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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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benutzte den Morris als Deckung, zerrte den alten Mann an der Jacke aus dem Auto, schlug ihn mit dem Colt nieder, saß im nächsten Moment hinter dem Lenkrad und fuhr los.
    Aber es war noch jemand in dem Auto. Der alte Mann war mit seiner Enkelin im Zirkus gewesen. Rowse stand am Straßenrand und mußte zusehen, wie die Beifahrertür aufflog und das Kind hinausgestoßen wurde. Er hörte den leisen Schrei, sah den kleinen Körper auf der Straße aufschlagen, sah, wie er von dem entgegenkommenden Lieferwagen erfaßt wurde.
    »Ja«, sagte McCready leise, »wir wissen, daß er es war. Trotz der achtzehn Zeugen, die ausgesagt haben, er sei zu der Zeit in einer Kneipe in Dundalk gewesen.«
    »Ich schreibe ihrer Mutter immer noch«, sagte Rowse.
    »Die Leute vom Army Council haben ihr auch geschrieben«, sagte McCready. »Haben ihr Beileid ausgesprochen und behauptet, sie sei aus dem Auto gefallen.«
    »Sie wurde hinausgestoßen«, sagte Rowse. »Ich hab seinen Arm gesehen. Ist es ganz sicher, daß er diese Operation leiten wird?«
    »Es weist alles darauf hin. Wir wissen nicht, ob der Transport auf dem Land-, See- oder Luftweg erfolgen wird, und auch nicht, wo Mahoney auftauchen wird. Aber er wird die
    Operation leiten. Sie haben ja das Band gehört.«
    McCready instruierte Rowse auch über seine Cover-Stories. Er würde nicht nur eine, sondern zwei haben. Die erste Tarnung würde ziemlich durchsichtig sein. Mit etwas Glück würde die andere Seite die Täuschung durchschauen und auf die zweite Tarnung stoßen. Und mit der würden sie sich (auch hier etwas Glück vorausgesetzt) zufriedengeben.
    »Wo fange ich an?« erkundigte sich Rowse, als die Woche sich ihrem Ende näherte.
    »Wo würden Sie denn gerne anfangen?« fragte McCready zurück.
    »Ein Autor, der den internationalen Waffenhandel für seinen nächsten Roman recherchiert, würde bald dahinterkommen, daß Antwerpen und Hamburg die zwei wichtigsten Umschlagplätze in Europa sind«, sagte Rowse.
    »Stimmt«, sagte McCready. »Haben Sie in einer der beiden Städte eine Kontaktperson?«
    »Ich kenne einen in Hamburg«, erwiderte Rowse. »Der ist gefährlich und verrückt, aber er hat wahrscheinlich Kontakte zur internationalen Unterwelt.«
    »Wie heißt er?«
    »Kleist. Ulrich Kleist.«
    »Mein Gott, Sie kennen aber seltsame Vögel, Tom.«
    »Ich hab ihm mal das Leben gerettet«, sagte Rowse. »In Mogadischu. Damals war er noch nicht verrückt. Das kam erst später, als jemand seinen Sohn drogensüchtig gemacht hat. Der Junge ist gestorben.«
    »Ja«, sagte McCready, »das kann einem an die Nieren geht. Also gut, Hamburg. Ich werde Sie begleiten. Die ganze Zeit. Sie werden mich nicht sehen, und auch für die >Bösen< werde ich unsichtbar sein. Aber ich werde da sein. Irgendwo in der Nähe. Wenn es brenzlig wird, greife ich ein, mit zweien Ihrer früheren Kollegen vom Regiment. Sie haben also nichts zu befürchten; wir holen Sie raus, wenn’s hart auf hart geht. Ab und zu werde ich mich bei Ihnen nach dem Gang der Dinge erkundigen müssen.«
    Rowse nickte. Er wußte, daß es gelogen war, aber es war eine nette Lüge. McCready würde die regelmäßigen Berichte brauchen, damit der SIS auch in dem Fall, daß Rowse urplötzlich das Zeitliche segnete, Bescheid wußte, wie weit er gekommen war. Denn Rowse besaß eine Eigenschaft, die bei Spionagebossen sehr beliebt ist: Er war durch und durch entbehrlich.
    Rowse traf Mitte Mai in Hamburg ein. Er kam unangemeldet, und er war allein. Er wußte, daß McCready und die beiden >Beschützer< vorausgefahren waren. Er sah sie nicht, und er wollte sie nicht sehen. Es war ihm klar, daß er die beiden SAS- Leute, die McCready begleiteten, wahrscheinlich kannte, aber McCready hatte ihm ihre Namen nicht gesagt. Es spielte keine Rolle; sie kannten ihn, und es war ihr Job, in seiner Nähe, aber unsichtbar zu bleiben. Das war ihr Metier. Beide würden fließend Deutsch sprechen. Sie würden am Hamburger Flughafen, in den Straßen, in der Nähe seines Hotels sein und immer nur beobachten und McCready, der sich weiter im Hintergrund halten würde, Bericht erstatten.
    Rowse quartierte sich in einem einfachen Hotel am Hauptbahnhof ein und mietete sich bei Avis einen kleinen Wagen. Es galt, seiner Tarnung als mäßig erfolgreicher Romanautor, der für sein nächstes Buch recherchierte, gerecht zu werden. Nach zwei Tagen machte er Ulrich Kleist ausfindig; er arbeitete als Gabelstaplerfahrer im Hafen.
    Der hochgewachsene Deutsche hatte gerade

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