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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gerade >Dienst< hatte, las in einer Sportzeitschrift, als er Rowse durch den Zoll kommen sah, den Koffer in der einen Hand, die Reisetasche in der anderen. Ohne auch nur den Kopf zu heben, ließ er Rowse vorbeigehen und beobachtete, wie er sich dem Schalter der Cyprus Airways näherte. Dann alarmierte er über Telefon seinen Kollegen im Hotel. Der Kollege rief McCready in der Innenstadt von Valletta an.
    »Verdammt«, fluchte McCready, »wieso ist er denn schon wieder da?«
    »Keine Ahnung, Boß«, sagte der Sergeant, »aber Danny sagt, er ist zum Schalter von Cyprus Air gegangen.«
    McCready überlegte fieberhaft. Er hatte gehofft, daß Rowse mehrere Tage in Tripolis bleiben und seine Cover-Story, seine angebliche Suche nach modernsten Waffen für eine Gruppe fiktiver amerikanischer Terroristen, schließlich dazu führen würde, daß man ihn verhaftete und al-Mansur selbst ihn verhörte. Jetzt sah es so aus, als sei er kurzerhand wieder abgeschoben worden. Aber wieso Zypern? Ob Rowse nicht mehr ganz bei sich war? Er mußte Kontakt mit ihm aufnehmen und ihn fragen, was in Tripolis gewesen war. Aber Rowse hatte ja offenbar nicht vor, in ein Hotel zu gehen, wo man sich ihm unbemerkt hätte nähern können. Er flog weiter. Vielleicht dachte er, daß die andere Seite ihn jetzt überwachen ließ.
    »Bill«, sagte er ins Telefon, »sagen Sie Danny, er soll ihm auf den Fersen bleiben. Wenn die Luft rein ist, gehen Sie zum Cyprus-Air-Schalter und versuchen rauszukriegen, wo er hinfliegt. Dann buchen Sie für Danny die gleiche und für uns die nächste Maschine. Ich komme raus, so schnell ich kann.«
    Bei Sonnenuntergang herrscht in der Innenstadt von Valletta ein mörderischer Verkehr, und als McCready endlich den Flughafen erreichte, war die Abendmaschine nach Nikosia schon weg - mit Rowse und Danny an Bord. Die nächste Maschine ging erst wieder am Morgen. McCready nahm sich ein Zimmer im Airport-Hotel. Gegen Mitternacht rief Danny an:
    »Hallo, Onkel. Wir sind im Airport-Hotel in Nikosia. Tante ist schon zu Bett gegangen.«
    »Sie war sicher sehr müde«, sagte McCready. »Ist es ein nettes Hotel?«
    »Ja, es ist phantastisch. Unser Zimmer ist super. Wir haben Nummer 610.«
    »Na fein, wahrscheinlich nehme ich mir dort auch ein Zimmer, wenn ich komme. Wie macht sich Euer Urlaub sonst?«
    »Sehr gut. Tante hat für morgen ein Auto gemietet. Ich glaube, wir machen einen Ausflug in die Berge.«
    »Das wird bestimmt aufregend«, sagte McCready wohlwollend zu seinem >Neffen< im östlichen Mittelmeer. »Läßt du mir bitte schon mal ein Zimmer reservieren? Ich komme so bald wie möglich nach. Gute Nacht, mein Junge.«
    Er legte den Hörer auf.
    »Anscheinend fährt er morgen in die Berge«, sagte er düster. »Was zum Teufel kann er nur bei seiner Stippvisite in Tripolis erfahren haben?«
    »Morgen wissen wir mehr, Boß«, sagte Bill. »Danny wird uns an der üblichen Stelle eine Nachricht hinterlassen.«
    Bill, der es sich zur Regel gemacht hatte, jede freie Minute zum Schlafen zu nutzen, drehte sich auf die Seite und war dreißig Sekunden später fest eingeschlafen. In seinem Beruf wußte man nie, wann man sich das nächste Mal aufs Ohr legen konnte.
    McCreadys Maschine aus Valletta landete kurz nach zehn auf dem Flughafen der zypriotischen Hauptstadt, doch dort war es wegen des Zeitzonenwechsels schon kurz nach elf. Er hielt sich von Bill fern, obwohl beide aus dem gleichen Flugzeug kamen und mit dem gleichen Flughafenbus ins Hotel fuhren. McCready setzte sich an die Bar in der Lobby, während Bill in den sechsten Stock fuhr. Ein Zimmermädchen machte in 610 gerade sauber. Bill nickte ihr zu und lächelte, erklärte ihr, er habe seinen Rasierapparat vergessen, und ging ins Bad. Danny hatte seinen Lagebericht an die Unterseite des Spülkastendeckels geklebt. Bill kam aus dem Bad, nickte dem Zimmermädchen wieder zu, hielt den Rasierer hoch, den er aus seiner Tasche gezogen hatte, wurde mit einem Lächeln belohnt und fuhr wieder hinunter.
    Er übergab McCready den Bericht in der Herrentoilette. McCready schloß sich ein und las, was Danny geschrieben hatte.
    Es war gut, daß Rowse nicht versucht hatte, Kontakt aufzunehmen. Wie Danny schrieb, war kurz nach Rowses Zollabfertigung in Valletta sein >ständiger Begleiten aufgetaucht, ein mürrisch dreinblickender junger Mann in einem beigen Anzug. Der libysche Agent hatte Rowse beschattet, bis die Maschine der Cyprus Airways nach Nikosia startete, war aber selbst nicht mitgeflogen.

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