hängt doch da noch ein fünfter Rahmen, in dem nur schwarzes Papier ist«, wandte Roth ein.
    Orlow kaute jetzt viel langsamer.
    »Ja«, gab er zu und schluckte den Bissen hinunter. »Ein Rahmen, aber kein Bild.«
    »Es hat also doch einen Fünften Mann gegeben?«
    »Es scheint so.«
    Roth blieb bei seinem beiläufigen Gesprächston, sah aber Orlow aufmerksam über seine Gabel hinweg an.
    »Aber Sie waren Major im Illegalendirektorat. Sie müssen den Namen im Schwarzen Buch gesehen haben.«
    In Orlows Augen blitzte etwas auf.
    »Man hat mir das Schwarze Buch nie gezeigt«, sagte er gelassen.
    »Peter, wer war der Fünfte Mann? Den Namen bitte.«
    »Ich weiß ihn nicht, mein Freund. Das schwöre ich Ihnen.« Er lächelte wieder sein breites gewinnendes Lächeln. »Wollen Sie es mit dem Lügendetektor überprüfen?«
    Roth lächelte zurück, dachte aber: Nein, Peter, ich bin überzeugt, du kannst den Lügendetektor irreführen - wenn du willst. Er beschloß, am Morgen nach London zurückzukehren und sein Telegramm mit der Bitte um Aufschub und den Befehl zu Baileys Rückkehr nach Washington aufzugeben - als Test. Wenn es noch die leiseste Spur eines Zweifels gab - und trotz Kelloggs lückenlosem Beweismaterial waren ihm jetzt doch gewisse Zweifel gekommen -, würde er den Befehl nicht ausführen, noch nicht einmal dem DCI und seiner eigenen vielversprechenden Karriere zuliebe. Manchmal war der Preis einfach zu hoch.
    Am nächsten Morgen kam die Putzkolonne. Es handelte sich um Frauen aus Huntingdon, dieselben, die auch alle anderen Gebäude des Stützpunktes reinigten. Jede von ihnen war überprüft worden und hatte einen Ausweis, der sie zum Betreten des Geländes berechtigte. Roth saß mit

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