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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sondern widmete sich dem Schreibtisch. Hannah hatte in der Frühphase der Ermittlungen die Schubladen durchgesehen, die er mit den Schlüsseln des toten Gouverneurs aufschloß. Als er sich überzeugt hatte, daß sich darin keinerlei Hinweise auf den Mord befanden, hatte er alle wieder verschlossen. McCready hatte keine Schlüssel dafür, aber er brauchte auch keine. Er hatte die Schlösser am Tag vorher geknackt und gefunden, wonach er suchte. Die beiden Dinge befanden sich in der linken Schublade unten. Er brauchte nur eines davon.
    Es war ein imposantes Dokument, steif und cremefarben wie Pergament. Oben in der Mitte befand sich, erhaben und in Gold geprägt, das königliche Wappen: der Löwe und das Einhorn, den Wappenschild stützend, dessen vier Felder mit den heraldischen Emblemen für England, Schottland, Wales und Irland geschmückt sind.
    Darunter standen in großen, schwarzen Lettern die Worte geschrieben:
    »WIR, ELIZABETH DIE ZWEITE, VON GOTTES GNADEN KÖNIGIN DES VEREINIGTEN KÖNIGREICHS VON GROSSBRITANNIEN UND NORDIRLAND UND ALLER IHRER TERRITORIEN UND ABHÄNGIGEN GEBIETE IN ÜBERSEE, ERNENNEN HIERMIT. (hier folgte eine Lücke). ZU. (eine weitere Lücke) IM GEBIET VON. (dritte Lücke).«
    Unter dem Text stand in Faksimile die Unterschrift: Elisabeth R.
    Es war eine königliche Ernennungsurkunde. Blanko. McCready nahm eine Feder von Sir Marston Moberleys Schreibtisch, tauchte sie ins Tintenfaß und füllte mit gestochener Handschrift die Leerstellen in der Urkunde aus. Als er damit fertig war, blies er leicht auf die Tinte, um sie zu trocknen, und drückte das Gouverneurssiegel auf das Dokument.
    Draußen im Salon versammelten sich seine Gäste. McCready warf noch einen Blick auf die Urkunde und zuckte mit den Achseln. Er hatte sich soeben zum Gouverneur der Barclay- Inseln ernannt. Für die Dauer eines Tages.

6
     
    Es waren sechs Gäste. Jefferson hatte ihnen Kaffee serviert und sich dann zurückgezogen. Er fragte nicht, was sie hierhergeführt hatte. Es hatte ihn nicht zu kümmern.
    Die beiden SAS-Sergeants, Newson und Sinclair, standen an der Wand. Sie hatten cremefarbene Trainingsanzüge und Turnschuhe an. Beide trugen um die Taille einen Lederbeutel von der Sorte, in denen Touristen gerne Zigaretten und Sonnenöl verstauen, wenn sie an den Strand gehen. In diesen Beuteln befand sich kein Sonnenöl.
    Lieutenant Haverstock trug nicht seinen großen Dienstanzug. Er saß auf einem der brokatbezogenen Stühle, die Beine elegant übereinandergeschlagen. Reverend Drake nahm zusammen mit Eddie Favaro das kleine Sofa ein. An der Tür stand Chief Inspector Jones in seinem dunkelblauen Uniformrock mit Silberknöpfen und Rangabzeichen, in Shorts, Kniestrümpfen und Schuhen.
    McCready nahm die Urkunde und reichte sie Haverstock.
    »Das ist bei Tagesanbruch aus London eingetroffen«, sagte er.
    Haverstock las das Dokument.
    »Schön, dann geht das in Ordnung«, sagte er und gab es weiter. Chief Inspector Jones las es, nahm Haltung an und sagte: »Ja, Sir.« Er reichte es den Sergeants. Newson sagte: »Mir soll’s recht sein.« Sinclair las es und sagte: »Kein Problem.«
    Er gab es an Favaro weiter, der es las und murmelte: »Herrgott!«, was ihm einen warnenden Blick von Reverend Drake eintrug, der die Urkunde nahm, las und dröhnte: »Gelobt sei der Herr!«
    »Meine erste Amtshandlung«, sagte McCready, »besteht darin, Ihnen allen, Chief Inspector Jones natürlich ausgenommen, die Vollzugsgewalt von Hilfspolizisten zu verleihen. Sie sind hiermit dazu ernannt. Und zweitens sollte ich Ihnen jetzt wohl erläutern, was wir gleich tun werden.«
    Er sprach eine halbe Stunde. Niemand erhob Einwände. Dann machte er Haverstock ein Zeichen, und sie verließen den Raum, um sich umzukleiden. Lady Moberley lag noch im Bett und nahm gerade ein flüssiges Frühstück zu sich. Sie und Sir Marston hatten getrennte Schlafzimmer gehabt, und im Ankleideraum des verewigten Gouverneurs war niemand. Haverstock zeigte ihm, wo er suchen mußte, und ging hinaus. Hinten im Kleiderschrank fand McCready das Gesuchte: die Galauniform eines britischen Kolonialgouverneurs.
    Als er wieder in den Salon trat, war der Tourist in der zerknitterten Jacke verschwunden, der auf der Terrasse des Hotels Quarter Deck zu sehen gewesen war. An seinen Füßen glänzten die George-Stiefel mit den Sporen. Die enge Hose war weiß, und weiß war auch der bis zum Hals zugeknöpfte Uniformrock. Die Goldknöpfe und die vergoldeten Achselschnüre, die aus der

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