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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Ich gebe Ihnen Bescheid. Jedenfalls können Sie jetzt reingehen.«
    Schiller trat ein und inspizierte die Fächer mit den Kassetten. Nichts deutete darauf, was sie enthielten. Sie trugen lediglich Nummern auf den Rücken. Er zog willkürlich eine heraus, ging in das >Arbeitsschlafzimmer< und schob sie in das Videogerät. Mit der Fernsteuerung schaltete er Video und Fernsehschirm zugleich ein und drückte dann auf den >Play<- Knopf. Er setzte sich auf den Rand des abgeräumten Bettes. Zwei Minuten später stand er auf und schaltete den Apparat ab - ein ziemlich erschütterter junger Mann.
    »Donnerwetter!« flüsterte Wiechert von der Tür her, wo er stand und ein Stück Pizza verdrückte.
    Der Minister aus Baden-Württemberg war, obwohl nur ein Provinzpolitiker, bundesweit bekannt, weil er bei seinen häufigen Auftritten im Fernsehen immer wieder eine Rückkehr zur alten Moral und ein Verbot der Pornografie gefordert hatte. Seine Wähler hatten ihn schon in vielen Posen erlebt - wie er Kindern übers Haar fuhr, Babys küßte, kirchliche Feste eröffnete, Reden vor konservativen Wählerinnen hielt. Aber schwerlich hatten sie gesehen, wie er auf allen vieren nackt in einem Zimmer herumkroch, um den Hals ein Hundehalsband mit Eisenspitzen. An dem Halsband war eine lange Leine befestigt, gehalten von einer jungen Frau in Schuhen mit Pfennigabsätzen, die eine Reitpeitsche schwang.
    »Bleiben Sie hier«, sagte Schiller. »Gehen Sie nicht weg, nicht einmal aus dem Zimmer. Ich fahre ins Präsidium.«
    Es war zwei Uhr.
    Morenz warf einen Blick auf seine Uhr. Er war schon ziemlich weit westlich des Hermsdorfer Kreuzes, wo die Autobahn von Berlin nach dem Süden sich mit der von Dresden nach Erfurt kreuzt. Er war um einiges zu früh dran. Er wollte zu dem Treffen mit Smolensk um zehn vor vier auf dem Parkplatz sein, nicht früher, weil es Verdacht wecken würde, wenn ein westdeutscher Wagen zu lange dort geparkt war.
    Ja, allein schon anzuhalten würde Aufsehen erregen, denn Geschäftsleute aus der Bundesrepublik fuhren meist ohne jeden Zwischenaufenthalt zu ihrem Reiseziel, erledigten das Geschäftliche und traten sofort danach die Rückfahrt an. Er beschloß, an Jena und Weimar vorbei bis kurz vor Erfurt weiterzufahren und dann in Richtung Weimar umzukehren. Auf der linken Spur überholte ihn ein grün-weiß lackierter Wartburg der Volkspolizei, geschmückt mit zwei Blaulichtern und einem übergroßen Megaphon. Die beiden uniformierten Polizisten starrten mit ausdruckslosen Gesichtern zu ihm herüber.
    Er hielt das Steuer fest und kämpfte die aufsteigende Panik nieder. »Die wissen Bescheid«, sagte eine schwache, tückische Stimme in ihm immer wieder. »Es ist alles eine Falle. Smolensk ist aufgeflogen. Die werden auf dich warten. Sie sind dir nur nachgefahren, weil du an Jena vorbeigefahren bist.«
    »Sei nicht albern«, redete die Stimme der Vernunft auf ihn ein. Aber dann dachte er an Renate, und die schwarze Verzweiflung vereinte sich mit der Angst, und die Angst war am Gewinnen.
    »Hör zu«, sagte die Stimme der Vernunft. »Du hast eine große Dummheit begangen. Aber du hast es nicht absichtlich getan. Und danach hast du die Nerven behalten. Die Leichen werden erst nach Wochen entdeckt werden. Inzwischen bist du aus dem Dienst ausgeschieden und in einem Land, wo sie dich in Ruhe lassen. Mehr willst du ja jetzt nicht als Frieden. In Ruhe gelassen werden. Und man wird dich in Ruhe lassen – wegen der Videobänder.«
    Der Wartburg der Vopos drosselte das Tempo, die Polizisten beäugten ihn. Er begann zu schwitzen. Die Angst wurde noch stärker und war im Begriff, die Oberhand zu gewinnen. Er konnte nicht wissen, daß die jungen Polizisten Autofreaks waren und die neue BMW-Limousine zum erstenmal sahen.
    Kommissar Schiller verbrachte eine halbe Stunde mit dem Direktor der Mordkommission, und legte ihm dar, was er gefunden hatte. Hartwig biß sich auf die Lippen.
    »Das wird eine beschissene Geschichte«, sagte er. »Hatte sie schon mit Erpressungen angefangen oder sollte das ihre Altersversorgung werden? Wir wissen es nicht.«
    Er nahm den Hörer ab und wurde mit dem Labor des Erkennungsdienstes verbunden.
    »Ich möchte die Analysen der Geschosse und die Fingerabdrücke, die neunzehn von gestern und die drei von heute morgen, in einer Stunde hier in meinem Büro haben.« Dann stand er auf und sah Schiller an.
    »Kommen Sie. Wir fahren hin. Ich möchte mir die Wohnung mal selber ansehen.«
    Direktor Hartwig war es

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