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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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>normalen< kriminellen Unternehmungen und bezog daraus horrende Einkünfte, mit denen er seine Terrorkampagnen finanzierte. Aber nicht nur auf dem Gebiet der Geldbeschaffung hatte die IRA dazugelernt; auch in punkto innere Sicherheit, Geheimhaltung und Aufgabenteilung waren große Fortschritte gemacht worden. Die alten Zeiten, in denen zuviel geredet und getrunken wurde, waren längst vorbei.
    Die Achillesferse war die Beschaffung von Waffen. Es war eine Sache, genügend Geld zur Verfügung zu haben, eine ganz andere, das Geld in M-60-Maschinengewehren, Mörsern, Panzerfäusten oder Boden-Luft-Raketen anzulegen. Die IRA hatte Erfolge gehabt, aber auch Fehlschläge einstecken müssen. Sie hatte auf den verschiedensten Wegen versucht, Waffen aus Amerika einzuschmuggeln, aber meist war ihr das FBI zuvorgekommen. Sie hatte sich Waffen aus dem Ostblock besorgt - aus der Tschechoslowakei und mit stillschweigender Duldung des KGB. Aber mit Gorbatschows Aufstieg war die Bereitschaft der Sowjets, Terrorakte im Westen zu unterstützen, fast auf den Nullpunkt gesunken.
    Die IRA brauchte Waffen, das wußte McCready; und wenn irgendwo welche angeboten wurden, schickte sie natürlich ihre besten Leute hin. Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er mit dem Auto durch die Kleinstadt Cricklade und über die Grafschaftsgrenze nach Gloucestershire fuhr.
    Das umgebaute landwirtschaftliche Gebäude stand an dem Ort, den man ihm beschrieben hatte, versteckt an einer kleinen Nebenstraße, ein altes, aus Steinen gemauertes Haus, das früher einmal als Stallung und Scheune gedient hatte. Wer immer es in ein gemütliches Landhaus verwandelt hatte, hatte harte und gute Arbeit geleistet. Es war von einer Mauer umgeben, an der alte Wagenräder lehnten, und im Garten blühten bunte Frühlingsblumen. McCready fuhr durch das Tor und hielt vor der gezimmerten Haustür. Eine hübsche junge Frau, die ein Blumenbeet ausjätete, stellte ihren Korb hin und stand auf.
    »Hallo«, sagte sie, »kommen Sie wegen eines Teppichs?«
    Aha, dachte McCready. Er handelt also nebenbei mit Teppichen. Vielleicht stimmt es doch, daß sich seine Bücher nicht allzu gut verkaufen.
    »Nein, tut mir leid«, sagte er. »Ich bin gekommen, um mit Tom zu sprechen.«
    Ihr Lächeln erstarb, und ihre Augen bekamen einen mißtrauischen Ausdruck, als seien schon öfters Männer wie er hier aufgetaucht, und als wüßte sie, daß das Ärger bedeutete.
    »Er schreibt gerade. In seinem Holzhaus unten am Ende des Gartens. Er ist ungefähr in einer Stunde fertig. Können Sie so lange warten?«
    »Ja, sicher.«
    In dem hellen Wohnzimmer mit Chintz-Gardinen an den Fenstern brachte sie ihm eine Tasse Kaffee, und sie warteten gemeinsam. Der Gesprächsstoff ging ihnen bald aus. Als die Stunde um war, näherten sich Schritte von der Küche her. Sie sprang auf.
    »Nikki -«
    Tom Rowse kam zur Tür herein, sah den Besucher und blieb stehen. Sein Lächeln verschwand nicht, aber ein wachsamer Ausdruck trat in seine Augen.
    »Liebling, dieser Herr möchte dich sprechen. Wir wollten dich nicht bei der Arbeit stören. Möchtest du einen Kaffee?«
    Er sah sie nicht an, sondern behielt McCready im Auge.
    »Ja, sehr gerne.«
    Sie ging hinaus. McCready stellte sich vor. Rowse setzte sich. In den Unterlagen stand, daß er dreiunddreißig war. Daß er äußerst fit wirkte, stand nicht drin. Das war auch überflüssig.
    Tom Rowse war Hauptmann im Special Air Service Regiment gewesen. Vor drei Jahren hatte er den Dienst bei der Armee quittiert, Nikki geheiratet und die alte Scheune westlich von Cricklade gekauft. Er hatte den Umbau selbst gemacht; mit Ziegeln und Mörtel, Balken und Sparren, Fensterrahmen und Wasserrohren hatte er sich in langen Monaten die Wut von der Seele gearbeitet. Er hatte die bucklige Wiese zu ebenem Rasen planiert, die Blumenbeete angelegt, die Gartenmauer gebaut. Das alles war bei Tage geschehen. Nachts hatte er geschrieben.
    Es mußte natürlich ein Roman sein; ein Tatsachenbericht war ihm nach dem Gesetz über die Wahrung von Amtsgeheimnissen untersagt. Aber selbst als Roman hatte sein erstes Buch in der Zentrale des MI-5 in der Curzon Street helle Empörung ausgelöst. Es handelte von Nordirland, aus der Sicht eines verdeckt arbeitenden Soldaten, und es hatte einen Großteil der Spionageabwehr-Erfolge des MI-5 zunichte gemacht.
    Das britische Establishment ist oft erstaunlich loyal gegenüber denen, die auch ihm die Treue halten, verfolgt aber jeden, der sich gegen es

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