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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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wurden die zwei Männer, die keiner von ihnen kannte oder je wiedersehen würde, aus der Maschine geholt und in die auf dem Rollfeld mit verhängten Fenstern wartenden Wagen gebracht. Bailey begrüßte Orlow mit einem kühlen Nicken und sorgte dafür, daß der Russe in die zweite Limousine einstieg. Er wandte sich Roth zu.
    »Er gehört Ihnen, Joe. Sie haben ihn rübergebracht, Sie befragen ihn.«
    »Ich bin kein Befragungsexperte«, sagte Roth. »Das ist nicht mein Fach.«
    Bailey zuckte die Achseln.
    »Sie haben ihn rübergebracht. Er ist Ihnen verpflichtet. Vielleicht hat er bei Ihnen weniger Hemmungen. Sie bekommen jede Unterstützung - Dolmetscher, Analytiker, Spezialisten auf jedem Gebiet, das er erwähnt. Und natürlich den Lügendetektor. Fangen Sie mit dem Lügendetektor an. Fahren Sie mit Orlow zur Ranch - Sie werden erwartet. Und noch eins, Joe: Ich will alles haben, so wie es kommt, sofort, nur für mich, für mich persönlich. Okay?«
    Roth nickte. Als Pawel Kutschenko alias Pjotr Orlow siebzehn Stunden vorher in England den weißen Jogginganzug angezogen hatte, war er ein angesehener sowjetischer Offizier mit einem Zuhause, einer Frau, einer Laufbahn und einem Vaterland gewesen. Jetzt war er ein Bündel, ein Päckchen auf dem Rücksitz einer Limousine in einem fremden Land; man würde ihn unnachsichtig ausquetschen, auch noch den letzten Tropfen Saft aus ihm herauspressen, und wie jedem in seiner Lage kamen ihm jetzt die ersten nagenden Zweifel und Panikgefühle. Roth setzte sich neben den Russen ins Auto.
    »Noch etwas, Joe. Wenn sich Orlow - er wird ab sofort bei uns unter dem Decknamen Minstrel geführt - als Niete entpuppt, macht mich der Direktor zur Sau. Und ungefähr dreißig Sekunden später mache ich Sie zur Wildsau. Viel Glück.«
    Die Ranch war ein geheimer Stützpunkt der CIA, eine echte Farm in einer Gegend im südlichen Virginia, in der es viele Gestüte gibt. Nicht weit von Washington, aber tief in Wäldern verborgen, umzäunt und abgeriegelt, nur über eine lange Zufahrt zu erreichen und bewacht von durchtrainierten jungen Männern, die alle mit Auszeichnung die Trainingskurse für unbewaffneten und bewaffneten Kampf in Quantico absolviert haben.
    Orlow wurde in ein komfortables, in ruhigen Farben gehaltenes Zimmer mit Bad und der üblichen Ausstattung eines guten Hotels - Fernseher, Videogerät, Kassettenrecorder, Polstersessel, Couchtisch - geführt. Essen wurde aufgetragen, seine erste Mahlzeit in Amerika, und Joe Roth leistete ihm Gesellschaft. Während des Flugs über den Atlantik hatten die beiden Männer vereinbart, daß sie sich mit Peter und Joe anreden würden. Jetzt hatte es den Anschein, daß ihre Bekanntschaft enger werden würde.
    »Es wird nicht immer leicht sein, Peter«, sagte Roth, während er zusah, wie der Russe einen großen Hamburger anging. Vielleicht dachte er an die kugelsicheren Fenster, die sich nicht öffnen ließen, die Spionspiegel in allen Räumen, das Aufzeichnen jedes Wortes, das in der Suite gesprochen wurde. Der Russe nickte.
    »Morgen müssen wir anfangen, Peter. Wir müssen reden, wirklich reden. Sie müssen sich einem Test mit dem Lügendetektor unterziehen. Wenn Sie den bestehen, müssen Sie mir. sehr viel sagen. Alles, um genau zu sein. Alles, was Sie wissen oder auch nur vermuten. Immer und immer wieder.«
    Orlow legte seine Gabel weg und lächelte.
    »Joe, wir leben beide in dieser seltsamen Welt. Sie brauchen mir nicht alles« - er suchte nach dem richtigen Ausdruck - »haarklein zu erklären. Ich muß mich des Risikos würdig erweisen, daß Sie auf sich genommen haben, um mich rauszuholen. Wie nennen Sie das doch gleich - den Brautpreis, stimmt’s?«
    Roth lachte.
    »Ja, Peter, den müssen wir jetzt bekommen. Den Brautpreis.«
    In London war der SIS unterdessen nicht ganz untätig geblieben. Timothy Edwards hatte vom Verteidigungsministerium schon bald den Namen des >Vermißten< erfahren - Pawel Kutschenko. Seine eigene Datenbank hatte ihm verraten, daß dies der Deckname von Oberst Pjotr Orlow vom Dritten Direktorat des KGB war. Daraufhin hatte er Sam McCready zu sich gerufen.
    »Ich habe unseren amerikanischen Vettern so hart zugesetzt, wie ich nur konnte. Den Beleidigten gespielt, meiner Empörung Ausdruck verliehen - Sie wissen schon. Bill Carver ist untröstlich. Er sieht seine Position hier gefährdet. Auf jeden Fall wird er Langley drängen, uns alles zu geben, so, wie sie es selbst bekommen. Ich möchte eine kleine Arbeitsgruppe

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