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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Prominente spezialisiert.«
    Am späten Nachmittag wurde der Ordnung halber das Bundesamt für Verfassungsschutz von der Angelegenheit in Kenntnis gesetzt. Das Amt wurde nicht über sämtliche Namen der Betroffenen, sondern nur über den Hergang der Untersuchung und den derzeitigen Stand der Ermittlungen informiert. Ironischerweise hat das BfV seinen Sitz in Köln, wo die ganze Affäre ihren Ausgang genommen hatte. Das von mehreren Abteilungen erstellte Memorandum landete auf dem Schreibtisch eines höheren Beamten in der Spionageabwehr, eines Mannes namens Johann Prinz.
    Bruno Morenz fuhr auf der Staatsstraße 7 gemächlich dahin. Er war rund sechs Kilometer westlich von Weimar und einen guten Kilometer von den großen, mit einer weißen Mauer umgebenen sowjetischen Kasernen in Nohra entfernt. Hinter einer Kurve lag der Parkplatz, genau wie McCready es ihm angekündigt hatte. Er schaute auf seine Uhr: acht Minuten vor vier. Die Straße war leer. Er drosselte das Tempo und fuhr auf den Parkplatz.
    Seinen Anweisungen folgend, stieg er aus, öffnete den Kofferraum und holte den Werkzeugkasten heraus. Er klappte ihn auf und stellte ihn neben das Vorderrad auf der Fahrerseite, daß ihn vorbeifahrende Autofahrer sehen konnten. Anschließend entriegelte er die Motorhaube und stellte sie hoch. Sein Magen begann sich zu rühren. Hinter dem Parkplatz und zur Straße hin waren Büsche und Bäume. In seiner Einbildung sah er die kauernden Agenten des SSD, die darauf lauerten, die zwei Männer festzunehmen. Sein Mund war trocken, aber über seinen Rücken rann der Schweiß in kleinen Bächen hinab. Am Ende seiner Nervenkraft angekommen, hielt ihn nur noch eine innere Reserve aufrecht, die aber auch drauf und dran war, zu reißen wie ein überdehntes Gummiband.
    Er nahm einen Schraubenschlüssel aus dem Werkzeugkasten, die richtige Größe, und senkte den Kopf in den Motorraum. McCready hatte ihm gezeigt, wie man die Mutter lockert, die den Wasserschlauch mit dem Kühler verbindet. Er lockerte sie, worauf ein bißchen Wasser herausrann. Er vertauschte den Schraubenschlüssel mit einem anderen, eindeutig von der verkehrten Größe, und versuchte vergebens, die Mutter wieder anzuziehen.
    Die Minuten verrannen. Erfolglos machte er sich im Motorraum zu schaffen. Ein kurzer Blick auf seine Uhr. Sechs nach vier. Wo zum Teufel bleibst du denn? fragte er stumm. Beinahe im selben Augenblick war ein leises Knirschen von Rädern auf Kies zu hören, als ein Fahrzeug zum Stehen kam. Der Russe würde herbeikommen und mit seinem starken Akzent auf deutsch sagen: »Wenn Sie Schwierigkeiten haben, vielleicht habe ich eine bessere Werkzeuggarnitur« und ihm den flachen, hölzernen Werkzeugkasten aus seinem Jeep anbieten. Der sowjetische Aufmarschplan würde in einer roten Plastikhülle unter den Schraubenschlüsseln liegen.
    Der Schatten eines näherkommenden Mannes verdeckte die untergehende Sonne. Stiefel kamen knirschend auf dem Kies heran. Der Mann war jetzt neben und hinter ihm. Er schwieg. Morenz richtete sich auf. Vier Meter weiter stand das Polizeifahrzeug, und an der offenen Fahrertür wartete ein grün uniformierter Polizist. Der andere stand neben Morenz und schaute angelegentlich nach unten, in den geöffneten Motorraum des BMW.
    Morenz war nahe daran, sich zu übergeben. Sein Magen pumpte Säure in seinen Blutkreislauf. Er spürte, daß seine Knie schlappmachten, versuchte sich aufzurichten und wäre beinahe umgeknickt. Die Augen des Polizisten begegneten seinem Blick.
    »Haben Sie Probleme?« fragte er.
    Natürlich war es eine Masche, Höflichkeit, um den Triumph zu tarnen, die hilfsbereite Frage, auf die Schreie, Gebrüll und die Verhaftung folgen würden. Morenz hatte das Gefühl, als wäre seine Zunge am Gaumen festgeklebt.
    »Ich habe den Eindruck, daß Wasser ausläuft«, sagte er. Der Polizist steckte den Kopf in den Motorraum und betrachtete prüfend den Kühler. Er nahm Morenz den Schraubenschlüssel aus der Hand, beugte sich nach unten und vertauschte ihn mit einem anderen.
    »Der hier paßt sicher«, sagte er. Morenz nahm ihn und zog die Mutter wieder an. Das Tröpfeln hörte auf.
    »Verkehrter Schraubenschlüssel«, sagte der Polizist. Er starrte auf den Motor hinab. Sein Blick war, so schien es Morenz, ganz auf die Batterie konzentriert. »Schöner Wagen«, sagte der Polizist. »Wo logieren Sie?«
    »In Jena«, antwortete Morenz. »Ich habe morgen vormittag ein Gespräch mit dem Direktor der Auslandsverkaufsabteilung in

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