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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gekommen sein könnte. Das Trampschiff, das jede Woche hier anlegte, hatte gelegentlich Passagiere an Bord, und die amtliche Überwachung des Hafens war sehr lückenhaft. Hin und wieder segelten Jachten vorüber, gingen in Buchten an den Küsten von Sunshine und den anderen Barclays vor Anker. Die Besatzungsmitglieder und Ausflügler vergnügten sich im kristallklaren Wasser über den Korallenriffen, bis man wieder die Segel hißte und weiterfuhr. Jeder, der wollte, konnte heimlich auf die Insel gelangen - oder sie wieder verlassen. Hannah hatte den Verdacht, daß sich Mendes, sobald er bemerkt hatte, daß er erkannt worden war, aus dem Staub gemacht hatte. Falls er überhaupt auf Sunshine gewesen war.
    Er rief in Nassau an, aber Dr. West erklärte ihm, er könne mit der Obduktion erst um vier Uhr nachmittags beginnen, wenn die Leiche des Gouverneurs sich im Normalzustand befinde.
    »Rufen Sie mich bitte an, sobald Sie die Kugel gefunden haben«, drängte Hannah.
    Um zwei Uhr versammelten sich die inzwischen total frustrierten Vertreter der Medien auf dem Parliament Square. Was Sensationen anging, war die Versammlung am Vormittag eine herbe Enttäuschung gewesen. In der Rede war die übliche Forderung, alles zu verstaatlichen, erhoben worden, ein Schwachsinn, den die Briten schon Jahrzehnte zuvor aufgegeben hatten. Die künftigen Wähler waren apathisch gewesen. Was eine Super-Story hätte werden sollen, bestand nur aus Ausschuß. Wenn Hannah nicht bald eine Verhaftung vornahm, fanden die Journalisten, könnten sie ebensogut ihre Sachen packen und nach Hause fliegen.
    Zehn Minuten nach zwei traf Marcus Johnson in seinem langen, weißen Cabrio ein. In einem eisblauen Tropenanzug und einem Hemd aus Sea-Island-Baumwolle, an dem der Kragen aufgeknöpft war, erklomm er die Ladefläche des Lastwagens, die ihm als Rednertribüne dienen sollte. Technisch mehr auf der Höhe der Zeit als Livingstone, verfügte er über ein Mikrofon und zwei Lautsprecher, die an zwei Palmen in der Nähe befestigt worden waren.
    Als er zu sprechen begann, schob sich McCready unauffällig an Sean Whittaker heran, der als freier Journalist von seiner Basis in Kingston auf Jamaica aus, für den Londoner Sunday Express über die ganze Karibik berichtete.
    »Langweilig, was?« murmelte McCready. Whittaker warf ihm von der Seite einen Blick zu.
    »Ja«, antwortete er. »Ich denke, ich fliege morgen nach Hause.«
    Whittaker arbeitete als Reporter und machte seine eigenen Aufnahmen. Eine Yashica mit Teleskop hing um seinen Hals.
    »Möchten Sie eine Story hören«, fragte McCready, »die Ihre Konkurrenten aus dem Feld schlägt?«
    Whittaker drehte sich zu ihm hin und zog eine Augenbraue hoch.
    »Auf welches Geheimnis haben Sie denn ein Monopol?«
    »Wollen Sie dahinterkommen? Dann begleiten Sie mich - die Rede ist ohnehin langweilig.«
    Die beiden Männer gingen über den Platz, in das Hotel und hinauf in McCreadys Zimmer im ersten Stock. Vom Balkon konnten sie den ganzen Platz unter ihnen sehen.
    »Die Aufpasser, die Männer in den bunten Strandhemden und mit den dunklen Brillen«, sagte McCready, »können Sie von denen Nahaufnahmen machen?«
    »Klar«, sagte Whittaker. »Warum fragen Sie?«
    »Machen Sie die Fotos, dann sag ich’s Ihnen.«
    Whittaker zuckte die Achseln. Er hatte schon von den unwahrscheinlichsten Leuten Tips bekommen. Manche hatten sich als nützlich erwiesen, andere wieder nicht. Er stellte sein Zoomobjektiv ein und knipste zwei Farb- und zwei Schwarzweiß-Filme voll. McCready ging mit ihm hinunter in die Bar, spendierte ihm ein Bier und redete eine halbe Stunde lang auf ihn ein. Dann gab Whittaker einen Pfiff von sich.
    »Ist das koscher?« fragte er.
    »Ja.«
    »Können Sie es beweisen?« Für eine solche Story brauchte man ein paar Zitate aus berufenem Mund, sonst würde Robin Esser, sein Redakteur in London, sie nicht bringen.
    »Nicht hier«, sagte McCready. »Der Beweis findet sich in Kingston. Sie können heute abend zurückfliegen, Ihrer Story morgen vormittag den letzten Schliff geben und sie bis vier Uhr auf den Weg schicken. Um neun Uhr ist sie in London. Genau rechtzeitig.«
    Whittaker schüttelte den Kopf.
    »Zu spät. Die letzte Maschine von Miami nach Kingston startet um 19.30 Uhr. Ich müßte bis sechs in Miami sein, über Nassau. Das würde ich nie schaffen.«
    »So ein Zufall, ich habe selbst eine Maschine bestellt, die um vier nach Miami startet - in siebzig Minuten. Es wäre mir ein Vergnügen, Sie

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