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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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geredet und alles verraten.
    »Sie müssen jemand anderen finden«, sagte der Chef. »Und möge der Herr seine Hand über ihn halten.«
    So ging McCready die Akten durch, Tag für Tag, vorwärts und rückwärts; er siebte und sortierte, erwog und verwarf. Schließlich blieb ein Name übrig, ein >möglicher< Kandidat. Damit ging er zu Timothy Edwards.
    »Sie sind verrückt, Sam«, sagte Edwards. »Sie wissen doch, daß er völlig inakzeptabel ist. Der MI-5 haßt ihn wie die Pest. Wir versuchen, mit denen zusammenzuarbeiten, und Sie schlagen mir diesen Abtrünnigen vor. Zum Henker, das ist ein regelrechter Renegat, einer, der die Hand beißt, die ihn füttert. Mit dem würden wir nie arbeiten.«
    »Eben deswegen«, sagte Sam ungerührt.
    Edwards änderte seine Taktik. »Er würde sowieso nie für uns arbeiten.«
    »Vielleicht doch.«
    »Nennen Sie mir einen einzigen Grund.«
    McCready tat es.
    »Tja«, sagte Edwards, »nach unseren Unterlagen ist der Mann ein Außenseiter. Es besteht striktes Verbot, ihn einzusetzen. Aber wie ich Sie kenne« - er sah versonnen aus dem Fenster - »werden Sie wahrscheinlich Ihrem berühmten Instinkt folgen.«
    Mit solchen Worten werden lange, glänzende Karrieren begründet. Mit der Fingerspitze hatte Edwards unter der Schreibtischplatte das Tonbandgerät vor dem letzten Satz abgeschaltet.
    McCready machte sich keine Illusionen über den provisorischen Flügel der IRA. Die Journalisten, die in der Boulevard-Presse die irischen Terroristen immer als hoffnungslose Stümper hinstellten, die gelegentlich mal einen Zufallstreffer erzielten, wußten nicht, wovon sie redeten.
    Vielleicht war es früher so gewesen, Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre, als die Führung der IRA aus ein paar alternden Ideologen in Trenchcoats bestand, die mit kleinkalibrigen Faustfeuerwaffen herumliefen und in einer Garage Bomben aus Düngemitteln bastelten. Damals hätte man ihnen noch in den Arm fallen, sie >neutralisieren< können. Aber wie immer hatten die Politiker sich geirrt, die Gefahr unterschätzt, sich vorgemacht, die Bombenwerfer seien nur etwas militantere Vertreter der Bürgerrechtsbewegung. Diese Zeiten waren längst vorbei. Bis zur Mitte der achtziger Jahre war die IRA den Kinderschuhen entwachsen und hatte sich zur womöglich schlagkräftigsten terroristischen Vereinigung der Welt entwickelt.
    Die IRA besaß die vier Merkmale, ohne die keine Terroristengruppe sich zwanzig Jahre lang halten kann. Erstens verfügte sie über ein Reservoir von Sympathisanten in der eigenen Volksgruppe, aus dem sie ständig junge Leute anwerben konnte, die dann in die Fußstapfen der Toten oder derer treten konnten, die >weggegangen< (ins Gefängnis gekommen) waren. Diese Quelle würde nie versiegen.
    Zweitens hatte sie den Süden, also die Republik Irland, als sicheres Zufluchtsland, von dem aus Operationen im britisch regierten Norden geplant und durchgeführt werden konnten. Zwar lebten viele im Norden, doch konnten sich gesuchte Terroristen jederzeit in den Süden ab setzen und damit auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Wären die sechs Grafschaften Nordirlands eine Insel gewesen, hätte man das Problem IRA schon vor Jahren lösen können.
    Drittens waren die aktiven IRA-Mitglieder so von ihrem Sendungsbewußtsein durchdrungen und so skrupellos, daß sie vor keiner Greueltat zurückschreckten. Im Laufe der Jahre war die Altherrenriege der ausgehenden sechziger Jahre verdrängt worden, und mit ihr war die idealistische Begeisterung für die Wiedervereinigung der Insel zu einem einzigen irischen Staat unter demokratischer Herrschaft verschwunden. Ihren Platz hatten hartgesottene Eiferer eingenommen, die sich durch Geschick und Verschlagenheit auszeichneten und ihre Grausamkeit hinter Bildung und Intelligenz versteckten. Die neue Generation fühlte sich ebenfalls einem Vereinigten Irland verpflichtet, jedoch unter ihrer Herrschaft und nach den Prinzipien des Marxismus, eine Zielsetzung, die sie vor ihren amerikanischen Geldgebern wohlweislich noch verbarg.
    Viertens und letztens hatten sie sich den ständigen Zufluß von Geldmitteln gesichert, ohne die jede terroristische oder revolutionäre Bewegung zum Scheitern verurteilt wäre. In der Anfangszeit hatte sich die IRA vor allem aus Spenden nach Amerika ausgewanderter Iren und gelegentlich durch Banküberfälle finanziert. Mitte der achtziger Jahre verfügte der provisorische Flügel der IRA über ein landesweites Netz von Lokalen, Schutzgeldzahlern und

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