Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
von der nicht gesicherten Telefonverbindung waren die Mitteilungen des Gouverneurs immer auf dem Weg über die viel besser ausgestattete Hohe Kommission auf Nassau, Bahamas, nach London gelangt. Dafür wurde ein betagtes Cz-System benutzt. Das Gerät stand auf einem Tischchen im Privatbüro des Gouverneurs.
    Auf den ersten Blick handelte es sich um einen gewöhnlichen Fernschreiber des Typs, den Auslandskorrespondenten überall in der Welt kennen und fürchten. Die Verbindung mit Nassau wurde dadurch hergestellt, daß man den üblichen Code eintippte und eine Bestätigung vom anderen Ende abwartete. Dann konnte das Fernschreiben mittels eines zweiten Kastens, der neben dem Fernschreiber stand, in chiffrierte Form gebracht werden. Jeder abgesandte Text erschien dann auf dem Papier vor dem Absender im Klartext und wurde am Leitungsende in Nassau automatisch entschlüsselt. Den Weg zwischen diesen beiden Punkten legte er verschlüsselt zurück.
    Das Dumme war, daß man, um das Chiffriergerät in Gang zu setzen, für jeden Tag des Monats eine spezielle Lochkarte hineinschieben mußte. Diese Karten befanden sich im Tresor des Gouverneurs, und der war abgeschlossen. Myrtle, die Privatsekretärin des Toten, wußte die Zahlenkombination für das Tresorschloß, doch sie war auf Tortola, einer der Jungferninseln, zu Besuch bei ihren Eltern. In ihrer Abwesenheit hatte der Gouverneur selbst den Fernschreiber bedient. Auch er hatte die Zahlenkombination des Tresorschlosses gekannt; Haverstock kannte sie nicht.
    Schließlich rief Haverstock über die Telefonzentrale einfach bei der Hohen Kommission in Nassau an und erstattete mündlich Bericht. Zwanzig Minuten später rief der Erste Sekretär zurück, um sich die Nachricht bestätigen zu lassen, hörte sich Haverstocks Darlegung an und erteilte ihm die knappe Weisung, das Government House zu versiegeln und die Stellung zu halten, bis aus Nassau oder London Verstärkung eintraf. Dann ließ der Erste Sekretär eine streng geheime und verschlüsselte Nachricht an das Außenministerium in London funken. In der Karibik war es 18.00 Uhr und bereits dunkel. In London war es 23.00 Uhr, und die Nachricht kam in die Hände des Beamten, der den Nachtdienst versah. Er rief einen hohen Beamten der Abteilung Karibik in seinem Haus in Chobham an, und die Räder begannen sich zu drehen.
    Auf Sunshine verbreitete sich die Nachricht binnen zwei Stunden, und bei seinem gewohnten abendlichen Anruf berichtete ein Funkamateur seinem Partner davon. Dieser, ein Funkamateur in Washington, rief bei Associated Press an, wo man zwar seine Zweifel hatte, aber schließlich eine Eilmeldung an die Medien sandte, die mit den Worten begann:
    »Heute Abend wurde möglicherweise der Gouverneur des von Großbritannien abhängigen karibischen Gebiets namens Barclay Islands von einem unbekannten Attentäter erschossen, wie unbestätigte Berichte aus der winzigen Inselgruppe melden.«
    In der Eilmeldung, von einem Nachtdienst-Redakteur verfaßt, der eine große Landkarte mit einem noch größeren Vergrößerungsglas zu Rate gezogen hatte, wurde sodann beschrieben, um welche Inseln es sich handelte und wo sie lagen.
    In London nahm die Nachrichtenagentur Reuter die Meldung ihrer Rivalin auf Band auf und versuchte, beim Foreign Office eine Bestätigung zu erhalten. Inzwischen war es lange nach Mitternacht. Kurz vor Tagesanbruch bestätigte das Außenministerium, daß eine Meldung dieses Inhalts eingegangen sei, und erklärte, daß die angemessenen Schritte eingeleitet würden.
    Bei den angemessenen Schritten handelte es sich unter anderem um das Wecken einer beträchtlichen Zahl von Leuten, die in und um London ihr Zuhause hatten. Satelliten im Dienst des amerikanischen National Reconnaissance Office stellten starken Funkverkehr zwischen London und seiner Hohen Kommission auf Nassau fest, was die gehorsamen Maschinen an die National Security Agency in Fort Meade berichteten. Diese klärte die CIA auf, wo man aber ohnehin schon Bescheid wußte, da man die Meldungen von Associated Press las. Technik im Wert von rund einer Milliarde Dollar brachte heraus, was drei Stunden vorher ein Funkamateur mit einem selbstgebastelten Gerät in einem Schuppen am Hang des Spyglass Hill einem Kumpel in Chevy Chase erzählt hatte.
    In London alarmierte das Foreign Office das Innenministerium, wo man Sir Peter Imbert, den Chef der Groß- Londoner Polizei, aus dem Schlaf rüttelte. Er wurde ersucht, unverzüglich einen Kriminalbeamten in die

Weitere Kostenlose Bücher