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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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der Rückfahrt hinab ins Flachland dachte Desmond Hannah darüber nach. Ein gedungener Killer? Der Mord an Sir Marston hatte alle Merkmale einer solchen Tat. Er beschloß, nach dem Mittagessen mal mit den beiden Kandidaten ein bißchen zu plaudern und sich die Männer ihrer Umgebung genauer anzusehen.
    Bei seiner Ankunft im Government House wurde Hannah abgefangen. Ein rundlicher Engländer mit Doppel-, Tripel- oder Quadrupelkinn über dem weißen Bundkragen eines Geistlichen sprang von einem Stuhl im Salon hoch, als Hannah hereinkam. Parker war auch da.
    »Chief, das ist Reverend Simon Prince, der anglikanische Vikar im Ort. Er hat einige interessante Informationen für uns.«
    Hannah fragte sich, woher Parker das Wort >Chief< hatte. Es war ihm verhaßt. >Sir< würde vollauf genügen. Später, viel später >Desmond<. Vielleicht.
    »Schon Glück gehabt mit der zweiten Kugel?«
    »Ah, nein, noch nicht.«
    »Dann gehen Sie mal wieder an die Arbeit«, sagte Hannah. Parker verschwand durch die Flügeltür. Hannah schloß sie hinter ihm.
    »Nun, Mr. Prince, was können Sie mir berichten?«
    »Ich heiße Quince«, sagte der Vikar. »Quince. Das ist alles sehr betrüblich.«
    »Allerdings. Besonders für den Gouverneur.«
    »Oh, ja schon. Ich habe eigentlich gemeint. nun ja. daß ich zu Ihnen mit Informationen über einen anderen Geistlichen komme. Ich weiß nicht, ob es richtig von mir ist. Aber ich dachte, es könnte relevant sein.«
    »Warum überlassen Sie das Urteil darüber nicht mir?« regte Hannah in mildem Ton an.
    Der Vikar beruhigte sich und nahm wieder Platz.
    »Es hat sich alles am vergangenen Freitag abgespielt«, sagte er. Er berichtete, wie die Delegation des Komitees der >Besorgten Bürger< den Gouverneur aufgesucht und von ihm eine Abfuhr erhalten hatte. Als er damit fertig war, runzelte Hannah die Stirn.
    »Was hat er genau gesagt?« fragte er.
    »Er hat gesagt«, zitierte Quince den Kollegen, »wir müßten uns >diesen Gouverneur vom Hals schaffen und einen neuen besorgen. <«
    Hannah stand auf.
    »Vielen Dank, Mr. Quince. Darf ich vorschlagen, daß Sie darüber nicht mehr sprechen, sondern die Sache mir überlassen?«
    Der dankbare Vikar verabschiedete sich rasch. Hannah überlegte. Er hatte nicht viel für Petzer übrig, aber jetzt mußte er auch den feuerspeienden Baptistenprediger Walter Drake überprüfen. In diesem Augenblick erschien Jefferson mit kalten Hummerschwänzen in Mayonnaise auf einem Tablett. Hannah seufzte. Es mußte einen gewissen Ausgleich geben, wenn man 4.000 Meilen weit in die Welt hinausgeschickt wurde. Und wenn das Außenministerium ohnedies zahlte. Er goß sich ein Glas voll mit eisgekühltem Chablis und machte sich über die Delikatesse her.
    Während Hannah seinen Lunch verzehrte, kam Chief Inspector Jones vom Flugplatz zurück.
    »Während der vergangenen vierzig Stunden«, berichtete er, »hat niemand die Insel verlassen.«
    »Jedenfalls nicht auf legalem Weg«, sagte Hannah. »Jetzt eine andere unangenehme Aufgabe, Mr. Jones. Führen Sie ein Schußwaffenregister?«
    »Natürlich.«
    »Gut. Würden Sie es für mich durchgehen und alle Leute auf den Inseln besuchen, die eine registrierte Schußwaffe besitzen? Wir suchen nach einer großkalibrigen Handfeuerwaffe. Besonders nach einer, die der Besitzer nicht vorzeigen kann oder die kurz zuvor gereinigt und frisch eingeölt wurde.«
    »Frisch eingeölt?«
    »Nachdem damit geschossen worden war«, erklärte Hannah.
    »Ah ja, natürlich.«
    »Noch eine letzte Sache, Chief Inspector. Ist Reverend Drake im Besitz einer registrierten Schußwaffe?«
    »Nein. Das kann ich mit Bestimmtheit sagen.«
    Als er gegangen war, ließ Hannah Lieutenant Haverstock holen.
    »Besitzen Sie zufällig einen Dienstrevolver oder eine automatische Pistole?« fragte er.
    »Aber was denken Sie denn, Sie glauben doch nicht im Ernst.« verwahrte sich der junge Subalternoffizier.
    »Mir ist die Idee gekommen, daß sie vielleicht jemand gestohlen oder entwendet und wieder an ihren Platz zurückgelegt hat.«
    »Ach ja, ich sehe, worauf Sie hinauswollen, old boy. Aber ich muß Sie enttäuschen. Keine Waffe. Ich habe nie eine Waffe auf die Insel gebracht. Allerdings einen Zierdegen.«
    »Wäre Mr. Marston erstochen worden, würde ich vielleicht erwägen, Sie zu verhaften«, sagte Hannah väterlich. »Gibt es überhaupt Waffen im Government House?«
    »Nein, meines Wissens nicht. Und außerdem kam der Mörder doch wohl von außen. Durch die Gartenmauer, oder

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