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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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lange in die Landschaft hinaus. Doch er sah eine andere Landschaft, ein dunkleres Grün, aber nicht so gut gepflegt; eine Tankstelle und ein totes Kind am Straßenrand, ein kleines Mädchen namens Mary Feeney. Er stand auf und ging hinaus. McCready hörte die leisen Stimmen der Eheleute und dann Nikkis Weinen. Rowse kam zurück, um seine Reisetasche zu packen.

2
     
    Die Einsatzbesprechung mit Rowse dauerte eine Woche und wurde von McCready persönlich geführt. Rowse durfte natürlich in der Umgebung des Century House nicht gesehen werden, geschweige denn in der Curzon Street. McCready belegte daher eines der drei ruhig gelegenen Landhäuser, eine knappe Autostunde von London entfernt, die dem SIS für solche Zwecke zur Verfügung stehen, und ließ sich die erforderlichen Unterlagen aus dem Century House dorthin schicken.
    Es handelte sich um schriftliches Material sowie um Filmaufnahmen, deren technische Qualität zu wünschen übrigließ, da sie aus großer Entfernung, durch ein Loch in der Seitenwand eines Lieferwagens oder durch die Zweige eines Strauches gemacht worden waren. Aber die Gesichter waren einwandfrei zu erkennen.
    Rowse sah sich das Video an und hörte die Bandaufnahme von der Beerdigung in Ballycrane ab. Er prägte sich die Gesichter der beiden Männer ein, das des irischen Priesters, der als Kurier fungiert hatte, und das des Mannes vom Army Council neben ihm. Als aber die Fotos nebeneinander auf dem Tisch lagen, kehrte sein Blick immer wieder zu den kalten, gut geschnittenen Zügen Kevin Mahoneys zurück.
    Vier Jahre zuvor hätte er den IRA-Killer um ein Haar getötet. Mahoney war auf der Flucht gewesen, und es waren Wochen geduldiger Untergrundarbeit nötig gewesen, um ihn aufzuspüren. Schließlich war es durch ein Täuschungsmanöver gelungen, ihn aus seinem Unterschlupf in der Nähe von Dundalk im Süden nach Nordirland zu locken. Sein Fahrer war ein anderer IRA-Mann, und in der Nähe von Moira hielten sie an einer Tankstelle. Rowse hatte ihn in sicherem Abstand verfolgt und über Funk laufend Anweisungen von den Beobachtern an der Strecke und in der Luft bekommen. Als er hörte, Mahoney habe zum Tanken angehalten, entschloß er sich zum Eingreifen.
    Als er an der Tankstelle ankam, hatte der IRA-Fahrer bereits getankt und saß schon wieder im Auto. Aber er war allein. Einen Augenblick lang dachte Rowse, die Beute sei ihm entwischt. Er wies seinen Partner an, den IRA-Fahrer im Auge zu behalten, und stieg aus. Während er sich an der Zapfsäule zu schaffen machte, ging die Tür der Herrentoilette auf, und Mahoney kam heraus.
    Rowse trug seine SAS-Dienstwaffe, eine 13-schüssige Browning, hinten im Hosenbund unter seiner dicken Jacke. Auf dem Kopf hatte er eine grob gestrickte Wollmütze, und er hatte sich mehrere Tage nicht rasiert. Er sah aus wie ein irischer Arbeiter, und das war auch seine Tarnung.
    Als Mahoney auftauchte, ging Rowse blitzschnell neben der Zapfsäule in die Hocke, zog seine Waffe, ging in beidhändigen Anschlag und schrie:
    »Mahoney - keine Bewegung.«
    Mahoney war schnell. Noch während Rowse zog, griff er nach seiner eigenen Waffe. Nach dem Gesetz hätte Rowse ihn auf der Stelle erledigen können. Er wollte, er hätte es getan. Aber er rief noch einmal: »Fallenlassen oder du bist ein toter Mann.«
    Mahoney hatte seinen Colt gezogen, war aber noch nicht schußbereit. Er sah den halb hinter der Zapfsäule versteckten Mann, sah die Browning und begriff, daß er keine Chance hatte. Er ließ seine Waffe fallen.
    In diesem Moment tauchte ein Volkswagen mit zwei alten Damen auf. Sie hatten keine Ahnung, was sich da abspielte, und fuhren genau zwischen Rowse an der Zapfsäule und Mahoney an der Wand hindurch. Das reichte dem IRA-Mann. Er bückte sich und hob blitzschnell seinen Revolver auf. Sein Partner wollte ihm zu Hilfe kommen und losfahren, aber Rowses Kollege hielt ihm durchs Autofenster die Pistole an die Schläfe.
    Wegen der beiden alten Damen, die inzwischen ihren Motor abgewürgt hatten und laut schreiend im Auto saßen, konnte Rowse nicht schießen. Mahoney kam hinter dem Volkswagen hervor, benutzte einen geparkten Lastwagen als Deckung und war im nächsten Moment auf der Straße draußen. Bis Rowse sich so weit von der Zapfsäule entfernt hatte, daß der Lastwagen kein Hindernis mehr für ihn war, hatte Mahoney schon die Mitte der Landstraße erreicht.
    Der ältliche Fahrer des Morris Minor trat voll auf die Bremse, um den laufenden Mann nicht anzufahren. Mahoney

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