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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Edwards vor.
    Vierundzwanzig Stunden später wurde Sam McCready zum Chef von DD and P ernannt. Betreuung, Führung und Bezahlung von General Jewgeni Pankratin übernahm die CIA.
     
     
Juli 1985
    In diesem Sommer war es in Köln sehr heiß. Wer es sich leisten konnte, hatte Frau und Kinder an die Seen, in waldige Gegenden, ins Gebirge oder auch in die Villa am Mittelmeer geschickt und plante, sich ihnen später zuzugesellen. Bruno Morenz besaß kein Feriendomizil. Er war ein unermüdlicher Arbeiter. Sein Gehalt war nicht hoch und würde vermutlich auch nicht mehr steigen, denn eine weitere Beförderung war ganz unwahrscheinlich, da er nur noch drei Jahre bis zu seiner Pensionierung hatte.
    Er saß auf einer Caféterrasse und trank kleine Schlucke aus seinem hohen Bierglas. Er hatte die Krawatte gelockert und das Sakko über die Stuhllehne gehängt. Niemand würdigte ihn auch nur eines flüchtigen Blickes. Er hatte seinen winterlichen Tweedanzug gegen einen aus Leinen vertauscht, der womöglich noch formloser wirkte. Er saß vornübergebeugt bei seinem Bier und fuhr sich hin und wieder mit der Hand durch das dichte, graue Haar, bis es zerzaust war. Bruno Morenz war ein Mann ohne jede Eitelkeit, was sein Äußeres anging, denn sonst wäre er sich mit einem Kamm durchs Haar gefahren, hätte er sich ein bißchen sorgfältiger rasiert, ein anständiges Kölnisch Wasser benutzt (schließlich lebte er in der Stadt, wo es erfunden worden war) und sich einen eleganten, gutgeschnittenen Anzug zugelegt. Er hätte das Hemd mit den leicht ausgefransten Manschetten weggeworfen und die Schultern durchgedrückt. Dann hätte er durchaus den Eindruck eines Mannes gemacht, von dem Autorität ausgeht. Nein, persönliche Eitelkeit kannte er nicht.
    Träume immerhin hatte er. Oder vielmehr: Er hatte sie gehabt. Früher, vor langer Zeit. Sie waren nicht in Erfüllung gegangen. Ein Mann von zweiundfünfzig Jahren, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder, starrte Bruno Morenz düster auf die Passanten drunten auf dem Gehsteig. Er litt, ohne sich dessen bewußt zu sein, an Torschlußpanik.
    Hinter der Fassade des stämmigen, freundlichen Mannes, der unverdrossen seiner Arbeit nachging, am Monatsende sein bescheidenes Gehalt entgegennahm und jeden Abend in den trauten Familienkreis zurückkehrte, war Bruno Morenz ein zutiefst unglücklicher Mann.
    Er war in einer Ehe ohne Liebe an seine Frau Irmtraut gekettet, ein Wesen von abgrundtiefer Torheit und den Konturen einer Kartoffel, die es sich, indes die Jahre dahingingen, sogar abgewöhnt hatte, über sein kärgliches Gehalt und die ausgebliebenen Beförderungen zu jammern. Was seinen Beruf betraf, wußte sie nur, daß er in einer der staatlichen Dienststellen arbeitete, die sich mit der Beamtenversorgung beschäftigten, und es interessierte sie auch gar nicht. Wenn er ungepflegt aussah, mit ungebügelten Hemden und in einem unförmigen Anzug, lag das zum Teil daran, daß Irmtraut Morenz sich auch dafür nicht mehr interessierte. Sie sorgte dafür, daß ihre kleine Wohnung in einer gesichtslosen Straße in Porz halbwegs in Schuß und aufgeräumt war, und wenn er abends nach Hause kam, stand zehn Minuten später sein Abendessen auf dem Tisch, kalt, wenn er verspätet eintraf.
    Seine Tochter Ute hatte sich sofort nach dem Schulabschluß von den Eltern abgesetzt, sich verschiedenen linken Ideen verschrieben (er hatte sich wegen Utes politischer Aktivitäten in seinem Amt überprüfen lassen müssen, ob er nicht ein Sicherheitsrisiko darstelle) und lebte nun zusammen mit mehreren gitarrenklimpernden Hippies in einem besetzten Haus in Düsseldorf. Bruno Morenz wurde sich nie klar darüber, mit welchem von ihnen sie etwas hatte - vielleicht mit allen. Sein Sohn Lutz lebte noch zu Hause, wo er unausgesetzt vor der Glotze hockte. Der picklige Jüngling war durch jede Prüfung gerasselt, an der er jemals teilgenommen hatte, und wollte von Bildung und einer Welt, die auf derlei Dinge viel Wert legte, nichts mehr wissen. Statt dessen hatte er sich, als Zeichen seines persönlichen Protests gegen die Gesellschaft, eine Punkfrisur und entsprechende Klamotten zugelegt, und sich zugleich gehütet, irgendeine Arbeit zu akzeptieren, welche ihm diese Gesellschaft vielleicht anzubieten bereit war.
    Bruno Morenz hatte sich Mühe gegeben; jedenfalls sah er es so. Er hatte sein Bestes getan, so wie er es verstand. Er hatte fleißig gearbeitet, seine Steuern gezahlt, seine Familie nach bestem Vermögen

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