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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ununterbrochen observiert, aber es war unmöglich, das Papier zu bergen, bis schließlich der Reinigungskarren vorbeikam und der Abfallkorb ausgeleert wurde. Nun wurde das Papier von den KGB-Leuten sichergestellt und anschließend einer gründlichen erkennungsdienstlichen Analyse unterzogen. Man untersuchte das Papier auf unsichtbare Schrift, Mikropunkte, zwischen zwei Papierschichten verborgenen Mikrofilme. Es wurde nichts gefunden. Allerdings stellte man Spuren von Brot, Butter, Gurke und Ei fest.
    Lange vorher, kurz nach dreizehn Uhr, stand der Londoner Agent auf und verließ in seinem Wagen den Park. Sein erster Treff war eindeutig fehlgeschlagen. Allem Anschein nach fuhr er nun zu einem zweiten Treff in einem Berioska-Laden, in dem nur harte Devisen angenommen werden. Zwei KGB-Agenten betraten das Geschäft und lungerten zwischen den Regalen herum, um festzustellen, ob der Engländer irgendwo zwischen den exklusiven Waren, die hier angeboten wurden, eine Nachricht hinterlassen oder an sich nehmen würde. Hätte er etwas gekauft, wäre er befehlsgemäß festgenommen worden, mit der Begründung, daß der gekaufte Artikel wahrscheinlich eine Nachricht enthielt und das Geschäft als toter Briefkasten benutzt wurde. Er kaufte nichts und wurde in Ruhe gelassen.
    Nachdem er den Laden verlassen hatte, fuhr er in die britische Botschaft zurück. Zehn Minuten später verließ er die Botschaft wieder, diesmal auf dem Rücksitz eines Jaguars, der von einem Chauffeur der Botschaft gelenkt wurde. Als der Jaguar in Richtung Flughafen aus der Stadt fuhr, ließ sich der Leiter des Observantenteams direkt zu General Kirpitschenko durchstellen.
    »Er nähert sich jetzt dem Flughafengebäude, Genosse General.«
    »Hat er irgendwelche Kontakte aufgenommen? Irgendeiner Art?«
    »Nein, Genosse General. Abgesehen von der alten Frau und dem Eisverkäufer, die beide festgenommen wurden, hat er niemanden angesprochen, und es hat auch niemand etwas zu ihm gesagt. Die weggeworfene Zeitung und das Papier, in dem seine Brote eingewickelt waren, wurden sichergestellt. Darüber hinaus hat er nichts berührt.«
    »Seine Mission muß fehlgeschlagen sein«, dachte Kirpitschenko. »Er wird wiederkommen, und wir werden schon auf ihn warten.«
    Er wußte, daß McCready, getarnt als Techniker des Foreign Office, einen Diplomatenpaß besaß.
    »Lassen Sie ihn laufen«, sagte er. »Achten Sie auf einen Übergabeversuch innerhalb des Flughafengebäudes. Falls keiner stattfindet, behalten Sie ihn im Auge, bis er in der Maschine ist.«
    Später sah sich der General die Teleaufnahmen seiner Observanten an, verlangte eine starke Lupe, sah sich die Bilder erneut an und richtete sich dann mit hochrotem Gesicht auf: »Ihr verdammten Idioten, das ist nicht McCready.«
    Um zehn nach acht kam ein Jaguar, den Berry Martins lenkte, der Stationschef des SIS in Moskau, aus der Botschaft und fuhr in gemessenem Tempo in das alte Stadtviertel Arbat, in dem die Straßen eng und von den stattlichen Häusern längst verstorbener wohlhabender Kaufleute gesäumt sind. Ein einzelner Moskwitsch nahm die Verfolgung auf, aber das war reine Routine. Die Briten bezeichneten diese KGB-Agenten, denen die triste Aufgabe zufiel, ihnen Tag für Tag durch ganz Moskau zu folgen, als >die Reservemannschaft<. Der Jaguar fuhr ziellos auf dem Arbat herum, und der Mann am Steuer fuhr ab und zu rechts ran, um auf den Stadtplan zu schauen.
    Um zwanzig nach acht kam eine Mercedes-Limousine aus der Botschaft. Am Steuer saß, mit blauer Uniformjacke und Mütze, ein Chauffeur der Botschaft. Keiner sah in den Fond des Wagens, und so konnte niemand wissen, daß dort auf dem Wagenboden unter einer Decke ein zweiter Mann kauerte. Auch an diesen Wagen hängte sich ein Moskwitsch.
    Auf dem Arbat fuhr der Mercedes an dem parkenden Jaguar vorbei. In diesem Augenblick hatte Martins offenbar gefunden, was er auf dem Stadtplan gesucht hatte, denn er fuhr unversehens los und setzte sich zwischen den Mercedes und den ihn verfolgenden Moskwitsch. Der Konvoi bestand jetzt aus einem Mercedes, einem Jaguar und zwei Moskwitschs.
    Der Mercedes bog in eine enge Einbahnstraße ein, ebenso der Jaguar, dessen Motor jedoch bald darauf zu spucken und zu stottern anfing, so daß der Wagen zu ruckeln begann und nach wenigen Metern zum Stehen kam. Die beiden Moskwitschs hielten notgedrungen ebenfalls an und entließen einen ganzen Schwarm KGB-Agenten. Martins entriegelte die Motorhaube, stieg aus und machte die Haube auf. Im

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