Meade Glenn
herrschte einige Sekunden Schweigen, ehe Abu Hasims blecherne Stimme erklang. Sein scharfer Ton war unverkennbar.
»Mr. Rapp, wie ich bereits sagte, bin ich bereit, mit Ihrem Präsidenten zu sprechen. Ist er ebenfalls bereit, mit mir zu sprechen?«
»Der Präsident bemüht sich nach Kräften, Wege zu finden, um Ihre Forderungen zu erfüllen. Er bat mich, vorab ein paar wichtige Fragen mit Ihnen zu klären.«
Rapp nickte dem Dolmetscher zu.
»Ihre Erklärungen interessieren mich nicht«, erwiderte Hasim nach einer kurzen Verzögerung. »Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen. Ihre Ablenkungsmanöver beeindrucken mich nicht. Wenn Sie glauben, ich falle darauf herein, haben Sie sich getäuscht. Sagen Sie Ihrem Präsidenten, dass es kein Gespräch mehr auf dieser Frequenz geben wird, wenn er nicht persönlich mit mir spricht.«
Der Dolmetscher verstummte, und Rapp fuhr fort. »Mr.
Hasim…? Sind Sie noch da, Mr. Hasim?«
»Halten Sie ihn hin, Rapp. Erzählen Sie dem Mistkerl irgendetwas, damit er in der Leitung bleibt«, flüsterte Janet Stern ihm zu.
»Mr. Hasim… wenn Sie mir bitte zuhören würden…»
Es folgte Stille, und dann drang die Stimme des Technikers aus den Lautsprechern. »Sie verschwenden Ihre Zeit, Sir. Er hat die Verbindung abgebrochen.«
49
Mohamed Rashid fuhr in dem grauen Plymouth über die Mason Bridge in Richtung Arlington. Die Aktentasche lag auf dem Boden hinter seinen Füßen. In Arlington fuhr er vom Highway ab und steuerte auf ein Mietshaus zu. Fünf Minuten später war er da. Unterwegs hatte er kurz angehalten, um von einem öffentlichen Telefon aus zu telefonieren. Als er vor dem Wohnhaus anhielt, sah er den Mann, der im Schatten des Hauses auf ihn wartete. Rashid ließ die Scheinwerfer kurz aufleuchten, woraufhin der Mann auf den Wagen zuging. Es war ein dürrer Araber in den Zwanzigern, den Rashid persönlich ausgebildet hatte. Er setzte sich wortlos auf den Beifahrersitz und schloss die Tür. »Ist alles vorbereitet, Tamir?«, fragte Rashid.
»Ja.«
»Wo steht der Lieferwagen?«
»Hinter dem Haus.«
Fünfundzwanzig Minuten später steuerte Rashid den Plymouth durch die fast menschenleeren Straßen Washingtons, bis er die F Street, drei Häuserblocks von der FBI-Zentrale entfernt, erreichte. Er blieb genau gegenüber von einem McDonald’s Restaur ant stehen.
Direkt hinter ihm hielt der GM-Lieferwagen an, an dessen Steuer Tamir saß. Der junge Araber stieg aus, ging zu Rashids Wagen und stieg ein. Rashid hatte ihm alles bis ins kleinste Detail erklärt. Der Mann kannte sein Schicksal. Er war dafür ausgebildet worden und hatte um den Auftrag gebeten. Rashid hob die Aktentasche vorsichtig vom Boden hoch und reichte sie ihm. Der junge Mann presste sie an seine Brust, als enthielte sie heilige Reliquien. Sein Gesicht war von winzigen Schweißperlen übersät.
»Deine Stunde ist gekommen, Tamir. Du weißt genau, was du zu tun hast.«
Der Araber schaute Rashid in die Augen und nickte mit ernster Miene. »Ja, mein Bruder.«
»Allah möge dich begleiten. Heute Nacht wirst du als Märtyrer in die Geschichte eingehen.«
20.15 Uhr
»Beruhigen Sie sich. Ich bitte um Ruhe.«
Der Präsident rief seine bestürzten Berater zur Ordnung.
Lautes Stimmengewirr hallte durch den Krisenraum, nachdem Abu Hasim das Gespräch abrupt beendet hatte. Alle Berater mussten sich von ihrem Schock erholen.
»Professor Stern…« Der Präsident wandte sich in rauem Ton an die zierliche Psychologin, als sich der Lärm gelegt hatte. »Sie scheinen die Einzige unter uns zu sein, die sich nicht über das jähe Ende des Gesprächs wundert.«
»Ich habe es fast erwartet, Mr. President. Obwohl wir Ihnen vorgeschlagen haben, Mr. Rapp als Vermittler einzuschalten, waren wir darauf gefasst, dass Hasim sich möglicherweise nicht darauf einlassen würde. Wir mussten es trotzdem versuchen. Es ist komplizierter, als wir vermuteten. Hasim hat unser Ablenkungsmanöver durchschaut.«
»Dieser Typ lässt sich nicht überlisten«, fügte Franklyn Young hinzu. »Er ist zwar verrückt, aber clever. Uns steht ein harter Kampf bevor.«
»Was schlagen Sie vor?«
»Wir warten fünf Minuten, und dann versuchen Sie, persönlich mit ihm zu sprechen.«
»Und was soll ich ihm sagen?«
»Sie fuhren das Gespräch so, wie wir es besprochen haben«, lautete Sterns Antwort. »Machen Sie ihm klar, dass Sie ihn ernst nehmen und sich nach Kräften bemühen, seine Forderungen zu erfüllen. Dennoch könnten Sie ihn bitten, Mr.
Weitere Kostenlose Bücher