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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dem Zaun standen die Wachtürme. Von seinem Platz am Waldsaum aus konnte McCready mit Hilfe eines starken Fernglases die Grenzwachen hinter den Fenstern sehen, die ihrerseits mit Ferngläsern nach Westen spähten. Er sah auch die Maschinengewehre. Dieser Korridor innerhalb Ostdeutschlands war angelegt worden, damit DDR- Flüchtlinge, die den ostdeutschen Grenzposten durchbrachen, zwischen dem doppelten Maschendrahtzaun erledigt werden konnten, ehe sie den Westen erreichten.
    Zwei Minuten vor elf bekam McCready den schwarzen BMW ins Blickfeld, der die flüchtigen Kontrollen auf westdeutscher Seite passierte. Dann glitt er in den Korridor, dem Land entgegen, wo die professionellste und am meisten gefürchtete Geheimpolizei des Ostblocks, der Staatsicherheitsdienst der DDR, das Regiment führte.
    »Das Badezimmer ist es, es muß das Badezimmer sein«, sagte Kommissar Schiller kurz nach sieben Uhr morgens, als er den verschlafenen und widerwilligen Wiechert in die Wohnung führte.
    »Ich kann nichts daran entdecken«, knurrte Wiechert, »und außerdem haben es die Jungs vom Erkennungsdienst ausgemistet.«
    »Die haben nach Fingerabdrücken gesucht, nicht nach Maßen«, sagte Schiller. »Sehen Sie sich diesen Schrank im Korridor an. Er ist zwei Meter breit, stimmt’s?«
    »Ja, ungefähr.«
    »Der Schrank endet an der Wand mit der Tür zum >Arbeitszimmer< des Callgirls. Die Wand ist auf gleicher Höhe wie der Spiegel über dem Bett. Nun, und da die Tür zum Bad von hinten gesehen hinter dem Einbauschank ist, was schließen Sie daraus?«
    »Daß ich Hunger habe«, sagte Wiechert.
    »Klappe. Sehen Sie, wenn Sie das Bad betreten und sich nach rechts drehen, müßte die Badezimmerwand zwei Meter entfernt sein. Die Breite des Einbauschranks draußen, okay?«
    Wiechert trat ins Bad und drehte sich nach rechts.
    »Ein Meter«, sagte er.
    »Genau. Das war es, was mir Kopfzerbrechen gemacht hat. Zwischen dem Spiegel hinter dem Waschbecken und dem Spiegel hinter dem Kopfende des Bettes fehlt ein Meter.«
    Schiller stocherte eine halbe Stunde in dem Korridorschrank herum, bis er den Verschluß fand, ein schlau getarntes Astloch in der Fichtenholz-Verkleidung. Als die Rückwand des Schranks aufging, erkannte Schiller dahinter einen Lichtschalter. Mit Hilfe eines Bleistifts drehte er ihn, und das Licht in dem Kämmerchen ging an, eine einzelne Glühbirne, die von der Decke hing.
    »Jetzt schlägt’s dreizehn«, sagte Wiechert, der Schiller über die Schulter blickte. Das geheime Kämmerchen war drei Meter lang, wie das Badezimmer, aber nur einen Meter breit. Doch das genügte.
    Rechts von ihnen war die Rückseite des Spiegels über dem Kopfende des Bettes nebenan, eine Spionglasscheibe, die das ganze Schlafzimmer dem Blick freigab. Auf einem Stativ vor der Mitte des Spiegels stand die Videokamera, ein hochmodernes Gerät, das selbst durch die Glasscheibe und bei gedämpfter Beleuchtung scharfe Bilder lieferte. Auch die Tonausrüstung war auf dem letzten Stand der Technik. Das hintere Ende des Kämmerchens bestand aus Regalfächern, vom Boden bis zur Decke, und jedes Fach enthielt eine Reihe von Videokassetten. Jede Kassette trug auf dem Rücken ein Etikett mit einer Nummer. Schiller verließ rückwärts den Verschlag.
    Da der Erkennungsdienst am Vortag alle Fingerabdrücke vom Telefonapparat abgenommen hatte, konnte es jetzt benutzt werden. Schiller rief im Polizeipräsidium an und wurde sofort mit Rainer Hartwig, seinem Chef, verbunden.
    »Schöne Bescherung«, sagte Hartwig, als er die Details gehört hatte. »Gute Arbeit. Bleiben Sie dort. Ich schicke zwei Fingerabdruckspezialisten hin.«
    Es war 8.15 Uhr, und Dieter Aust war beim Rasieren. Im Schlafzimmer lief das morgendliche Fernsehprogramm. Der Nachrichtenüberblick. Er hörte ihn vom Badezimmer aus. Er achtete nicht weiter auf die Meldung von einem Doppelmord in Hahnwald, bis der Sprecher sagte:
    »Eines der beiden Opfer, das Luxus-Callgirl Renate Heimendorf..«
    In diesem Augenblick schnitt sich der Kölner BND-Chef böse in seine rosige Wange. Zehn Minuten später saß er im Wagen und fuhr in hohem Tempo zu seinem Büro, wo er eine Stunde zu früh eintraf. Fräulein Keppel, die immer eine Stunde vor ihm da war, war fassungslos.
    »Diese Nummer«, sagte Aust, »die Nummer, die Morenz uns gab und unter der er im Urlaub zu erreichen ist. Suchen Sie sie bitte, ja?«
    Als er sie wählte, hörte er weder Belegt- noch Freizeichen. Er erkundigte sich beim zuständigen Fernmeldeamt,

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