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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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abkommandiert.
    Gaddafi lernte den jüngeren Mann kennen; er fand Gefallen an ihm und beförderte ihn schneller, als es seinem Alter entsprochen hätte. Zwischen 1974 und 1984 erledigte al-Mansur wiederholt >Dreckarbeit< für Gaddafi im Ausland; er bewegte sich mühelos in Großbritannien, Amerika und Frankreich, wo seine Weitläufigkeit großen Eindruck machte, aber auch in den Terroristennestern des Nahen Ostens, wo er sich in einen waschechten Araber zurückverwandeln konnte. Er führte persönlich drei Morde an politischen Gegnern Gaddafis im Ausland aus, arbeitete eng mit der PLO zusammen und wurde ein Bewunderer und guter Freund des führenden Kopfes der Terrororganisation Schwarzer September, Ali Hassan Salameh, dem er sehr ähnelte.
    Wegen einer Erkältung hatte er eine Verabredung zum Squash mit Salameh an jenem Tag im Jahre 1979 abgesagt, an dem der israelische Mossad schließlich den Mann, der das Massaker an den israelischen Sportlern bei den Olympischen Spielen in München geplant hatte, mit einer Autobombe in die Luft jagte. Das Team aus Tel Aviv ahnte nicht, daß es ihm um ein Haar gelungen wäre, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    Im Jahre 1984 hatte Gaddafi ihm die Verantwortung für sämtliche libyschen Terror-Operationen im Ausland übertragen, und zwei Jahre danach hatten die amerikanischen Bomben und Raketen dem libyschen Staatschef einen schweren Nervenschock zugefügt. Er sann auf Rache, und es war al- Mansurs Aufgabe, sie zu vollstrecken - und zwar rasch. Großbritannien machte dabei die geringsten Probleme; die Leute von der IRA (die für ihn Tiere waren) würden ganz Großbritannien mit Blut und Tod überziehen, wenn man ihnen nur die entsprechenden Mittel in die Hand gab. Sehr viel schwieriger war es, Leute zu finden, die dasselbe in Amerika machen würden. Und jetzt war da dieser junge Brite, von dem man nicht genau wußte, ob er nun ein Renegat war oder nicht.
    »Ich sage noch mal, mein Visum ist absolut in Ordnung«, sagte Rowse ungehalten. »Darf ich also fragen, was hier eigentlich vorgeht?«
    »Aber gewiß, Mr. Rowse, und die Antwort ist einfach. Die Einreise nach Libyen wird Ihnen nicht gestattet.«
    Al-Mansur spazierte durch den Raum und sah aus dem Fenster zu den Hangars hinüber.
    »Und warum nicht?« fragte Rowse. »Mein Visum wurde gestern in Valletta ausgestellt. Es ist in Ordnung. Ich will weiter nichts, als ein paar Details für meinen nächsten Roman recherchieren.«
    »Bitte spielen Sie nicht die beleidigte Unschuld, Mr. Rowse. Sie sind ein ehemaliger Soldat der britischen Special Forces und neuerdings offenbar Schriftsteller. Jetzt tauchen Sie hier auf und behaupten, sie wollten in Ihrem nächsten Buch unser Land beschreiben. Offen gesagt bezweifle ich, daß Ihre Schilderung meines Landes besonders schmeichelhaft ausfallen würde, und das libysche Volk teilt leider nicht die britische Vorliebe für Selbstironie. Nein, Mr. Rowse, Sie können nicht hierbleiben. Kommen Sie, ich begleite Sie zurück zu der Maschine nach Malta.«
    Er rief einen Befehl auf arabisch, und die Tür ging auf. Die beiden Soldaten kamen herein. Einer nahm Rowses Reisetasche. Al-Mansur nahm den Paß vom Tisch. Der andere Soldat trat zur Seite, um die beiden Zivilisten vorbeizulassen.
    Al-Mansur führte Rowse durch einen anderen Korridor hinaus in die Sonne. Die libysche Maschine war startbereit.
    »Mein Koffer«, sagte Rowse.
    »Ist bereits an Bord, Mr. Rowse.«
    »Darf ich wissen, mit wem ich das Vergnügen hatte?« fragte Rowse.
    »Im Augenblick nicht, mein Bester. Nennen Sie mich einfach. Mr. Asis. Wohin werden Sie sich denn nun begeben, um Ihre Recherchen fortzusetzen?
    »Ich weiß nicht«, sagte Rowse. »Irgendwie bin ich am Ende meiner Weisheit.«
    »Dann machen Sie doch mal Pause«, sagte al-Mansur. »Gönnen Sie sich einen kurzen Urlaub. Warum fliegen Sie nicht nach Zypern? Eine wunderschöne Insel. Mir persönlich hat es in dieser Jahreszeit besonders die kühle Luft des Troodosgebirges angetan. Nicht weit von Pedhoulas im Marathassa-Tal gibt es eine ganz reizende alte Herberge, das Apollonia. Die kann ich Ihnen empfehlen. Meistens logieren dort sehr interessante Leute. Gute Reise, Mr. Rowse.«
    Es war ein glücklicher Zufall, daß einer der SAS-Sergeants ihn auf dem Flughafen Valletta sah. Sie hatten ihn nicht so früh zurückerwartet. Die beiden Männer hatten ein gemeinsames Zimmer im Flughafenhotel und wechselten sich alle vier Stunden in der Ankunftshalle ab. Der Sergeant, der

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