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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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aber man sagte ihm, anscheinend sei der Anschluß gestört. Er konnte nicht ahnen, daß einer von McCreadys Männern ein Ferienhaus gemietet, das Telefon manipuliert und dann die Haustür abgeschlossen hatte. Um keine Möglichkeit auszulassen, versuchte Aust es mit Morenz’ Privatnummer in Porz, wo zu seinem Erstaunen Frau Morenz an den Apparat kam. Die Familie mußte vorzeitig nach Hause zurückgekehrt sein.
    »Könnte ich bitte Ihren Mann sprechen? Ich bin Direktor Aust und rufe aus seinem Büro an.«
    »Aber er ist doch bei Ihnen, Herr Direktor«, antwortete sie geduldig. »Unterwegs. Auf einer Reise. Kommt morgen spät abends zurück.
    »Ach ja, schon recht, ich danke Ihnen, Frau Morenz.«
    Er legte besorgt den Hörer auf. Morenz hatte gelogen - was führte er im Schilde? Ein Wochenende mit einer Freundin im Schwarzwald? Möglich, aber die Sache gefiel ihm nicht. Er ließ sich über eine abhörsichere Leitung mit Pullach verbinden und sprach mit dem stellvertretenden Direktor der Abteilung, für die sie beide arbeiteten. Dr. Lothar Herrmann reagierte frostig, hörte aber sehr aufmerksam zu.
    »Das ermordete Callgirl und ihr Zuhälter - wie wurden sie getötet?«
    »Sie wurden erschossen.«
    »Hat Morenz eine Dienstwaffe?« fragte die Stimme aus Pullach.
    »Ich. äh. ja, ich glaube schon.«
    »Wo wurde sie ausgegeben, von wem und wann?« fragte Dr. Herrmann, setzte dann aber hinzu: »Nein, lassen Sie. Das muß hier gewesen sein. Bleiben Sie im Büro, ich rufe Sie zurück.«
    Zehn Minuten später meldete er sich.
    »Er hat eine Walther PPK. Sie stammt von hier. Sie wurde auf dem Schießstand und im Labor getestet, bevor wir sie ihm gaben. Vor zehn Jahren. Wo ist sie jetzt?«
    »Sie müßte in seinem Bürotresor sein«, sagte Aust.
    »Und ist sie das?« fragte Herrmann in kaltem Ton.
    »Ich werde das überprüfen und zurückrufen«, sagte der hochnervöse Aust. Er hatte den Hauptschlüssel für alle Tresore in der Dienststelle. Fünf Minuten später sprach er wieder mit Dr. Herrmann am Telefon.
    »Sie ist verschwunden«, sagte er. »Könnte natürlich sein, er hat sie mit nach Hause genommen.«
    »Das ist streng verboten. Und verboten ist es auch, einen Vorgesetzten zu belügen, gleich, aus welchem Grund. Ich denke, ich komme lieber mal nach Köln. Holen Sie mich bitte von der nächsten Maschine aus München ab. Egal, welche Linie, ich bin in dem Flugzeug.«
    Bevor Dr. Herrmann Pullach verließ, machte er drei Anrufe. Das hatte zur Folge, daß im Schwarzwald Polizisten mit dem Schlüssel des Eigentümers die Tür des gemieteten Ferienhauses öffneten und feststellten, daß der Apparat außer Funktion gesetzt war, die Betten aber nicht benützt worden waren. Kein einziges Mal. Das stand später in dem Bericht. Dr. Herrmann traf fünf Minuten vor zwölf auf dem Kölner Flughafen ein.
    Bruno Morenz steuerte den BMW in den Komplex von Betongebäuden, aus denen der ostdeutsche Grenzübergang bestand, und wurde in eine Inspektionsbucht gewinkt. Ein grün uniformierter Grenzpolizist erschien am Fenster der Fahrerseite.
    »Aussteigen bitte. Ihre Papiere.«
    Er stieg aus und hielt dem Polizisten seinen Paß hin. Andere Grenzpolizisten versammelten sich um den Wagen, was völlig normal war.
    »Kühlerhaube und Kofferraum öffnen, bitte.«
    Er öffnete beides; sie begannen mit der Suche. Ein Spiegel auf Rollen wurde unter den Wagen geschoben. Ein Mann musterte prüfend den Motorraum. Morenz zwang sich, nicht hinzusehen, als der Grenzpolizist die Batterie betrachtete.
    »Der Zweck Ihres Besuches in der Deutschen Demokratischen Republik?«
    Er wandte den Blick wieder dem Mann vor ihm zu. Blaue Augen hinter einer randlosen Brille starrten ihn an. Er erläuterte, daß er nach Jena unterwegs sei, um über den Ankauf optischer Linsen mit Zeiss zu verhandeln. Wenn alles glatt ging, würde er noch an diesem Abend nach Hause zurückkehren; wenn nicht, müßte er sich morgen vormittag noch einmal mit dem Direktor der Abteilung für Auslandsverkäufe zusammensetzen. Ausdruckslose Gesichter. Sie winkten ihn zur Zollabfertigung.
    Es ist alles ganz normal, sagte er zu sich. Es wäre besser, wenn sie selbst die Papiere fänden, hatte McCready gemeint. Nicht zuviel von sich aus anbieten. Sie filzten seine Aktentasche, sahen sich die zwischen Zeiss und BKI in Würzburg gewechselten Briefe beziehungsweise Durchschläge an. Seine Taschen wurden geschlossen. Er trug sie zurück zum Wagen. Die Untersuchung des Fahrzeugs war abgeschlossen. In der

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