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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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vergingen.
    Hinter sich hörte Rowse die Tür aufgehen. Der junge Offizier blickte auf, erhob sich zackig und grüßte militärisch. Dann verließ er wortlos den Raum.
    »Da sind Sie ja endlich, Mr. Rowse.«
    Die Stimme war tief und klangvoll, das Englisch von der Art, wie man es nur in den besseren britischen Public Schools lernt. Rowse drehte sich um. Er ließ sich nichts anmerken, aber er erkannte das Gesicht wieder, denn er hatte Fotos von diesem Mann vier Stunden lang betrachtet, während der Einsatzbesprechung mit McCready.
    »Er ist verbindlich und urban und verfügt über eine ausgezeichnete Bildung - die er bei uns bekommen hat«, hatte McCready gesagt. »Außerdem ist er völlig skrupellos und hat unzählige Menschenleben auf dem Gewissen. Hüten Sie sich vor Hakim al-Mansur.«
    Der Chef der Auslandsabteilung des libyschen Geheimdienstes wirkte jünger als auf den Fotos, kaum älter als Rowse selbst. In dem Dossier hatte gestanden, er sei dreiunddreißig.
    Im Jahre 1969 war Hakim al-Mansur ein fünfzehn Jahre alter Schüler der Public School Harrow in der Nähe von London gewesen, Sohn und Erbe eines sehr wohlhabenden Höflings und engen Vertrauten des libyschen Königs Idris.
    In diesem Jahr hatte ein Gruppe radikaler junger Offiziere unter der Führung eines unbekannten, von Beduinen abstammenden Obersts namens Gaddafi den König, während dieser im Ausland war, durch einen Staatsstreich gestürzt. Die Putschisten riefen sofort die Volksdschamahirija aus, die sozialistische Republik. Der König und sein Hofstaat gingen mit ihrem beträchtlichen Reichtum ins Exil nach Genf und baten im Westen um Unterstützung bei ihren Bemühungen, sich wieder als Herrscher in ihrem Land zu etablieren. Diese Unterstützung blieb aus.
    Der junge Hakim war von den Ereignissen in seiner Heimat fasziniert, was seinem Vater jedoch verborgen blieb. Er hatte seinem Vater und dessen Politik bereits den Rücken gekehrt, denn im Jahr zuvor war seine jugendliche Phantasie von den Unruhen und fast revolutionären Umtrieben der radikalen Studenten und Arbeiter in Paris beflügelt worden. Leidenschaftliche junge Menschen neigen oft zu radikalen politischen Ansichten, und der Harrow-Schüler hatte sich mit Leib und Seele bekehrt. In seiner Unbesonnenheit bestürmte er die libysche Botschaft in London immer wieder mit der Forderung, die Schule verlassen und in die Heimat zurückkehren zu dürfen, um sich der sozialistischen Revolution anzuschließen.
    Seine Briefe wurden zur Kenntnis genommen und abschlägig beschieden. Ein Diplomat jedoch, ein Anhänger des alten Regimes, unterrichtete al-Mansur senior in Genf. Es kam zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn. Der Junge dachte nicht daran, klein beizugeben. Die väterlichen Schecks blieben aus, und Hakim al-Mansur ging mit siebzehn vorzeitig von der Public School ab. Ein Jahr lang hielt er sich in verschiedenen Gegenden Europas auf, versuchte ständig, Tripolis von seiner Loyalität zu überzeugen, und wurde immer wieder abgewiesen. Im Jahre 1972 gab er vor, seine Gesinnung geändert zu haben, versöhnte sich mit seinem Vater und wurde Mitglied des Hofstaats im Genfer Exil.
    Dort erfuhr er von einer Verschwörung einer Anzahl ehemaliger Offiziere der britischen Special Forces, die vom Schatzkanzler König Idris’ finanziert wurden. Ihr Ziel war ein Gegenputsch gegen Gaddafi durch ein Kommandounternehmen, für das ein aus Genua kommendes Schiff mit dem Namen Leonardo da Vinci eingesetzt werden sollte. Zweck der Operation war es, aus dem Hauptgefängnis von Tripolis, dem sogenannten Tripolis Hilton, die Führer der Wüstenstämme zu befreien, die zu König Idris standen und Gaddafi verabscheuten. Diese sollten fliehen und ihre Stämme zum Sturz des Usurpators anstacheln. Hakim al-Mansur verriet unverzüglich den ganzen Plan der libyschen Botschaft in Paris.
    Tatsächlich war die Verschwörung bereits aufgedeckt worden (von der CIA, die das später bereute), und der Plan wurde auf Wunsch der Amerikaner von italienischen Sicherheitskräften vereitelt. Immerhin wurde al-Mansur jedoch zu einem ausführlichen Gespräch in die Pariser Botschaft bestellt.
    Er kannte die meisten von Gaddafis weitschweifigen Reden auswendig und war mit all seinen verrückten Ideen bestens vertraut; seine Begeisterung beeindruckte den Mitarbeiter der Botschaft so sehr, daß dem jungen Hitzkopf die Rückreise in die Heimat bewilligt wurde. Zwei Jahre später wurde er zum Geheimdienst

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