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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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nicht ernst, oder?«
    »Du bist völlig schief gewickelt, Sam.«
    »Wir haben eine Mitteilung bekommen. Bailey darf keinerlei vertrauliches Material in die Finger kriegen. Also steht er unter Verdacht. Willst du mir wirklich weismachen, der Grund ist nicht, daß Orlow ihn beschuldigt hat, sowjetischer Agent zu sein?«
    »Mein Gott, das ist reine Routine. Es geht darum, daß er zu viele Freundinnen hat.«
    »Willst du mich verarschen?« fragte McCready. »Calvin mag sein, was er will, aber ein Schürzenjäger ist er nicht. Erzähl mir ein anderes Märchen.«
    »Reiß dich zusammen, Sam, sonst sind wir die längste Zeit Freunde gewesen. Ich hab’s dir schon mal gesagt: Das geht jetzt nur noch die Company was an. Gib’s auf.«
    »Joe, um Himmels willen. Es ist schon fast zu spät. Die Dinge sind außer Kontrolle geraten. Orlow belügt euch, und ich fürchte, ihr macht einen schrecklichen Fehler.«
    Joe Roth verlor die Geduld.
    »Halt an«, schrie er, »halt sofort die verdammte Kiste an.«
    McCready zog den Jaguar nach rechts und hielt abrupt an. Roth schnappte sich seine Reisetasche vom Rücksitz und öffnete die Tür auf seiner Seite. McCready packte ihn am Arm.
    »Joe, morgen, halb drei. Ich muß dir was zeigen. Ich hol dich um halb drei vor deiner Wohnung ab.«
    »Du kannst mich mal«, sagte der Amerikaner.
    »Nur ein paar Minuten. Ist das zuviel verlangt? Unter alten Freunden, Joe, unter guten alten Freunden.«
    Roth stieg wortlos aus. Er entfernte sich rasch und hielt Ausschau nach einem Taxi. Aber er stand am nächsten Tag um halb drei auf dem Gehsteig vor seiner Wohnung. McCready blieb in dem Jaguar sitzen, bis Roth eingestiegen war, und fuhr ohne ein Wort der Begrüßung los. Sein Freund war immer noch verärgert und mißtrauisch. Sie fuhren nur knapp eine halbe Meile. Roth dachte, er würde zu seiner eigenen Botschaft gefahren, so nahe kamen sie dem Grosvenor Square, aber McCready hielt schon einen Häuserblock davor in der Mount Street.
    Ungefähr in der Mitte der Mount Street liegt eines der besten Londoner Fisch-Restaurants, Scott’s. Auf die Minute genau um drei Uhr kam ein gepflegter Mann in hellgrauem Anzug aus dem Restaurant und blieb vor dem Eingang stehen. Eine schwarze Limousine der sowjetischen Botschaft näherte sich langsam und hielt direkt vor ihm.
    »Du hast mich zweimal gefragt, ob wir einen Mann beim KGB in Moskau haben«, sagte McCready ruhig. »Ich habe das verneint. Das war nur zur Hälfte gelogen. Er sitzt nämlich nicht in Moskau, sondern hier in London. Da drüben steht er.«
    »Ich glaub, ich seh nicht recht«, flüsterte Roth. »Das ist doch Nikolai Gorodow. Der Chef der KGB-Residentur in Großbritannien.«
    »Der nämliche. Und er arbeitet für uns, schon seit vier Jahren. Ihr habt sein ganzes Material bekommen, mit falschen Quellenangaben, aber im übrigen unverändert. Und er sagt, daß Orlow lügt.«
    »Beweise es«, sagte Roth. »Von Orlow verlangst du ja auch, er soll alles beweisen. Also jetzt beweise es. Beweise, daß er wirklich für euch arbeitet.«
    »Wenn Gorodow sich mit der rechten Hand am linken Ohr kratzt, bevor er in den Wagen steigt, ist er unser Mann«, sagte McCready.
    Gorodow sah nicht zu dem Jaguar hinüber. Er hob nur die rechte Hand, griff sich ans linke Ohr, zupfte sich am Ohrläppchen und stieg ein. Die Limousine fuhr an.
    Roth beugte sich vor und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Er atmete mehrmals tief durch und richtete sich dann wieder auf.
    »Das muß ich dem DCI sagen«, sagte er. »Persönlich. Ich kann ja zurückfliegen.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte McCready. »Ich habe Gorodow mein Wort gegeben, und vor zehn Minuten hast du mir deins gegeben.«
    »Ich muß den DCI informieren, sonst sind die Würfel gefallen. Sonst gibt es kein Zurück mehr.«
    »Dann spiel auf Zeit. Du kannst auch noch andere Beweise bekommen, oder zumindest Gründe für einen Aufschub. Ich erklär dir mal die Aschenbecher-Theorie.«
    Er erzählte Roth, was Keepsake ihm zwei Tage zuvor auf dem Ausflugsdampfer gesagt hatte.
    »Frag Orlow, wer der Fünfte Mann war. Er weiß es, aber er wird’s dir nicht sagen. Keepsake wird es rauskriegen und es uns sagen, wenn er rüberkommt.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Schon bald. Längstens in ein paar Wochen. Moskau ist argwöhnisch. Das Netz zieht sich zusammen.«
    »Eine Woche«, sagte Roth. »Bailey fliegt in einer Woche nach Salzburg und Wien weiter. Er darf Wien nicht erreichen. Der DCI glaubt, er will sich nach Ungarn

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