Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
herausbekommen hat, wo der Typ wohnte. Er hat versucht, rasch nach Hause zu kommen, damit Uncle Sam die Auslieferung des Skorpions beantragen konnte.«
    »Dem Antrag hätten wir entsprochen«, sagte McCready. »Ich finde, wir sollten den Mann von Scotland Yard ins Bild setzen. Schließlich wurde vier Tage später der Gouverneur erschossen. Selbst wenn sich herausstellt, daß die beiden Fälle nichts miteinander zu tun haben, bestehen genug Verdachtsgründe, die Insel nach ihm abzukämmen. Sie ist ja nicht groß.«
    »Und wenn er gefunden wird? Was für ein Delikt hat er sich auf britischem Territorium zuschulden kommen lassen?«
    »Nun ja«, sagte McCready, »zunächst mal könnte man ihn gründlich erkennungsdienstlich behandeln. Das könnte einen Anlaß liefern, ihn festzuhalten. Detective Chief Superintendent Hannah gehört zwar nicht Ihrer, sondern der englischen Kriminalpolizei an, aber niemand hat etwas für Polizistenmörder übrig. Und wenn er einen gültigen Paß vorlegt, könnte ich als Beamter des Foreign Office diesen für eine Fälschung erklären Das würde ebenfalls einen Anlaß liefern, ihn festzuhalten.«
    Favaro grinste und streckte McCready die Hand hin.
    »Das gefällt mir, Mr. Dillon. Gehen wir mal Ihren Mann von Scotland Yard besuchen.«
    Hannah stieg aus dem Jaguar und ging auf die geöffnete Tür der aus Brettern gezimmerten Baptistenkapelle zu. Aus dem Innern drang Gesang. Er brauchte einen Augenblick, bis sich seine Augen an das schwächere Licht hier gewöhnt hatten. Der Gesang der Gemeinde wurde vom Baß des Reverend Drake angeführt.
    »Rock of ages, cleftfor me...«
    Die Gemeinde sang ohne instrumentale Begleitung. Der Baptistenprediger war von seiner Kanzel herabgestiegen und schritt im Mittelgang auf und ab, wobei seine Arme wedelten wie die großen, schwarzen Flügel einer Windmühle, indes er seine Herde aufrief, den Herrn zu preisen.
    »Let me hide in thee.
    Let the water and the blood...«
    Er bemerkte Hannah im Eingang der Kapelle, hörte zu singen auf und gebot mit Bewegungen der Arme Ruhe. Die zittrigen Stimmen verstummten eine nach der anderen.
    »Meine Brüder und Schwestern«, dröhnte der Geistliche, »uns wird heute eine große Ehre zuteil. Mr. Hannah, der Mann von Scotland Yard, kommt zu uns.«
    Die Gemeindemitglieder hatten sich in den Kirchenbänken umgedreht und starrten zu dem Mann in der Tür hin. Es waren zumeist schon ältere Männer und Frauen, mit ein paar vereinzelten jungen, üppigen Müttern und einer schnatternden Schar kleiner Kinder mit großen Augen, rund wie Untertassen.
    »Gesellen sie sich zu uns, Bruder. Stimmen Sie in unseren Gesang ein. Macht Platz für Mr. Hannah.«
    Neben ihm lächelte eine ausladende Matrone in einem geblümten Kleid Hannah mit gebleckten Zähnen an, machte ihm Platz und bot ihm ihr Gesangbuch an. Hannah war ihr dankbar, denn er hatte den Text vergessen. Es war schon so lange her. Zusammen beendeten sie die erhebende Hymne. Als der
    Gottesdienst zu Ende war, verließ die Gemeinde im Gänsemarsch die Kapelle, und alle Mitglieder empfingen an der Tür von dem schwitzenden Drake einen Abschiedsgruß.
    Als die letzten gegangen waren, machte Drake ein Zeichen, daß Hannah ihm in die Sakristei folgen solle, einem kleinen Anbau.
    »Ich kann Ihnen kein Bier anbieten, Mr. Hannah, aber es würde mich freuen, wenn Sie meine kalte Limonade mit mir teilen wollten.«
    Er goß aus einer Thermosflasche zwei Gläser voll. Das Getränk war köstlich.
    »Und was kann ich für den Abgesandten von Scotland Yard tun?« erkundigte sich der Geistliche.
    »Sagen Sie mir bitte, wo sie am Dienstag um fünf Uhr nachmittags waren.«
    »Ich habe hier eine Probe für den Weihnachtsgottesdienst abgehalten, zusammen mit fünfzig braven Leuten«, sagte Reverend Drake. »Warum die Frage?«
    Hannah hielt Drake seine Bemerkung vor, die er am Vormittag des vergangenen Freitags auf den Eingangsstufen zum Government House gemacht hatte. Drake lächelte zu Hannah hinab. Der Kriminalbeamte war kein kleiner Mann, doch der Prediger überragte ihn um fünf Zentimeter.
    »Aha, ich sehe, Sie haben mit Mr. Quince gesprochen.«
    Er sprach den Namen aus, als hätte er in eine Limone gebissen.
    »Das habe ich nicht gesagt«, sagte Hannah.
    »Das war gar nicht nötig. Ja, ich habe das gesagt. Sie glauben jetzt, daß ich den Gouverneur umgebracht hätte? Nein, mein Bester, ich bin ein Mann des Friedens. Ich nehme keine Waffe in die Hand. Ich bringe niemanden um.«
    »Was haben Sie

Weitere Kostenlose Bücher