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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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war selbst auf den Eingangsstufen der Polizeiwache an dem Platz gestanden und hatte sich die Szene angesehen. Hannah stand auf, um zu gehen.
    »Haben Sie für heute noch eine öffentliche Ansprache angesetzt?« fragte Dillon.
    »Ja, ganz recht. Um zwei, auf dem Parliament Square.«
    »Sie haben gestern um drei dort gesprochen. Es kam zu einem Zwischenfall, soviel ich weiß.«
    Marcus Johnson war ein viel glatterer Typ als Livingstone. Er ließ sich keinerlei Gereiztheit anmerken und zuckte nur mit den Achseln.
    »Reverend Drake hat ein paar grobe Worte herübergerufen. Nichts von Bedeutung. Ich war mit meiner Rede schon fertig. Der arme Drake, er meint es gut, kein Zweifel, aber wie töricht er denkt. Er möchte, daß die Barclays so bleiben, wie sie in den letzten hundert Jahren waren. Aber der Fortschritt muß kommen, Mr. Dillon, und mit ihm der Wohlstand. Ich habe schon ganz feste Vorstellungen von der Entwicklung unserer geliebten Barclays.«
    McCready nickte. Tourismus, dachte er, Glücksspiel, Industrie, Umweltverschmutzung, ein bißchen Prostitution.. und weiß Gott, was sonst noch.
    »Und jetzt, wenn Sie mir verzeihen, muß ich einen Redetext verfassen.«
    Sie wurden hinausgeleitet und fuhren zum Government House zurück.
    »Danke, daß Sie mich mitgenommen haben«, sagte Dillon beim Aussteigen. »Es war sehr instruktiv, die Kandidaten kennenzulernen. Ich würde gern wissen, wo Johnson in den Jahren seiner Abwesenheit dieses ganze Geld zusammengerafft hat.«
    »Keine Ahnung«, sagte Hannah. »In der Kandidatenliste steht als Beruf >Geschäftsmann< Möchten Sie, daß Oscar Sie zum Quarter Deck zurückbringt?«
    »Nein, danke. Ich spaziere zu Fuß hin.«
    In der Hotelbar arbeiteten sich die Medienvertreter durch die Biervorräte. Es war elf Uhr. Allmählich wurde ihnen langweilig. Zwei volle Tage waren verstrichen, seit sie nach Heathrow beordert worden waren, um Hals über Kopf in die Karibik zu fliegen und über die polizeilichen Ermittlungen in einem Mordfall zu berichten. Den ganzen Tag vorher, Donnerstag, hatten sie gefilmt, was sie vor die Kamera bekamen, und jeden interviewt, der bereit war, den Mund aufzumachen. Ihre Mühe hatte nicht viel erbracht: einen netten Schnappschuß mit dem Gouverneur, wie er aus seinem Bett zwischen den Fischen herausgeholt wurde; ein paar Aufnahmen mit Teleobjektiv, die zeigten, wie Parker auf Händen und Knien im Gouverneursgarten umherkroch; und Parkers Fund einer einzigen Kugel. Doch von einer guten, handfesten Neuigkeit konnte keine Rede sein.
    McCready mischte sich zum erstenmal unter sie. Niemand fragte, wer er war.
    »Horatio Livingstone hält um zwölf am Hafen eine Rede«, sagte er. »Könnte interessant werden.«
    Plötzlich waren alle auf dem Quivive.
    »Inwiefern?« fragte jemand. McCready zuckte mit den Achseln.
    »Hier auf dem Platz hat es gestern ein paar bösartige Zwischenrufe gegeben«, sagte er. »Sie waren alle draußen auf dem Flugplatz.«
    Ihre Augen leuchteten auf. Das wäre genau das Richtige: eine nette, kleine Schlägerei oder wenigstens ein ordentlicher Tumult mit Zwischenrufen. Die Reporter begannen sich im Geist Schlagzeilen auszudenken. Wahlkampfausschreitungen fegen über die Insel Sunshine hinweg - ein paar Faustschläge wären Rechtfertigung genug. Oder wenn Livingstone auf Ablehnung stieß: Paradies sagt nein zum Sozialismus. Das Dumme war nur, daß die Bevölkerung bislang anscheinend überhaupt kein Interesse an der verheißungsvollen Aussicht bekundete, die
    Unabhängigkeit vom Empire zu erlangen. Zwei neue Teams, die versucht hatten, einen Dokumentarfilm über die Einstellung der Insulaner zur Unabhängigkeit zu drehen, hatten nicht einen einzigen Menschen bewegen können, sich befragen zu lassen. Die Leute gingen einfach weg, wenn Kameras, Mikrofone und Notizblöcke zum Vorschein kamen. Trotzdem packten die Medienvertreter ihre Gerätschaften zusammen und wanderten dem Hafen zu.
    McCready nahm sich noch die Zeit für einen Anruf beim britischen Konsulat in Miami, wofür er das mobile Funktelefon in den Aktenkoffer unter seinem Bett benutzte. Er bat um eine Chartermaschine mit sieben Sitzen, die um vier Uhr nachmittags auf Sunshine landen sollte. Es war nur eine vage Chance, aber er hoffte trotzdem, es würde funktionieren.
    Livingstones Konvoi traf um Viertel vor zwölf aus Shantytown ein. Einer seiner Helfer brüllte, verstärkt durch ein Megaphon: »Kommen Sie und hören Sie sich Horatio Livingstone an, den Kandidaten des

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