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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sich jemand meldete; irgend jemand, der etwas oder eine bestimmte Person gesehen hatte. Und auf Sunshine kannte jeder jeden.
    Auf dem Flugplatz sah Hannah zu, wie die gefrorene Leiche in der Maschine verstaut wurde und wie Bannister und die vier Männer des Spurensicherungsteams aus Nassau einstiegen. Bannister hatte versprochen, dafür zu sorgen, daß alles, was von ihnen sichergestellt worden war, in die Abendmaschine nach London gelangte. Ein Streifenwagen von Scotland Yard würde es ins Labor des Innenministeriums nach Lambeth bringen. Hannah hatte nur geringe Hoffnung, daß man dort etwas zutage fördern werde. Woran ihm am meisten lag, das war die zweite Kugel, und die würde Dr. West in Nassau herausholen, wenn er an diesem Abend die Leiche obduzierte. Weil er draußen auf der Start- und Landepiste war, entging ihm Johnsons Wahlversammlung auf dem Parliament Square. Nicht anders erging es den Vertretern der Medien, die über den Anfang der Versammlung berichtet, dann aber den vorüberfahrenden Polizei-Konvoi gesehen hatten und ihm hinaus zum Flugplatz gefolgt waren.
    McCready versäumte die Versammlung nicht. Er saß zu dieser Stunde auf der Veranda des Quarter Deck.
    Ungefähr zweihundert Menschen hatten sich eingefunden, um sich die Ansprache ihres Wohltäters anzuhören. McCready bemerkte ein halbes Dutzend Männer in bunten Strandhemden und mit dunklen Brillen, die Zettel und Fähnchen verteilten. Die Fähnchen zeigten die Farben des Kandidaten, blau und weiß. Die Zettel waren Dollarscheine.
    Genau zehn Minuten nach drei Uhr kam ein weißer Ford Fairlane, sicher das größte Auto auf der Insel, auf den Platz gebraust und fuhr zu der Rednerbühne. Mr. Marcus Johnson sprang heraus und stieg die Stufen hinauf. Er reckte beide Arme in der Siegerpose eines Boxers hoch. Die Männer in den bunten Hemden imitierten eine Beifallsalve. Ein paar Fähnchen wurden geschwenkt. Schon Minuten später war Marcus Johnson mitten in seiner Rede.
    »Und ich verspreche euch, meine Freunde - ihr seid ja alle meine Freunde.« Das Zahnpasta-Reklamelächeln blitzte aus dem bronzefarbenen Gesicht. »... wenn wir endlich frei sind, wird eine Flut des Wohlstands unsere Insel erreichen. Es wird Arbeitsplätze geben - in den neuen Hotels, im neuen Seglerhafen, in den Bars und Cafés, in den neuen Fabriken für die Fischprodukte, die wir aufs Festland exportieren werden. All das wird für Wohlstand sorgen, und er wird in eure Taschen strömen, meine Freunde, und nicht in die Hände von Leuten gelangen, die im fernen London sitzen und .«
    Er bediente sich eines Megaphons, um alle Zuhörer auf dem Platz zu erreichen. Die Ansprache wurde von einem Mann unterbrochen, der keinen Schalltrichter brauchte. Der dröhnende Baß kam von der anderen Seite des Platzes und übertönte trotzdem die Worte des Politikers.
    »Johnson«, donnerte Walter Drake, »wir wollen Sie hier nicht haben. Gehen Sie doch dahin zurück, wo Sie hergekommen sind und nehmen Sie ihre Yardies mit!«
    Stille trat ein. Die verblüfften Zuhörer warteten darauf, daß der Himmel einstürzte. Noch nie hatte jemand es gewagt, Johnson zu unterbrechen. Der Himmel stürzte nicht ein. Wortlos legte er das Megaphon weg, verließ die Tribüne und sprang in seinen Wagen. Ein Wort von ihm, und das Fahrzeug raste davon, gefolgt von einem zweiten, das seine Wahlhelfer beförderte.
    »Wer war denn das?« fragte auf der Veranda McCready den Kellner.
    »Reverend Drake, Sir«, sagte der Kellner. Er wirkte ziemlich verängstigt. McCready war nachdenklich. Irgendwo hatte er schon einmal gehört, wie eine Stimme mit solcher Wirkung eingesetzt wurde, und er versuchte sich zu erinnern, wo das gewesen war. Dann fiel es ihm ein: während seiner Wehrdienstzeit vor dreißig Jahren, im Catterick Camp in Yorkshire. Auf einem Exerzierplatz. Er ging in sein Zimmer und rief über die abhörsichere Verbindung in Miami an.
    Reverend Drake nahm die Prügel, die er bezog, schweigend hin. Sie waren zu viert und fielen am Abend dieses Tages über ihn her, als er seine Kirche verließ und sich auf den Nachhauseweg machte. Sie schlugen ihn mit Baseballschlägern nieder und drangsalierten ihn mit Fußtritten. Immer wieder droschen sie mit ihren Schlägern auf den Geistlichen ein, der auf dem Boden lag. Als sie ihr Werk getan hatten, ließen sie ihn liegen. Er hätte tot sein können, was sie kalt gelassen hätte. Aber er war nicht tot.
    Eine halbe Stunde später kam er wieder zu Bewußtsein und kroch zum nächsten

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