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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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im Koordinierungsstab der britischen Geheimdienste.
    Roth kam vom Office of Special Projects, einem Büro, das erst sechs Jahre zuvor eingerichtet worden, und, wie der Name sagte, für Projekte und Maßnahmen zuständig war, die nach Meinung der CIA-Zentrale in Langley so sensibel waren, daß der Stationschef die Möglichkeit haben sollte, hinterher jede Beteiligung zu bestreiten, selbst gegenüber Partnerländern Amerikas.
    Alle CIA-Agenten, gleichgültig, welcher Abteilung sie angehören, haben einen richtigen Namen und einen Einsatznamen. Der richtige Name ist, in befreundeten Botschaften, tatsächlich der echte; Joe Roth war tatsächlich Joe Roth und wurde auch so in der Liste der akkreditierten Diplomaten geführt. Aber im Gegensatz zu Carver war er undeklariert, das heißt, auf britischer Seite wußten nur drei oder vier Angehörige des britischen Geheimdienstes SIS über ihn Bescheid. Und sein Einsatzname war ebenfalls nur diesem kleinen Kreis sowie einigen seiner Kollegen in Amerika bekannt. Um sieben Uhr morgens am Telefon mit diesem Namen angeredet zu werden, noch dazu von einem Mann mit ausländischem Akzent, war für ihn ein schrilles Warnsignal.
    »Tut mir leid«, sagte er vorsichtig. »Hier ist Joe Roth. Niemand sonst. Wer spricht denn da?«
    »Hören Sie mir gut zu, Mr. Roth oder Mr. Hayes. Ich heiße Pjotr Alexandrowitsch Orlow. Ich bin Oberst des KGB -«
    »Also wenn das ein Scherz sein soll -«
    »Mr. Roth, daß ich Sie mit ihrem Decknamen anrede, ist für Sie kein Scherz. Und es ist für mich kein Scherz, daß ich in die USA überlaufen will. Genau das biete ich Ihnen an. Ich will nach Amerika, und zwar schnell. Schon sehr bald wird es mir unmöglich sein, auf meine eigene Seite zurückzukehren. Man wird keine Entschuldigung gelten lassen. Ich bin im Besitz einer ungeheuren Menge von Informationen, die für Ihre Behörde von größtem Wert wären, Mr. Roth. Aber Sie müssen sich sehr rasch entscheiden, sonst kehre ich zurück, solange noch Zeit ist -«
    Roth hatte hastig ein paar Notizen auf einen Block gekritzelt, den er sich vom Couchtisch im Wohnzimmer geschnappt hatte. Auf dem Block standen noch die Ergebnisse von seinem Pokerspiel mit Sam McCready in der letzten Nacht. Später erinnerte er sich, daß er gedacht hatte: Mein Gott, wenn Sam das jetzt hören könnte, der würde durchdrehen. Er fiel dem Anrufer ins Wort.
    »Wo sind Sie jetzt genau, Herr Oberst?«
    »In einer Telefonzelle in einer Kleinstadt in der Nähe der Salisbury Plain«, sagte die Stimme. Grammatikalisch war das Englisch fast fehlerfrei. Nur der Akzent war eindeutig ausländisch. Roth war darauf trainiert, Akzente zu erkennen, sie einzuordnen. Dieser war slawisch, wahrscheinlich russisch. Er fragte sich immer noch, ob sich das als einer von Sam McCreadys verrückten Scherzen entpuppen würde, ob plötzlich wieherndes Gelächter aus der Muschel schallen würde. Verdammt, es war nicht einmal der erste April. Es war der dritte.
    »Die letzten drei Tage«, sagte die Stimme, »war ich Mitglied einer Delegation sowjetischer Offiziere, die ein britisches Militärmanöver auf der Salisbury Plain beobachtet hat. Wir waren in der Kaserne in Tidworth untergebracht. Ich bin dort als Major Pawel Kutschenko vom GRU aufgetreten. Ich habe mich vor einer Stunde entfernt. Wenn ich nicht innerhalb der nächsten Stunde wieder dort bin, gibt es für mich kein Zurück mehr. Für den Rückweg brauche ich eine halbe Stunde. Sie haben dreißig Minuten, um mir Ihre Entscheidung mitzuteilen, Mr. Roth.«
    »Okay, Herr Oberst. Ich spiele mit - vorerst. Rufen Sie mich in fünfzehn Minuten zurück. Die Leitung wird frei sein. Dann bekommen Sie Ihre Antwort.«
    »Fünfzehn Minuten. Dann gehe ich zurück«, sagte die Stimme, und der Hörer wurde eingehängt.
    Roth überlegte fieberhaft. Er war neununddreißig und seit zwölf Jahren bei der CIA. So etwas war ihm noch nie vorgekommen. Aber es gab schließlich Männer, die ihr Leben lang bei der CIA waren und noch nie einen russischen Überläufer auch nur aus der Ferne gesehen hatten. Aber er wußte von ihnen, sie alle wußten von ihnen, sämtliche Außenagenten wurden in Besprechungen und Schulungen immer wieder darauf getrimmt, auf einen sowjetischen Überläufer gefaßt zu sein.
    Die meisten, so wußte er, kamen nach ersten vorsichtigen Annäherungsversuchen. Normalerweise entschloß sich ein Überläufer erst nach langem Nachdenken und gewissen Vorbereitungen zu dem folgenschweren Schritt. Die ihm bekannten

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