Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Bayswater Road, um dem Gewühl in Knightsbridge und Kensington zu entgehen.
    Um acht hatte er Heathrow hinter sich gelassen, fuhr nach Süden auf der M 25 und nach Südwesten auf der M 3, die zur A 303 nach Andover führt. Um zehn nach neun hielt er auf dem Bahnhofsvorplatz. Autos fuhren in ununterbrochenem Strom vor und wieder ab, Fahrgäste stiegen aus und verschwanden sofort in der Bahnhofshalle. Nur ein Mann rührte sich nicht vom Fleck. Er lehnte in Tweedsakko und grauen Hosen an einer Mauer und blätterte eine Morgenzeitung durch. Roth ging zu ihm hin.
    »Sie müssen der Mann sein, den ich abholen will«, sagte er leise. Der Zeitungsleser schaute auf - ruhige graue Augen, ein hartes Gesicht, Mitte Vierzig.
    »Das hängt davon ab, ob Sie sich ausweisen können«, sagte er. Es war dieselbe Stimme wie am Telefon. Roth reichte ihm seinen CIA-Ausweis. Orlow sah ihn sich genau an und nickte. Roth zeigte auf seinen Wagen, der mit laufendem Motor dastand und mehreren anderen den Weg versperrte. Orlow blickte um sich, als wollte er einer Welt, die er gekannt hatte, für immer Lebewohl sagen. Dann stieg er ein.
    Roth hatte den Diensthabenden in der Botschaft angewiesen, in Upper Heyford zu melden, daß er mit einem Gast kommen würde. Sie brauchten fast zwei Stunden für die Fahrt über Land zum Fliegerhorst der amerikanischen Luftwaffe in Oxfordshire. Roth fuhr direkt zum Büro des Fliegerhorstkommandeurs. Es wurden zwei Telefongespräche mit Washington geführt, dann klärte Langley die Sache mit dem Pentagon, und dieses instruierte den Kommandeur. Ein Versorgungsflug von Upper Heyford zum Luftwaffenstützpunkt Andrews in Maryland an diesem Nachmittag um drei Uhr hatte zwei zusätzliche Passagiere an Bord.
    Das war fünf Stunden nachdem die frohe Botschaft von Tidworth nach London und zurück gelangt war. Lange vor dem geplanten Abflug war die schönste Rauferei zwischen der britischen Armee, dem Verteidigungsministerium, dem Security Service und der russischen Botschaft im Gange.
    Die sowjetischen Offiziere fanden sich gegen acht im Speisesaal des Offizierskasinos zum Frühstück ein und unterhielten sich ungezwungen mit ihren britischen Kollegen. Um zwanzig nach acht waren sechzehn von ihnen erschienen. Das Fehlen von Major Kutschenko wurde bemerkt, aber noch ohne jede Besorgnis.
    Etwa um zehn vor neun versammelten sich die sechzehn Russen erneut im großen Vorraum, diesmal mit ihrem Gepäck, und wieder fiel auf, daß Major Kutschenko fehlte. Man schickte einen Steward auf sein Zimmer, der ihn bitten sollte, sich zu beeilen. Der Bus stand schon vor der Tür.
    Der Steward kam zurück und meldete, das Zimmer des Majors sei leer, aber seine Sachen seien noch drin. Eine Delegation von zwei britischen Offizieren und zwei Russen ging ihn suchen. Man stellte fest, daß das Bett benutzt, das Badetuch feucht und alle Kleider Kutschenkos vorhanden waren, und schloß daraus, er müsse sich in Pyjama und Morgenmantel irgendwo im Haus aufhalten. Man schaute im Waschraum am Ende des Ganges nach (nur die zwei russischen Generäle hatten Zimmer mit Bad bekommen), aber erfolglos. Auch die Toiletten wurden überprüft, sie waren alle leer. Aus den Gesichtern der beiden Russen - einer von ihnen war der GRU-Oberst - war inzwischen jede Jovialität gewichen.
    Auch die Briten begannen sich Sorgen zu machen. Eine gründliche Durchsuchung des Kasinogebäudes förderte nichts zutage. Ein Hauptmann des britischen Geheimdienstes schlich sich unbemerkt zu den unsichtbaren Aufpassern vom Security Service hinaus. Aus ihren Aufzeichnungen ging hervor, daß an diesem Morgen zwei Offiziere im Jogginganzug das Gelände verlassen hatten, aber nur einer zurückgekehrt war. Aufgeregt wurde am Haupttor angerufen. Aus dem Wachbuch ging hervor, daß nur Oberst Arbuthnot das Tor passiert hatte, und der war wiedergekommen.
    In der Hoffnung, er könne das Rätsel lösen, holte man den zum fraglichen Zeitpunkt diensthabenden Posten aus dem Bett. Er berichtete vom zweimaligen Erscheinen von Oberst Arbuthnot, doch als man diesen zur Rede stellte, bestritt er entschieden, nach dem Verlassen des Geländes noch einmal zurückgekehrt und dann erneut losgelaufen zu sein. Eine Durchsuchung seines Zimmers ergab, daß ein weißer Jogginganzug sowie ein Sakko, ein Hemd, eine Krawatte und eine Hose fehlten. Der Hauptmann vom Geheimdienst besprach sich hektisch flüsternd mit dem ranghöchsten britischen General, der dann mit äußerst ernster Miene hinüberging und den

Weitere Kostenlose Bücher