McCreadys Doppelspiel
Passagiere heraussuchen sollte. Hannah und Parker wurden sofort zur VIP- Lounge gefahren. Dort empfingen sie der Stellvertretende Hochkommissar und ein Mitarbeiter niedrigeren Ranges, ein Mann namens Bannister.
»Ich werde Sie nach Sunshine begleiten«, sagte Bannister. »Dort gibt es irgendein Problem mit der Kommunikation. Anscheinend können sie den Tresor des Gouverneurs nicht öffnen. Ich werde dafür sorgen, daß Sie mit der Hohen Kommission hier über eine direkte Funktelefonverbindung sprechen können. Abhörsicher natürlich. Und natürlich müssen wir die Leiche hierherschaffen, sobald der Leichenbeschauer sie freigibt.«
Er hörte sich energisch und effizient an. Das gefiel Hannah. Dann lernten sie die vier Männer vom Spurensicherungsteam kennen, das die Polizei der Bahamas entgegenkommenderweise stellte. Die Besprechung dauerte eine Stunde.
Hannah blickte aus einem der Fenster hinab auf das Vorfeld des Flughafens. Dreißig Meter entfernt stand der gecharterte Zehnsitzer, der darauf wartete, ihn und seine inzwischen vergrößerte Begleitmannschaft nach Sunshine zu bringen. Zwischen dem Gebäude und der Maschine hatten zwei Kamerateams Stellung bezogen, um den Augenblick einzufangen. Er seufzte.
Als die letzten Details geregelt waren, verließ die Gruppe die VIP-Lounge und ging die Treppe hinab. Mikrofone wurden den Männern vor den Mund, Notizblöcke in Bereitschaft gehalten.
»Mr. Hannah, sind Sie sicher, daß es bald zu einer Verhaftung kommen wird. Glauben Sie, es wird sich herausstellen, daß es ein politisch motivierter Mord war. Steht Sir Marstons Tod in irgendeiner Beziehung zum Wahlkampf. ?«
Er nickte und lächelte, sagte aber nichts. Flankiert von Nassauer Polizisten traten sie aus dem Flughafengebäude hinaus in den heißen Sonnenschein und gingen auf die Maschine zu. Die Fernsehkameras nahmen alles auf. Als die offizielle Gruppe an Bord gegangen war, rasten die Journalisten zu ihren eigenen Chartermaschinen, an die sie mit Hilfe dicker Dollarbündel herangekommen oder die schon von den Chefredaktionen in London gebucht worden waren. Es war fünfundzwanzig Minuten nach vier.
Um halb drei erreichte eine kleine Cessna Sunshine und flog eine Kehre für den Landeanflug auf die Graspiste.
»Ziemlich primitiv hier«, schrie der amerikanische Pilot dem Mann neben ihm zu. »Herrlich, aber rückständig. Ich will damit sagen, hier gibt’s ja rein gar nichts.«
»Sie haben keine moderne Technologie«, stimmte ihm Sam McCready zu. Er schaute durch das Plexiglas hinunter auf den staubbedeckten Streifen, der ihnen entgegenkam. Links von der Piste standen drei Gebäude: ein Hangar aus Wellblech, ein niedriger Schuppen mit einem roten Blechdach (das Empfangsgebäude) und ein weißer Würfel, über dem die britische Fahne wehte, die Polizeibaracke.
Vor dem Empfangsschuppen sprach eine kleine Gestalt in einem kurzärmeligen Strandhemd mit einem Mann in Boxershorts und ärmellosem Unterhemd. In der Nähe stand ein Wagen. Rechts und links von der Cessna wuchsen die Palmen empor, und das kleine Flugzeug setzte hart auf der Sandpiste auf. Die Gebäude flogen vorüber, als der Pilot das Bugrad aufsetzte und die Landeklappen hochstellte. Am anderen Ende der Piste kehrte die Maschine um und rollte zurück.
»Klar, ich erinnere mich an diese Maschine. Es war schrecklich, als ich später hörte, daß diese armen Menschen tot waren.«
Favaro hatte den Mann gefunden, der am Freitag vorher das Gepäck in der Navajo Chief verstaut hatte. Er hieß Ben und lud immer das Gepäck in die Maschinen. Es war sein Job. Wie die meisten Insulaner war er umgänglich, aufrichtig und auskunftswillig. Favaro zeigte ihm ein Foto.
»Erinnern Sie sich an diesen Mann?«
»Klar. Er hat den Besitzer des Flugzeugs gefragt, ob er ihn mit nach Key West nehmen könnte.«
»Woher wissen Sie das?«
»Er ist ja neben mir gestanden«, sagte Ben.
»Hat er besorgt gewirkt, in Eile?«
»Das wären Sie auch gewesen, Mann. Er hat zu dem Besitzer der Maschine gesagt, seine Frau hätte ihn angerufen, weil ihr Kind schwerkrank geworden ist. Dem Mädchen ginge es wirklich schlecht. Und darauf hat der Besitzer der Navajo gesagt, er könnte mit ihnen nach Key West fliegen.«
»War sonst noch jemand in der Nähe?«
Ben überlegte.
»Nur dieser andere, der beim Verladen des Gepäcks mitgeholfen hat«, sagte er. »Ich nehme an, es war ein Angestellter von dem Flugzeugbesitzer.«
»Wie hat dieser Mann ausgesehen?«
»Ich hatte ihn noch nie
Weitere Kostenlose Bücher