McCreadys Doppelspiel
sich in einem Privatflugzeug mitnehmen, das nach Key West fliegen sollte. Sie haben es nicht geschafft. Die Maschine ist fünfzig Meilen vor Key West aus 15.000 Fuß ins Meer gestürzt. Der Küstenwache zufolge hat es keine Überlebenden gegeben.«
Favaro setzte sich auf einen Stuhl. Kopfschüttelnd sagte er: »Ich glaube es nicht.«
»Ich kann es selbst kaum glauben. Es tut mir furchtbar leid für Sie, Eddie. Ich weiß, ihr seid einander sehr nahegestanden.«
»Neun Jahre«, flüsterte Favaro. »Neun volle Jahre hat er mir den Rücken freigehalten. Was soll jetzt geschehen?«
»Jetzt geht alles seinen vorgeschriebenen Gang«, sagte Broderick. »Ich werde es selbst dem Direktor melden. Sie kennen sich ja aus. Wenn wir kein Begräbnis veranstalten können, gibt es einen Gedenkgottesdienst. Mit vollen Ehren. Mein Wort darauf!«
Während der Nacht und am nächsten Vormittag tauchte der Verdacht auf.
Am Sonntag war ein Bootsbesitzer namens Joe Fanelli aus dem Seglerhafen Bud’n Mary’s in Islamorada, einem Urlaubsort in den Florida Keys, ziemlich weit nördlich von Key West, mit zwei englischen Jungen zum Fischen aufs Meer hinausgefahren. Sechs Meilen weit draußen, jenseits des Alligator Reef, hatte bei einem der Jungen, der mit der Schleppangel fischte, ein großer Fisch angebissen. Mit vereinten Kräften zogen die beiden Brüder, Stuart und Shane, die Beute herauf. Sie erhofften sich eine große Königsmakrele, einen prächtigen Wahoo oder einen Thunfisch. Als der Fang im Kielwasser auftauchte, beugte sich Joe Fanelli hinunter und hievte ihn an Bord. Es waren, wie sich zeigte, die Überreste einer Schwimmweste, an der noch die Nummer des Flugzeugs, aus dem sie stammte, und einige Schmauchspuren zu erkennen waren.
Die Ortspolizei schickte sie nach Miami, wo die Kriminalexperten feststellten, daß sie aus Barney Klingers Navajo Chief stammte und daß die Schmauchspuren nicht von Flugbenzin, sondern von Plastiksprengstoff verursacht worden waren. Die Ermittlungen galten nun einem Mordfall. Als erstes nahm sich die Mordkommission Mr. Klingers geschäftliche Aktivitäten vor. Was dabei ans Licht kam, erweckte bei der Kommission den Eindruck, daß der Fall wahrscheinlich unlösbar war. Schließlich konnte sie auf Sunshine keine Ermittlungen durchführen, da die Insel britisches Territorium war.
Am Dienstagvormittag machte es sich Sam McCready auf seiner Liege am Rand des Swimming-Pools im Hotel Sonesta Beach auf Key Biscayne gemütlich. Er stellte seine zweite Tasse Kaffee nach dem Frühstück auf das Tischchen daneben und schlug den Miami Herald auf.
Ohne sonderliches Interesse überflog er das Blatt auf der Suche nach Auslandsnachrichten - von denen es herzlich wenige gab - und fand sich dann mit den Lokalmeldungen ab. Der zweite Aufmacher beschäftigte sich mit neuen Enthüllungen über ein Flugzeug, das am Vormittag des vergangenen Freitags über dem Meer südöstlich von Key West verschwunden war.
Die Spürhunde des Herald hatten nicht nur herausgefunden, daß viel für eine Bombenexplosion an Bord der Maschine sprach, sondern auch entdeckt, daß Mr. Barney Klinger als der ungekrönte König im illegalen Handel und im >Waschen< von Flugzeugersatzteilen im südlichen Florida galt.
Nach dem Rauschgifthandel ist dieser abstruse Bereich gesetzwidriger Aktivitäten vermutlich der lukrativste. Florida strotzt gleichsam von fliegendem Gerät - Passagiermaschinen, Transportflugzeuge und Privatmaschinen. Der Staat beherbergt auch einige der weltweit größten (und legal operierenden) Firmen, die den ständigen Bedarf an neuen oder überholten Ersatzteilen decken. AVIOL und INSTRUMENT LOCATOR SERVICE liefern in alle Welt Flugzeugersatzteile.
Die illegale Branche spezialisiert sich darauf, entweder den Diebstahl solcher Teile für den Verkauf an Weiterverkäufer (zumeist in Drittweltländern), die keine Fragen stellen, in Auftrag zu geben, oder auf die noch gefährlichere Beschaffung von Ersatzteilen, deren Lebensdauer beinahe abgelaufen ist, von denen aber behauptet wird, sie seien erst jüngst überholt worden. Bei dieser Gaunerei werden die Papiere gefälscht. Da manche Teile Preise von einer Million Dollar pro Stück erreichen, können bedenkenlose Typen gewaltige Profite kassieren. Nach Barney Klingers Tod war ans Licht gekommen, daß er in großem Stil Geschäfte dieser Art betrieben hatte.
Spekulationen gingen um, irgend jemand habe Mr. Klinger aus dem Weg räumen wollen.
»Mitten aus dem Leben
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