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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Politbüro-Klinik draußen in Kunzewo selbst Schritt für Schritt dem Tod entgegen. Er hatte sich seit dem vergangenen August nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt, und dazu sollte es auch nicht mehr kommen.
    Tschernenko (der ein paar Monate später Andropows Nachfolger werden sollte) stand oben auf der Tribüne, zusammen mit Gromyko, Kirilenko, Tichonow und dem Parteitheoretiker Suslow. Der Verteidigungsminister, Ustinow, war in seinen Marschallmantel gehüllt, der vom Kinn bis zur Taille derart mit Orden geschmückt war, daß er sicher einen guten Windschutz abgab. Ein paar der Anwesenden waren immerhin noch jung genug, daß man qualifizierte Arbeit von ihnen erwarten konnte, beispielsweise der Moskauer Parteichef Grischin und der Parteiboß von Leningrad, Romanow. Am Rand stand der jüngste von allen und noch immer ein Außenseiter, ein untersetzter Mann namens Gorbatschow.
    Die Kamera schwenkte nach oben, um die Gruppe der Offiziere ins Bild zu bringen, die hinter Marschall Ustinow standen.
    »Moment«, sagte McCready. Das Bild erstarrte. »Der dort, der dritte von links. Kann ich den schärfer haben, können Sie ihn ranholen?«
    Der Techniker warf einen Blick auf sein Pult und tat das Gewünschte. Die Gruppe der Offiziere kam immer näher.
    Manche gerieten aus dem Bild. Derjenige, den McCready gemeint hatte, rückte zu sehr nach rechts. Der Techniker ging drei oder vier Bilder zurück, bis der Mann ganz in der Mitte war, und holte ihn näher heran. Der Offizier war durch einen General der Strategischen Raketentruppen halb verdeckt, aber sein Schnauzbart, bei sowjetischen Offizieren etwas Unübliches, beseitigte jeden Zweifel. Die Schulterstücke auf dem Offiziersmantel zeigten, daß er Generalmajor war.
    »Donnerwetter«, flüsterte McCready, »er hat es geschafft! Er hat es nach dort oben geschafft.« Er wandte sich dem Techniker mit seiner unbewegten Miene zu. »Jimmy, wie zum Teufel kommen wir an eine Luxuswohnanlage in Kalifornien ran?«
    »Nun, die Antwort ist kurz, mein lieber Sam«, sagte Timothy Edwards zwei Tage später. »Das schaffen wir nicht. Ich weiß, es ist bitter, aber ich habe die Sache dem Chef und den Geldfritzen vorgelegt, und die Antwort lautet: Er ist für uns zu kostspielig.«
    »Aber sein Material ist von unschätzbarem Wert«, protestierte McCready. »Der Mann ist mehr wert als Gold. Er ist eine Hauptader aus reinem Platin.«
    »Das ist unbestritten«, sagte Edwards ruhig. Er war zehn Jahre jünger als McCready, ein Erfolgstyp mit einem guten Universitätsdiplom, und kam aus begüterten Verhältnissen. Er hatte kaum die Dreißiger hinter sich und war bereits Stellvertreter des Chefs. Die meisten Männer seines Alters würden sich glücklich schätzen, wenn sie an der Spitze einer Auslandsstation stünden, Abteilungschef wären, würden sich danach sehnen, es zum Controller zu bringen. Und Edwards hatte schon beinahe die oberste Etage erreicht.
    »Sehen Sie«, sagte er, »der Chef war gerade in Washington. Er hat Ihren Mann erwähnt, für den Fall, daß der wirklich befördert wird. Unsere amerikanischen Vettern haben immer sein Material bekommen, seit Sie ihn an Land gezogen haben.
    Sie waren immer begeistert darüber. Und jetzt hat es den Anschein, daß sie ihn mit Freuden übernehmen und auch die Kohle rausrücken werden, die er verlangt.«
    »Er ist empfindlich, mimosenhaft. Er kennt nur mich. Vielleicht will er für niemand anderen arbeiten.«
    »Jetzt aber, Sam. Sie werden mir als erster zugeben, daß es ihm nur ums Materielle geht. Der Typ geht dorthin, wo das Geld lockt. Und wir bekommen ja das Material. Sorgen Sie bitte dafür, daß die Übergabe glatt vor sich geht.«
    Er legte eine Pause ein und strahlte McCready mit seinem gewinnendsten Lächeln an.
    »Übrigens, der Chef möchte Sie sehen. Morgen früh um zehn. Ich denke nicht, daß ich meine Kompetenzen überschreite, wenn ich Ihnen verrate, daß er an einen neuen Auftrag für Sie denkt. Ein Schritt nach oben, Sam. Sehen Sie, manchmal entwickelt sich alles so, daß es gar nicht besser gehen könnte. Pankratin ist wieder in Moskau, und damit kommen Sie schwerer an ihn heran; Sie haben sich eine ganze Ewigkeit mit Ostdeutschland beschäftigt. Unsere Vettern sind bereit, die Sache zu übernehmen, und Sie bekommen eine wohlverdiente Beförderung. Vielleicht eine Abteilung.«
    »Ich bin ein Mann für die Front«, sagte McCready.
    »Warum hören Sie sich nicht erst einmal an, was der Chef Ihnen erzählen wird«, schlug

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