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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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schwieriges Metier. Wir sollten einander nicht schneiden.« Und darauf stießen sie an.
    Der CIA-Großrechner in London ist direkt mit der Zentrale in Langley, Virginia, verbunden, und auf Roths Anforderung hin durchsuchten elektronische Schaltungen in Windeseile Listen von KGB-Offizieren, die der CIA bekannt waren. Die Dateien enthielten Hunderte von >Bestätigten< und Tausende von >Mutmaßlichen<. Diese Informationen stammen zum größten Teil von den Überläufern selbst, denn bei der Befragung eines neuen Überläufers drehen sich die Fragen auch immer wieder darum, wer jetzt welche Funktion hat, wer versetzt, degradiert oder befördert wurde usw. Mit jedem Überläufer wächst der Umfang der Datenbank.
    Roth wußte, daß die Briten in den letzten Jahren in dieser Hinsicht die größten Erfolge gehabt und Hunderte von Namen geliefert hatten, von denen viele neu waren, andere eine Bestätigung lieferten oder zunächst nur auf Vermutungen beruhten. Die Briten verdankten ihr Wissen teils Abhöraktionen, teils raffinierten Analysen und teils Überläufern wie Wladimir Kusitschkin, dem Mann vom
    Illegalendirektorat, den sie aus Beirut herausgeschmuggelt hatten. Wo immer die Datenbank von Langley ihre Informationen her hatte, sie hielt mit ihrem Wissen nicht hinterm Berg. Grüne Buchstaben begannen auf Roths kleinem Bildschirm aufzuleuchten.
     
    PJOTR ALEXANDROWITSCH ORLOW. KGB. OBERST. SEIT VIER JAHREN MUTMASSLICH IM DRITTEN DIREKTORAT. SOLL SICH IM GEMEINSAMEN PLANUNGSSTAB DER ROTEN ARMEE IN MOSKAU ALS GRU-MAJOR AUSGEBEN. FRÜHER TÄTIG IN DER OPERATIONSPLANUNG DER MOSKAUER ZENTRALE UND IM ERSTEN HAUPTDIREKTORAT
    (ILLEGALENDIREKTORAT) JASSENEWO.
     
    Roth stieß einen Pfiff aus und schaltete den Computer ab. Was die Stimme am Telefon gesagt hatte, paßte ins Bild. Dem Dritten Direktorat des KGB oblag es, ständig die Loyalität innerhalb der Streitkräfte zu kontrollieren. Es war deshalb äußerst unbeliebt, wurde aber toleriert. Die Mitarbeiter des Direktorats wurden im allgemeinen als angebliche Offiziere des Militärischen Geheimdienstes GRU in die Streitkräfte eingeschleust. Sie waren allgegenwärtig und stellten ständig Fragen, um die Überwachung aufrechtzuerhalten. Wenn Orlow wirklich vier Jahre lang als angeblicher GRU-Major im Gemeinsamen Planungsstab des sowjetischen Verteidigungsministeriums tätig gewesen war, mußte er ein wandelndes Lexikon sein. Außerdem hätte dies auch erklärt, warum er zu der Gruppe sowjetischer Offiziere gehörte, die entsprechend der jüngst getroffenen Vereinbarung zwischen NATO und Warschauer Pakt eingeladen worden war, die britischen Manöver auf der Salisbury Plain zu beobachten.
    Er sah auf die Uhr. Vierzehn Minuten nach sieben. Keine Zeit mehr für einen Anruf in Langley. Sechzig Sekunden Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Zu riskant, sag ihm, er soll ins Kasino zurückkehren, auf sein Zimmer gehen und sich von einem britischen Steward eine schöne Tasse Tee bringen lassen. Dann zurück nach Heathrow und Moskau. Versuch, ihn zu überreden, sich in Heathrow abzusetzen, damit gewinnst du Zeit, Kontakt mit Calvin Bailey aufzunehmen. Das Telefon klingelte.
    »Mr. Roth, vor der Telefonzelle steht ein Bus. Der erste heute morgen. Ich nehme an, er bringt ziviles Reinigungspersonal in die Kaserne von Tidworth. Wenn ich da mitfahre, kann ich es gerade noch.«
    Roth holte tief Luft. Ruhig, Junge, jetzt nur nicht die Nerven verlieren.
    »Okay, Oberst Orlow. Wir nehmen Sie. Ich setze mich mit meinen britischen Kollegen in Verbindung. Die bringen Sie innerhalb der nächsten dreißig Minuten in Sicherheit -«
    »Nein.« Die Stimme war barsch, duldete keinen Widerspruch. »Ich komme nur zu den Amerikanern. Ich will hier weg und nach Amerika. Das ist unser Deal, Mr. Roth. Was anderes kommt nicht in Frage.«
    »Also hören Sie, Herr Oberst -«
    »Nein, Mr. Roth. Ich möchte, daß Sie mich selbst abholen. In zwei Stunden. Auf dem Bahnhofsvorplatz von Andover. Von dort bringen Sie mich zum amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Upper Heyford. Und Sie besorgen mir einen Flug nach Amerika. Auf etwas anderes lasse ich mich nicht ein.«
    »Also gut, Herr Oberst. Sie haben gewonnen. Ich komme.«
    Roth brauchte zehn Minuten, um sich fertig anzuziehen, Paß, CIA-Ausweis, Geld und Autoschlüssel einzustecken und mit dem Lift in die Tiefgarage zu fahren.
    Fünfzehn Minuten, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, fädelte er sich in die Park Lane ein und fuhr nach Norden Richtung Marble Arch und

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