Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Orlow in der Kantine beim Frühstück und versuchte, gegen den Lärm der Poliermaschine draußen auf dem Gang anzureden. Das durchdringende Summen des Elektromotors schwoll mit der schwankenden Umdrehungsgeschwindigkeit der Polierbürste an und ab.
    Orlow wischte sich den Kaffee von den Lippen, entschuldigte sich, weil er auf die Toilette mußte, und ging hinaus. Von diesem Tag an würde Roth sich sein Leben lang nie mehr über den sogenannten sechsten Sinn lustig machen. Sekunden, nachdem Orlow gegangen war, fiel ihm auf, daß sich der Ton der Poliermaschine verändert hatte. Er ging auf den Gang hinaus, um den Grund festzustellen. Die Maschine stand verlassen da, ihre Bürsten drehten sich, der Motor gab ein gleichbleibendes, hohes Heulen von sich. Er hatte die Putzfrau gesehen, als er zum Frühstück gegangen war, eine magere Frau in einem bunten Overall mit Lockenwicklern im Haar und einem Kopftuch darüber. Sie war beiseite getreten, um ihn vorbeizulassen, und hatte dann mit ihrer Arbeit weitergemacht, ohne aufzusehen. Jetzt war sie verschwunden. Die Tür zur Herrentoilette am Ende des Korridors pendelte noch leicht.
    Roth schrie aus Leibeskräften »Kroll« und rannte den Gang entlang. Die Frau kniete in der Mitte der Herrentoilette, umgeben von den Scheuerlappen und Flaschen mit Reinigungsmitteln aus ihrem Putzeimer. In der Hand hielt sie die schallgedämpfte SIG Sauer, die sie zwischen den Putzlappen versteckt gehabt hatte. Am hinteren Ende des Raums ging die Tür einer Kabine auf, und Orlow kam heraus. Die knieende Gestalt brachte die Waffe in Anschlag.
    Roth sprach kein Russisch, aber er kannte ein paar Worte. Er brüllte Stoj, so laut er konnte. Die Frau drehte sich blitzschnell auf den Knien herum, Roth warf sich auf den Boden, es gab ein leises »Pfft«, und er spürte den Luftzug der Kugel, die seinen Kopf knapp verfehlte. Er lag immer noch auf den Fliesen, als es hinter ihm ohrenbetäubend krachte und die Luft erneut von Stoß wellen bebte. Geschlossene Toilettenräume sind kein idealer Ort für Schießübungen mit einer.44 Magnum.
    Hinter ihm stand Kroll in der Tür, den Colt beidhändig im Anschlag. Ein zweiter Schuß war nicht nötig. Die Frau lag auf dem Rücken, und ein leuchtend roter Fleck auf den Fliesen wetteiferte mit den Rosen auf ihrem Overall. Später stellte sich heraus, daß die echte Putzfrau gefesselt und geknebelt in ihrer Wohnung in Huntingdon lag.
    Orlow stand immer noch an der Kabinentür. Er war kreidebleich.
    »Schon wieder so ein Spiel«, schrie er. »Ich hab genug von diesem CIA-Theater.«
    »Kein Spiel«, sagte Roth und rappelte sich auf. »Diesmal war es kein Spiel. Das war der KGB.«
    Orlow sah noch einmal hin und konnte erkennen, daß die dunkelrote Pfütze, die sich über die Fliesen ausbreitete, kein Ketchup war, diesmal nicht.
    Roth brauchte zwei Stunden, um für Orlow und das übrige Team einen Rückflug nach Amerika und den sofortigen sicheren Transport zur Ranch zu organisieren. Orlow nahm seine kostbaren Pop-Kassetten mit; er weinte England keine Träne nach. Als die militärische Transportmaschine nach den USA startete, stieg Roth ins Auto und fuhr nach London zurück. Er war zornig und verbittert.
    Er machte sich auch selbst Vorwürfe. Er hätte wissen müssen, daß Alconbury nach Baileys Bloßstellung nicht mehr als sicherer Unterschlupf für Orlow gelten konnte. Aber angesichts der britischen Einmischung war er so beschäftigt gewesen, daß er nicht daran gedacht hatte. Jeder macht Fehler. Er fragte sich, warum Bailey Moskau nicht den Tip gegeben hatte, Orlows Ermordung schon früher zu arrangieren, bevor der KGB-Oberst die Möglichkeit hatte, ihn zu enttarnen. Vielleicht hatte er gehofft, daß Orlow ihn nicht verraten könnte, weil er nicht über die entsprechenden Informationen verfügte. Sein Fehler. Jeder machte Fehler.
    Als er in der Botschaft ankam, wußte er, was er tun würde. Jetzt hatte McCready den Schwarzen Peter. Wenn er jetzt immer noch dabei bleiben wollte, daß Gorodow ein echter Überläufer war und Orlow ein falscher, und Bailey damit aus dem Schneider kam, als unschuldiger, auf geradezu geniale Weise fälschlich beschuldigter Mann, hatte er nur noch eine Möglichkeit - er mußte Gorodow sofort herüberholen, so daß die CIA direkt mit ihm reden und die Sache ein für allemal klären konnte. Er ging an seinen Schreibtisch, um McCready im Century House anzurufen. Sein Stationschef begegnete ihm auf dem Korridor.
    »Ach, übrigens«, sagte Bill

Weitere Kostenlose Bücher